Essen-Bredeney. Tamara Puhlmann hat die Räume der geschlossenen Postbank-Filiale in Bredeney übernommen. Warum sie nebenher mehrere Online-Shops betreibt.

• Im Frühjahr hat die Postbank-Filiale in Essen-Bredeney geschlossen.
• Die Räume wurden renoviert und umgestaltet.
• Jetzt hat dort ein neuer Laden eröffnet.

Als die Postbank-Filiale in Essen-Bredeney vor wenigen Monaten schloss, fürchteten die Bürgerinnen und Bürger weitere Einschnitte bei der Nahversorgung. Geld abholen können sie jetzt nicht mehr an der Bredeneyer Straße 152, aber ihre Postangelegenheiten an gleicher Stelle regeln und Geschenk- und Dekoartikel kaufen. Dort hat jetzt Tamara Puhlmann ihre Casa Cartonia eröffnet. Für die Bredeneyer ist die Geschäftsfrau keine Unbekannte.

Die 45-jährige Tamara Puhlmann wurde zwar in Düsseldorf geboren, lebt aber seit langem in Essen. Dort, wo sie jetzt ihr Geschäft für Postdienstleistungen, Schreibwaren und Geschenkartikel eröffnet hat, führte sie vor Jahren im Innenhof an der Bredeneyer Straße die Casa Landhausmöbel mit Antiquitäten, Möbeln und Dekoartikeln für Haus und Garten.

Geschäftsfrau ist in Essen-Bredeney keine Unbekannte

Als ihr inzwischen erwachsener Sohn geboren wurde, wechselte sie als alleinerziehende Mutter in den Vertrieb von Getränken für Gastronomie und Hotellerie, weil das zeitlich besser mit dem Familienleben vereinbar gewesen sei. Zusätzlich baute sie mehrere Online-Shops auf – darunter vor zwölf Jahren einen für Ritterhandwerk.

„Es gibt in Deutschland rund 1000 Mittelaltermärkte und Rittertreffen pro Jahr. Das ist eine riesige Fanszene, die Bedarf an entsprechender Lederkleidung, Werkzeug, Ösen, Fellen, Schwertern, Schnallen und Co. hat“, erklärt Tamara Puhlmann, die selbst solche Märkte mit großer Begeisterung besucht und deshalb genau den Bedarf der Mittelalterfans kennt. In einem weiteren Online-Shop verkauft sie Antik-Leder, das sie passgenau zum Ausbessern von Antiquitäten liefert.

„Da ich hier nebenan wohne, habe ich mitbekommen, dass die Postbank-Filiale im Frühjahr schließt. Sofort hatte ich den Wunsch, die Post für die Bredeneyer zu retten“, sagt Tamara Puhlmann. Dass sie viele Kundinnen und Kunden schon als Nachbarin und Geschäftsfrau kannten, habe beim Start sehr geholfen. Ihre Bewerbungen bei der Post und dem Vermieter, der sie ja schon vom Landhaus-Möbel-Geschäft kannte, seien erfolgreich gewesen.

Die Postbank hatte – gemäß ihrer Ankündigung Mitte 2021 – Ende März ihre Filiale geschlossen. Damit hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben die Konsequenzen aus dem geänderten Kundenverhalten und dem Trend zum Online-Banking gezogen.

„Nachdem die Postbank die Räume verlassen hatte, ist hier grundlegend entstaubt, entkernt und renoviert worden“, sagt Tamara Puhlmann. „Der Postbereich ist ganz neu für mich, ich habe mich mit Online-Schulungen darauf vorbereitet.“ Sie bietet jetzt die üblichen Post-Dienstleistungen wie Briefmarken, Retouren, Paket- und Expresssendungen, Einschreiben und Post-ID an. „Geld abholen geht jetzt leider nicht mehr.“

Zum Sortiment gehören auch Deko- und Geschenkartikel

„Ich habe dafür jetzt Geschenkartikel und Schönes für Haus und Garten ins Sortiment genommen“, sagt die Geschäftsfrau. Dabei legt sie Wert auf Nachhaltigkeit und bietet auch gebrauchte Kartons für einen Euro an. Zudem sind Getränke – von veganer Limonade über exotische Biersorten – erhältlich. Derzeit hat Tamara Puhlmann vier Angestellte – ganz bewusst nur Frauen. „Ich möchte Frauen fördern“, betont sie. Verstärkung könne ihr Team auf jeden Fall noch gebrauchen.

Mit ihrer Entscheidung, die Post für die Bredeneyer zu erhalten, sei sie bisher sehr zufrieden, sie erfahre viel positive Resonanz im Stadtteil. In Kombination mit den Online-Shops sei das genau das Richtige für sie. „Ich mag es vielseitig, man muss beweglich und neugierig bleiben“, sagt die 45-Jährige, die ursprünglich mal Bürokauffrau gelernt hat. „Das kommt mir natürlich heute bei der Finanz- und Lohnbuchhaltung zugute.“