Essen-Holsterhausen. Dreimal am Tag wird die Bardelebenstraße derzeit gesperrt, damit Kinder sicher zur Schule kommen. Eltern und Politik wollen eine Dauerlösung.

Elterntaxis können ihre Kinder seit 4. September nicht mehr direkt zur Bardelebenschule und zum BMV-Gymnasium bringen. Aktuell läuft in der Bardelebenstraße ein Pilotprojekt, bei dem die Zufahrt der Straße dreimal täglich – zu den Hol- und Bringzeiten – gesperrt wird. Ziel ist es, den Schulweg für Kinder sicherer zu machen. Das erste Fazit von Schulen, Eltern, Polizei und Politik fällt positiv aus. Nun wollen die Beteiligten das Projekt gerne verstetigen.

„Wir sind mit dem bisherigen Erfolg sehr zufrieden“, sagt Julia Schnetger, Mutter und Teil des Projektteams. Die Verkehrssituation habe sich stark beruhigt. Gleichzeitig sei aber klar: „Der Arbeitsaufwand ist hoch. Ohne Kontrollen geht es nicht.“ Insgesamt 30 Eltern von Grundschule und Gymnasium ziehen sich regelmäßig gelbe Warnwesten an und stehen in drei Schichten täglich an der Zufahrt zur Bardelebenstraße, die von 7.45 bis 8.30 Uhr, von 13 bis 14.15 Uhr und von 15.45 bis 16.15 Uhr mit Pylonen gesperrt wird. Sie kümmern sich, weil es sich bei dem Projekt „Offene Bardelebenstraße – Sichere Schulwege in Holsterhausen“ um ein Bürgerprojekt handelt.

Schulstraßen-Projekt in Essen: Diskussionen mit Eltern und Anwohnern kommen vor

Die Erfahrung zeige: Stelle man die Hütchen vor Ende der Sperrzeit etwas früher weg – etwa, weil es regne und die meisten Schülerinnen und Schüler schon durch seien – bögen die Autos schnell doch wieder in die Straße ein, berichtet Schnetger. Obwohl ein Schild darauf hinweist, dass sie dreimal täglich gesperrt ist. Ab und zu gebe es auch Diskussionen. Anwohner der Bardelebenstraße und Pflegedienste dürfen weiter in die Straße fahren. Wenn ein Anwohner aber Besuch von einem Familienmitglied bekomme, habe dieses keinen Zugang. Das sorge manchmal für Unverständnis.

Bei einem Ortstermin trafen sich Vertreter von Schulen und Verwaltung, Bezirkspolitiker, Polizei und engagierte Eltern aus dem Schulstraßenprojekt in Essen-Holsterhausen. Ihr Zwischenfazit fällt positiv aus.
Bei einem Ortstermin trafen sich Vertreter von Schulen und Verwaltung, Bezirkspolitiker, Polizei und engagierte Eltern aus dem Schulstraßenprojekt in Essen-Holsterhausen. Ihr Zwischenfazit fällt positiv aus. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Manchmal hatten wir auch Diskussionen mit Menschen aus der Virchowstraße, die einen freien Parkplatz in der Bardelebenstraße gesehen haben und dann nicht hineinfahren durften, obwohl sie ja irgendwo auch Anwohner sind“, so Julia Koch, Mutter von Kinder an Grundschule und Gymnasium, die ebenfalls Teil des Projektteams ist. Man zeige dann Verständnis, erkläre aber auch, dass es ohne die Sperrung wahrscheinlich gar keinen freien Parkplatz geben würde. Miriam Meisterernst, Schulleiterin der Bardelebenschule, hat auch diese Erfahrung gemacht: „Viele Eltern finden das Projekt gut, wenn das eigene Kind aber eine wichtige Klausur schreibt, hätten sie plötzlich gerne eine Ausnahme.“

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Beteiligte wünschen sich Verstetigung des Projektes in Essen-Holsterhausen

Frank Aehnke, Bezirksbeamter der Polizei, betreut die Gegend um die beiden Schulen seit sieben Jahren. „In dieser Zeit habe ich unzählige Ermahnungen verteilt und Diskussionen geführt“, erzählt er. Seit die Eltern ihre Kinder an den extra dafür eingerichteten Elternhaltestellen absetzten statt direkt vor den Schulen, sei die Verkehrslage in der Bardelebenstraße viel entspannter. Lob für die Umsetzung des Projektes gab es auch von der Schülersprecherin des BMV-Gymnasiums, Bezirksbürgermeisterin Doris Eisenmenger (Grüne) und Schulleiterin Miriam Meisterernst. Die Beteiligten wünschen sich nun, dass die zeitweise Sperrung für Elterntaxis dauerhaft umgesetzt werden kann.

Laut Christiane Brinkmann vom Amt und Straßen und Verkehr wurde bei einem Ortstermin schon besprochen, wie ein Fahrplan zur Verstetigung des Projektes aussehen könnte. Das Straßenrecht stelle die Beteiligten vor Herausforderungen. „Man kann von einer Straße eigentlich nicht einfach so bestimmte Verkehrsarten ausschließen, auch wenn es nur dreimal am Tag ist“, so Brinkmann. Eventuell müsse man mit einer Teileinziehung arbeiten. Das ist die Allgemeinverfügung, durch die die Widmung einer Straße nachträglich auf bestimmte Benutzungsarten, Benutzungszwecke oder Benutzerkreise beschränkt wird.

Projekt in Essen-Holsterhausen läuft regulär bis Ende Februar

Außerdem müsse noch geklärt werden, wie sich die Sperrung dauerhaft durchsetzen lasse. Denn für immer könne man nicht so viele Eltern für die Kontrollen einspannen. Björn Ahaus von der Grünen Hauptstadt Agentur erklärt, dass bei ähnlichen Projekten in anderen Städten beispielsweise mit automatisch hoch- und herunterfahrenden Pollern gearbeitet werden.

Das Projekt läuft zunächst sechs Monate, also bis Ende Februar. Falls eine Verstetigung durch die politischen Gremien gewünscht sei, so erklärt Brinkmann, sei es am sinnvollsten, es so lange zu verlängern, bis es dauerhaft umgesetzt werden kann. So werde die positive Entwicklung nicht unterbrochen.

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