Essen-Bredeney. Seit 2022 bietet Tamara Puhlmann Postdienstleistungen in Essen an. Warum sie jetzt überlegt, ihr Geschäft aufzugeben und was die Post dazu sagt.
- Seit anderthalb Jahren gibt es eine Post-Partnerfiliale in Bredeney.
- Jetzt fürchtet die Betreiberin, ihr Geschäft bald schließen zu müssen.
- Im Stadtteil soll es aber weiter das Angebot von Postdienstleistungen geben.
Voller Optimismus ist Tamara Puhlmann vor anderthalb Jahren mit ihrem Geschäft Casa Cartonia an der Bredeneyer Straße in Essen gestartet. Neben Geschenk- und Dekoartikeln bietet sie dort Postdienstleistungen an. Die Bredeneyer hätten das Angebot gut angenommen, sagt sie. Dennoch weiß sie nicht, wie lange sie ihr Geschäft noch halten kann.
„Ich arbeite wochentags elfeinhalb Stunden, samstags sechs. Trotzdem bleibt finanziell am Monatsende nichts übrig“, klagt sie. Das Hauptproblem sei, dass zu den hohen Mietkosten für die Räume im Zentrum Bredeneys und den steigenden Nebenkosten die Zuschüsse der Post für den Betrieb der Partnerfiliale schon zweimal gekürzt worden seien.
Essener Geschäftsfrau will Postdienstleistungen für Bredeney erhalten
Viele Bredeneyer seien nach dem Aus der Postbank in den Räumen an der Bredeneyer Straße 152 froh über die Eröffnung der Post-Partnerfiliale im Geschäft Casa Cartonia gewesen. „Das war ja auch damals meine Idee, die Postdienstleistungen für die vielen älteren Menschen hier im Stadtteil zu erhalten“, blickt Tamara Puhlmann zurück.
Der Fixanteil an den Kosten, den die Post ihr zahle, sei dringend notwendig, um das Angebot, das viel Arbeit bedeute, rentabel zu halten. Ständig würden irgendwo Packstationen eröffnet, aber bei den Partnerfilialen solle offenbar gespart werden. Dabei nutzten viele Leute das Geschäft zur Paketabgabe. „Derzeit habe ich hier quasi ein Paketlager“, sagt sie.
„Ich muss immer beide Schalter öffnen, was bedeutet, dass immer auch eine meiner Mitarbeiterinnen da sein muss. Das verursacht natürlich hohe Personalkosten“, erklärt die Bredeneyerin. Zudem dürfe sie die Poststelle abgesehen von den Sonn- und Feiertagen nur einen Tag im Jahr geschlossen lassen. „Wenn sich im November keine Lösung ergibt, muss ich den Mietvertrag kündigen und werde den Laden Ende Mai 2024 schließen“, sagt Puhlmann. Das Geschäft sei wochentags von 8 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 18 Uhr und samstags von 8 bis 14 Uhr geöffnet. Urlaub sei derzeit nicht drin – weder zeitlich noch finanziell.
Die Entscheidung, ob sie das Geschäft aufgebe, mache sie sich nicht leicht. Ihr Ziel sei es ja nach wie vor, den Bredeneyern die Poststelle zu erhalten, gerade älteren Menschen weite Wege zu ersparen und die Nahversorgung im Stadtteil zu sichern. „Und ich hätte auch nie gedacht, dass mir die Postarbeit so viel Spaß machen würde“, sagt die Geschäftsfrau, die zwei Teilzeitkräfte und drei Aushilfen beschäftigt. Schon die Tatsache, dass man bei ihr kein Geld abholen könne, wie früher in der Postbank, mache vielen zu schaffen. „Noch heute kommen Menschen, die Geld holen wollen.“
Inhaberin des Ladens klagt über viel Arbeit und wenig Geld
Da sie neben ihrem Laden auch noch die Buchhaltung für eine Firma erledige, zudem schon eine Stunde vor Öffnung des Geschäfts mit dem Auffüllen von Briefmarken und Co. beschäftigt sei, bleibe ihr kaum Freizeit. „Und dann muss ich am Ende jeden Euro umdrehen, weil der Verdienst so gering ist“, ärgert sich die Geschäftsfrau.
Sie war früher im Getränkevertrieb für die Gastronomie und Hotellerie tätig. Als durch die Corona-Pandemie die Gastronomie unter massiven Einschränkungen litt, konzentrierte sie sich auf ihr Hobby, den Online-Handel mit Ritterzubehör und -handwerk, den sie auch weiter betreibt. Sie versorgt Mittelalterfans mit Lederbekleidung, Werkzeug, Fellen, Schwertern und Co.. Schön sei die derzeitige Situation nicht – nicht für sie und nicht für die Bredeneyer: „Gerade die alten Menschen bleiben immer öfter auf der Strecke.“
Die Pressestelle der DHL-Group möchte sich auf Anfrage dieser Redaktion nicht zu vertraglich individuell vereinbarten Details äußern und deshalb auch nicht auf die von Tamara Puhlmann kritisierte Reduzierung der Zuschüsse eingehen. Die Vertriebsleitung stehe aber bereits in engem Austausch mit der Filial-Partnerin in Bredeney.
Die Konzeption der Partner-Filialen habe sich seit nunmehr 28 Jahren bewährt, heißt es in der Stellungnahme des Unternehmens. Sowohl die DHL-Group als auch die Filialpartner und Kunden profitierten von den Kooperationen. So bleibe die postalische Grundversorgung vor Ort gesichert.
Den Geschäften bringe die Zusammenarbeit eine Frequenz- und Umsatzsteigerung, da neben der Kundschaft für das Kerngeschäft zusätzliche Kundenpotenziale erschlossen werden könnten. Außerdem könnten sich Partner durch das Postgeschäft im Laden ein zweites finanzielles Standbein aufbauen. „Dieses ist als Zusatz zu einem auskömmlichen Kerngeschäft zu verstehen“, so Britta Töllner, Sprecherin der DHL-Group. Die Postfiliale hat Montag bis Freitag jeweils acht Stunden und Samstag fünf Stunden geöffnet.
In Bredeney wird es weiter Postdienstleistungen geben, verspricht die DHL-Group
Die gesetzlich definierten Vorgaben sehen laut Töllner bundesweit den Betrieb von 12.000 Postfilialen vor. Mit über 37.500 stationären Annahme- und Verkaufsstellen für Post- und Paketdienstleistungen biete man den Kunden heute deutschlandweit ein größeres Netz als zuvor. Es gebe rund 12.900 Partner-Filialen, ca. 10.400 DHL-Paketshops, über 12.500 Packstationen und Poststationen sowie rund 1700 Verkaufspunkte dort, wo die Kunden diese Dienstleistungen in Anspruch nehmen wollten.
„Wir werden in Essen-Bredeney auch in Zukunft Postdienstleistungen anbieten“, versichert die Sprecherin, die betont, dass die Postdienstleistungen für die Geschäftsleute nur als Nebenerwerb gedacht seien. Sollte die Partnersuche erfolglos verlaufen, würden zur Abdeckung der Kundennachfrage in solchen Fällen Interim-Standorte mit eigenem Personal auf angemieteten Flächen eingerichtet.
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