Essen. Essens neuer Generalmusikdirektor Andrea Sanguineti begeistert im Sinfoniekonzert. Ein Knallbonbon aus der italienischen Heimat darf nicht fehlen

Drei Trompeten von der Empore, wilde Exzesse und Farbenzauber: Schlug Amtsvorgänger Tomáš Netopil beim Antrittskonzert zarte tschechische Töne an, liebte es Andrea Sanguineti bei seinem ersten Abend mit den Essener Philharmonikern eher spektakulär und inszenierte Ottorino Respighis „Römische Feste“ als finales Knallbonbon aus der italienischen Heimat. Damit fand der neue Generalmusikdirektor beim Publikum in der Philharmonie einen warmherzigen, begeisterten Empfang.

Musikalisches Einvernehmen mit dem Orchester ist schon gewachsen

Und da der Neue in Essen kein Neuer ist, sondern sich im Aalto-Theater schon in zahlreichen Produktionen als Operndirigent profilierte, verwunderte das musikalische Einvernehmen mit dem Orchester nicht. So setzt er das druckvolle Tutti sicher gegen spannungsvolle Stille und sensibilisiert die Philharmoniker für das schillernde Klanggewand und die effektvoll-geschmeidige Rhetorik des Italieners.

Als roten Programmfaden zwischen Respighi, Richard Strauss und Edward Elgar mochte man allenfalls den opulenten spätromantischen Stil ausmachen, den die Philharmoniker freilich nicht nur schwelgerisch, sondern auch in kristalliner Klarheit entfalteten. Mit Verve stürzten sie sich in den „Don Juan“ und gaben dem jugendlichen Geniestreich des Bajuwaren auftrumpfendes Heldentum, jubilierende Leidenschaft und blitzschnelle Affektwechsel samt solistischen Preziosen von Oboe, Horn und Violine mit.

Frank-Peter Zimmermanns Gratwanderung mit geigerischen Höchstschwierigkeiten

In Elgars Violinkonzert dagegen, dem man mehr orchestrale Zurückhaltung gewünscht hätte, galt die ganze Aufmerksamkeit Frank Peter Zimmermann und seinem unendlich verfeinerten, facettenreichen Spiel. Die Balance von unaufgeregtem, kaltschnäuzigem Virtuosentum und Innigkeit des Ausdrucks, von dramatischer Schubkraft und zärtlich-süßer Kantabilität verschlägt dem Zuhörer schlicht den Atem. Dass der gebürtige Duisburger sich nach 50-minütiger Gratwanderung mit geigerischen Höchstschwierigkeiten ohne Zugabe verabschiedete, ist verständlich. Dieser Elgar war Geschenk genug.