Essen-Kupferdreh. Im Ruhrgebiet wird derzeit fast jeden dritten Tag ein Ticket-Automat gesprengt. Jetzt hat es Essen-Kupferdreh erwischt. Wer macht sowas?

Zwei Tage nach der gewaltsamen Zerstörung eines Ticket-Automaten am Bahnhof in Essen-Kupferdreh sucht die Polizei weiter nach Zeugen. Das grüne Gerät, das Fahrscheine für den Regionalverkehr (S-Bahnen und andere) und für den Fernverkehr (Deutsche Bahn) ausspuckt, war in der Nacht auf Dienstag, 14. November, von Unbekannten mit einem Sprengsatz zerstört worden. Den Knall gegen drei Uhr nachts bekamen viele Menschen in Kupferdreh mit.

Es ist der erste Fahrkarten-Automat auf Essener Stadtgebiet, der auf diese Art und Weise zerstört wurde. Der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) beklagt eine ganze Reihe von ähnlichen Vorfällen in den letzten Monaten – in 39 Tagen mussten elf Automaten in der Region dran glauben. Das heißt: Fast an jedem dritten Tag geht derzeit irgendwo im Ruhrgebiet ein Ticket-Automat hoch.

Elf Ticketautomaten gesprengt in 39 Tagen

Die Tatorte seit dem 5. Oktober 2023: Die Bahnhöfe bzw. Haltepunkte in Bottrop-Feldhausen, Gelsenkirchen-Hassel, Duisburg-Schlenk, Bochum-Riemke, Bottrop-Feldhausen, Duisburg Rheinhausen-Ost, Dortmund Dorstfeld, Duisburg Hochfeld-Süd, Frimmersdorf, Marl-Hamm – und jetzt Kupferdreh.

Das Bild der Zerstörung an der Bahnstraße in Kupferdreh ist einen Tag nach dem Vorfall immer noch immens: Notdürftig verdeckt worden mit Holzspan-Platten sind die Innereien der zerstörten Geräts, die abgesprengte Automatenfassade liegt noch daneben, überall Splitter, Schrauben, Geräteteile. Immerhin: Auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite am Aufgang zu den Gleisen steht ein Automat der Ruhrbahn, den haben die Täter verschont.

Im Stadtteil Kupferdreh hat man sich, auch wenn das fast zynisch klingt, an nächtliche Explosionen fast schon gewohnt. Bislang hatten die Täter allerdings immer Geldautomaten im Visier.

Anfang 2022 zerstörten Unbekannte einen Geldautomaten der Deutschen Bank auf der Kupferdreher Straße, zuvor hatten Kriminelle zweimal einen Geldautomaten in einer Filiale der Commerzbank zerstört. Die Folge: Im gesamten Stadtteil gibt es jetzt nur noch einen einzigen Geldautomaten – den der Sparkasse. Sowohl Deutsche Bank als auch Commerzbank schlossen ihre Vertretungen vor Ort.

Nach der Detonation am Kupferdreher Bahnhof gab es bereits am frühen Morgen Spekulationen in sozialen Netzwerken: Ob jetzt der Sparkassen-Automat gesprengt worden sei? Nein, hieß es schnell, diesmal war es der Ticketautomat. Scherzbolde wiesen darauf hin, dass es an der Kupferdreher Straße auch noch einen alten Kaugummiautomaten gebe. Und immer wieder die Frage: „Wer macht sowas?“

Der VRR ersetzt die Automaten

Frage an den VRR: Wenn so viele Ticket-Automaten gesprengt werden – ist zu befürchten, dass der Verkehrsverbund die Geräte abbaut und darauf setzt, dass die Kunden nur noch online ihr Ticket kaufen oder im Lottoladen? Eindeutige Antwort: „Es gibt keine Überlegungen in die Richtung, Automaten dauerhaft zurückzubauen“, sagt Dino Niemann, Sprecher des VRR. „Wir müssen und möchten den Fahrgästen eine Möglichkeit anbieten, Fahrkarten am Bahnhof zu erwerben.“

Klar ist allerdings auch: Die Automaten sind nach der Detonation ein Fall für den Schrottplatz. Es handelte sich in allen Fällen um Totalschäden, an Reparaturen war nicht zu denken.

Ob die Täter in Essen-Kupferdreh überhaupt Beute gemacht haben, ist derzeit noch Gegenstand der Ermittlungen, berichtet ein Sprecher der Polizei Essen. „Generell ist die Erwartung an einen hohen Geldbetrag bei gesprengten Ticket-Automaten gering, deswegen gehen wir davon aus, dass es häufig um nichts weiter als Vandalismus geht.“

Videoaufnahmen vom Bahnhof Kupferdreh gibt es nach Angaben der Polizei nicht. Wer etwas Verdächtiges beobachtet hat, meldet sich unter 0201-829/0.

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