Essen. Beim 2. Sinfoniekonzert begeisterten die Philharmoniker auch dank Frank Peter Zimmermann, dem Stargeiger aus Duisburg. Widmung an Stefan Soltesz.

Erstaunlich vielseitig haben die Essener Philharmoniker die neue Saison begonnen. Nach klassischer Filmmusik ging’s jetzt im 2. Sinfoniekonzert weniger populär zu, dafür aber mit Frank Peter Zimmermann höchst prominent besetzt.

Zwar kam der gebürtige Duisburger, der seiner Heimat nach wie vor die Treue hält, nicht mit einem Publikumsmagneten, aber die Begeisterung schlug auch nach Bartók und Strawinsky hohe Wellen. Immerhin hatte der Stargeiger dazu die Noten aufs Podium mitgebracht und zog für Béla Bartóks Rhapsodie Nr. 2 sogar schmunzelnd die Lesebrille hervor. Doch wie er dann die stilistisch überhöhte Folklore des Ungarn zum Klingen brachte, das war – ob feinsinnig oder deftig-stampfend – Vollblutmusizieren in geigerischer Zucht.

Geigerischer Ritt auf der Rasierklinge

Nicht anders in Igor Strawinskys neoklassizistisch geprägtem Violinkonzert mit seinen amüsant persiflierenden Anspielungen zwischen Jahrmarkttrubel, puppenhaftem Figurenwerk und innigem barockem Gefühl (Aria II). Unter der Leitung von GMD Tomáš Netopil fanden Solist und Orchester hier zu verschränktem Spiel in durchsichtigem Satz und bestaunenswerter Leichtigkeit. Und nach diesem brillanten geigerischen Ritt auf der Rasierklinge beglückte Zimmermann noch als großzügige Zugabe mit einer glasklar ausgeleuchteten Fuge aus Bachs 1. Violinsonate – die Welt auf vier Saiten.

Im romantisch schmelzenden Klangbild formte Netopil schließlich die 3. Sinfonie von Brahms. Er nahm sie nicht con brio im Sturm, dafür aber voller Intensität in den Koordinaten von expressivem Überschwang und nebliger Melancholie. Die Philharmoniker glänzten einmal mehr durch ihre enorme Orchesterkultur (herausgehoben sei die junge Solohornistin Cristiana Neves Custódio) und widmeten so das Konzert würdevoll ihrem unlängst verstorbenen ehemaligen Chef Stefan Soltész.