Essen. „Hausmeister Krause“ räumt auf und ein Tatort-Kommissar entführt in die 30er Jahre: Was die neue Spielzeit im Rathaus-Theater Essen zu bieten hat

Im Essener Rathaus-Theater wird es ab September „Ungeheuer heiß“. Und das ist ausnahmsweise mal keine Folge der Klimaerwärmung. Für die spätsommerlichen Hitzeschübe sorgt vielmehr die gleichnamige Komödie von Lars und Krister Classon, mit der die Boulevard-Bühne in die neue Spielzeit startet. Das leichtfüßige Beziehungsstück um die Last mit der Lust zweier reiferer Damen will vor allem eines: Die Beziehung zum Stammpublikum stärken und am besten auch noch ein paar während der Pandemie verloren gegangene Theaterliebhaber zurückerobern. Zwar ist die Lage nicht mehr so schwierig wie zu Beginn der vergangenen Spielzeit: „Es hat sich erholt“, sagt Theaterchef René Heinersdorff. Um allerdings wieder auf das Vor-Corona-Niveau zu kommen, fehle derzeit „noch locker ein Drittel“ Publikum, berichtet Heinersdorff.

Mit einem „sehr verrückten, abwechslungsreichen und prominenten Spielplan“ sollen die Zuschauer in der Spielzeit 2023/24 deshalb zurückerobert werden. „Wir haben versucht, eine relativ breite Palette abzudecken“, sagt Heinersdorff. Das Spektrum reicht dabei von der französischen Farce bis zur Verwechslungskomödie aus Schweden. Bestseller wie Karsten Dusses Kriminalroman „Achtsam morden“ und populäre TV-Serien wie „Der Tatortreiniger“ sind Vorlage für unterhaltsame Produktionen. Und dann ist da ja auch noch die Vielzahl der prominenten Darsteller, die Essen mal wieder oder sogar zum ersten Mal die Aufwartung machen.

Tom Gerhardt hat sich ein weiteres Mal mit seiner Comedy-Kultfigur „Hausmeister Krause“ angekündigt. Vom 13. bis 17. März 2024 ist der vor zwei Jahren in Essen bereits stürmisch gefeierte Bühnenauftritt des peniblen Blockwarts mit Dackelvorliebe noch einmal zu erleben. Ein Wiedersehen gibt es auch mit dem Essener TV-Star Martin Lindow, der in „Achtsam morden“ zeigt, wohin Entschleunigung und Eheprobleme so führen können. Für die drei Bühnen-Darsteller in 19 Rollen verläuft der Theaterabend dabei alles andere als geruhsam (8. Februar bis 10. März 2024).

TV-Star Martin Brambach bringt den Kästner-Roman „Fabian“ als musikalische Lesung auf die Bühne

Erstmals zu Gast ist der als Dresdner „Tatort“-Kommissar bekannte Schauspieler Martin Brambach, der am 17. September mit einer szenischen Lesung das Kästner-Romans „Fabian. Der Gang vor die Hunde“ nach Essen kommt. Die Erzählung über den Moralisten Fabian, der mit seinem Freund Labude durch das unmoralische Berlin der frühen 30er Jahre taumelt, hat zuletzt im Kino Erfolge gefeiert. Brambach macht aus dem Stoff zusammen mit Christine Sommer, Jürgen Hartmann, Jubril Sulaimon und einem Musikertrio eine „Tour de Force durch die frühen 30er-Jahre: ausschweifend, pornografisch, dekadent und hochpolitisch“.

Musikalisch geht es im Programm weiter. Etwa, wenn mit „Spatz und Engel“ von einer besonderen Frauen-Freundschaft erzählt wird. Edith Piaf und Marlene Dietrich sind diese berühmten Freundinnen, von deren besonderer Verbindung die Öffentlichkeit recht wenig Notiz genommen hat. Daniel Große Boymann und Thomas Kahry haben einige biografische Stationen der Diven nun mit musikalischen Erfolgen verbunden und die gemeinsame Geschichte fiktional ergänzt. Anne-Catrin Wahls und Felicitas Hadzig verkörpern die Piaf und die Dietrich. Welthits von „La vie en rose“ bis „Sag mir, wo die Blumen sind“ dürfen nicht fehlen, wenn der „blaue Engel“ auf den „Spatz von Paris“ trifft (12. Oktober bis 12. November).

Rathaus-Theater stimmt im November schon mal auf den sommerlichen Urlaubsflirt ein

Mehr Infos zur neuen Spielzeit

Das Rathaus-Theater hat in der Saison 2023/24 auch zahlreiche Gastspiele im Programm.

Ein fester Partner der Essener Bühne ist schon seit Jahren Thomas Glup. In der kommenden Spielzeit bittet er beispielsweise zur „Humorvollen Weihnachtslesung (3. bis 17. Dezember). Programme wie „Beamten sind auch nur Menschen (4. Februar) oder „Best of Heinz Erhardt“ (28. April) sorgen für weitere komödiantische Akzente.

Für den parodistischen Jahresrückblick sorgt Comedian Jörg Knörr. Am 20. und 21. Dezember heißt es: „Das war’s mit Stars 2023!“

Juwelen aus dem Berlin der 1920er Jahre hat Kabarettist Robert Kreis für sein Programm „Großstadtfieber“ frisch poliert (2. Februar).

Impro-Comedy mit dem Theater Springmaus steht am 26. April auf dem Plan. Das Bonner Ensemble zeigt sich „Total kollegial“.

Der Online-Kartenverkauf ist bereits gestartet, die Theaterkasse öffnet wieder am 2. August zu den bekannten Kassenzeiten (Mi bis Fr 10 bis 15 und 16 bis 18.30 Uhr). Reservierungen unter Tel. 0201-24 555 55 oder per email service@theater-im-rathaus.de

Musik gehört auch dazu, wenn Boris Rosenberger und Apostolos Naumis ihren Kurs „Spanisch für Anfängerinnen“ starten. Im grauen November steigt damit schon mal die Vorfreude auf den Sommerurlaub, denn Rosenberger und Naumis vermitteln alles, was für einen erfolgreichen Urlaubsflirt so nötig ist. „Vamos a la playa“ ist da nur die Vorstufe für ordentlich „Amor, Amor, Amor“, die die Comedy mit Musik von Enrique Keil reichlich verspricht (23. November bis 31. Dezember).

Familie und andere Katastrophen haben den Hausherrn René Heinersdorff zu seiner Komödie „Helga hilft“ animiert, bei der Tante Helga alias Claudia Rieschel ein wichtiger Part zukommt. Rieschel kennt man aus zahlreichen Fernsehrollen und TV-Serien wie „Meine wunderbare Familie“, nun muss sie einer Patchwork-Familie nicht nur durch Midlife-Krisen und Wechseljahre-Beschwerden helfen, sondern auch noch das Osterfest retten (4. bis 28. Januar 2024).

Wenn sich das Theater in einen großen Therapiesaal verwandelt, heißt es „Toc Toc“. An der komödiantischen Seelenmassage beteiligen sich unter anderem Alexandra Kamp und Karsten Speck. Zwei von sechs Menschen, die im Wartezimmer eines bekannten Psychologen eigentlich auf die Behandlung warten. Aber so ein Zusammentreffen kann auch ziemlich vergnügliche Selbstheilungskräfte entfachen (21. März bis 21. April 2024).

Wenn „Schotty“ an die Arbeit geht, dann kommt der Arzt ohnehin zu spät. Denn Heiko „Schotty“ Schotte ist der Tatortreiniger. Die kultige TV-Serie von Mizzy Meyer hat mittlerweile auch auf die Bühne gefunden. Den Part von Bjarne Mädel übernimmt im Rathaus-Theater Jan Schuba, der in drei Episoden mal wieder so manches blutige Malheur zu beseitigen hat und ein paar krude Weltanschauungen gleich mit unter die Lupe nimmt (2. Mai bis 2. Juni 2024).