Essen-Kupferdreh. Optiker, Fleischer, Schönheitssalon: Die Sprengung des Geldautomaten in Essen-Kupferdreh hat auch Folgen für Geschäfte. Welche schließen mussten.
Die Wucht mit der der Geldautomat der Deutschen Bank in Kupferdreh in die Luft gejagt wurde, traf auch manches benachbarte Geschäft. Einige Folgen sind nach wie vor zu sehen. Diese gab es auch für Bewohner, die nicht in ihrem Zuhause bleiben konnten.
„Nimm das Schaufenster mit nach Hause“, steht in Kupferdreh bei Optiker Köster über dem QR-Code zu lesen. Doch von einer Scheibe selbst ist nichts mehr übrig, die anderen beiden werden mit Klebeband zusammengehalten.
In der Nische zwischen einem Nagelstudio und dem Zugang zur Deutschen Bank sitzt nun der Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes. Er hat morgens seinen Kollegen abgelöst, denn das Gebäude werde nun rund um die Uhr bewacht. Den Eingang zu dem Raum, in dem sich der Geldautomat befand, verschließt ein riesiges Holzbrett. Das Haus ist einsturzgefährdet, die Anwohner (zwei Parteien) haben es noch in der Nacht zu Montag (24. Januar) verlassen müssen, nachdem hier zwei Detonationen riesigen Schaden angerichtet hatten. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.
Einige Ladenlokale in Essen-Kupferdreh bleiben immer noch geschlossen
Es war 3.20 Uhr, als bislang Unbekannte den Automaten gesprengt haben. Drei Männer (dunkel gekleidet) sollen laut Polizei in einem dunklen Audi Kombi Richtung Velbert geflohen sein. Während die Fahndung noch läuft, sind zwar zahllose Scherben beseitigt, manche Scheiben wie in der Fleischerei nebenan bereits getauscht, geöffnet hat das Ladenlokal aber auch am Dienstag noch nicht.
Dunkel bleibt es auch noch im Schönheitssalon „Jasmin Nails & Beauty“, der ebenfalls gleich neben dem Raum der Deutschen Bank liegt. Auch hier ist das Schaufenster beschädigt. Informationen habe sie bislang nicht erhalten, sagt die Inhaberin, die ihren Salon im Stadtteil seit vier Jahren betreibt.
Kunden fürchten um den Fortbestand des Schönheitssalons
Wo Kunden nun Geld abheben können
Nachdem Geldautomaten in anderen Stadtteilen gesprengt worden sind, hat die Deutsche Bank bereits in einigen Fällen entscheiden, diese nicht wieder zu ersetzen. Das befürchten nun auch die Kupferdreher.Bislang gibt es lediglich einen Verweis an dem Standort Kupferdreher Straße, dass die SB-Stelle wegen Vandalismusschäden außer Betrieb ist: „vorübergehend“, heißt es. Das Geldinstitut verweist auf die Filialen Heisingen, Heisinger Straße 499, und Überruhr, Schulte-Hinsel-Straße 33. Zudem sollen die Geldautomaten der Commerzbank, Postbank und die an Shell-Tankstellen kostenlos zur Verfügung stehen.
Gleichzeitig hätten sich zahlreiche Kunden per Whats App bei ihr gemeldet: „Bitte bleiben Sie“, hätten Nachrichten gelautet, denn die Kunden seien besorgt, dass sie Kupferdreh verlassen könnte. Um über einen Wechsel des Standortes nachzudenken, dafür sei es zu früh. Dennoch hoffe sie, zeitnah zu erfahren, ob es an der Kupferdreher Straße 172 für sie weitergehe. Immerhin hängt da ihre Existenz dran.
Besonders heftig haben die Folgen der Sprengung zudem Optiker Köster getroffen. Die Wucht der Detonationen wird deutlich, wenn man die zerstörten Schaufenster sieht, obwohl zwischen diesen beiden Häusern die Kupferdreher Straße mit ihren beiden Fahrspuren liegt.
In den vergangenen vier Jahren gab es drei Sprengungen in Essen-Kupferdreh
„Teile von der Deutschen Bank sind bei uns im Laden gelandet“, berichtet Augenoptikerin Karina Meuers. Außer den Scheiben seien so auch Brillen beschädigt worden. Nun sind alle Scherben beseitigt, draußen hat die Stadt die Straße rasch reinigen lassen, so dass der Betrieb am Dienstag weiterlaufen kann. „Es ist schon etwas anderes, wenn es einen selbst betrifft“, sagt sie mit Blick darauf, dass es im Stadtteil an der Kupferdreher Straße in den vergangenen vier Jahren bereits drei Sprengungen von Geldautomaten gegeben hat. Im Vorjahr dann der Versuch bei der Deutschen Bank.
Nun waren die Täter offenbar erfolgreicher, könnten mit einer Beute geflohen sein. Immerhin sollen Geldscheine auf der Straße gelandet sein und auch im Raum selbst gelegen haben. Warum es Kupferdreh immer wieder trifft: Die Polizei glaubt an die Randlage und auch die Nähe zu der Autobahn 44, die bei der Flucht hilfreich sein könnte.
Passanten diskutieren über mögliche Sicherheitssysteme für Geldautomaten
Ob die Deutsche Bank an ihrem Standort festhalten wird, dazu steht eine Entscheidung noch aus. Auf der Straße ist auch diese Sprengung wieder Thema. Während manche Kupferdreher bereits eine endgültige Schließung fürchten, möchte ein junger Mann nicht nur wissen, wer wohl für die ganzen Schäden aufkommt und vor allem auch: „Warum gab es keine Farbkassette?“
Nicht nur er glaubt, dass man die Automaten besser schützen müsse. Bei so vielen Fällen müsse doch sichergestellt werden, dass nicht jeder in die Räume mit den Automaten gelange. Bankkarte in Verbindung mit Personalausweis könnte eine Lösung lauten, glaubt er und findet die Tat einfach nur „frech und krass“. Seine Befürchtung teilt er mit manchem anderen: „Die Täter kommen wahrscheinlich davon.“
Auf Nachfrage bezüglich des Einsatzes von Farbkassetten teilt ein Sprecher der Deutschen Bank mit: „Wir äußern uns generell nicht zum Sicherheitsvorgehen.“ Kein Kommentar gelte da in allen Fällen – und auch für Kupferdreh.