Essen. Der Essener Schauspieler, bekannt aus dem „Polizeiruf 110“, ist heute vielgestaltig unterwegs. Was ihn außer einem Hofbetreiber auf Trab hält.
In 320 Spielstätten ist er aufgetreten, 202 Filme und Serienfolgen hat er in 35 Jahren gedreht. Die Berufe, die Martin Lindow vor der Kamera ausgeübt hat, sind ungezählt. Zehn Jahre seiner Karriere war er der Provinzsheriff Sigi Möller im „Polizeiruf 110“ und „Der Fahnder“ Tom Wells. Inzwischen ist die Polizistenrolle ad acta gelegt. In Krimis, um die man in der deutschen Fernsehlandschaft kaum herumkommt, gehört er zu den bösen Typen oder den geheimnisvollen Verdächtigen, wie zuletzt in „Kommissar Dupin -Bretonische Idylle“. Ansonsten ist er so vielgestaltig wie nie unterwegs. Am 2. Juni spielt der in Werden beheimatete Schauspieler in dem ARD-Fernsehfilm „Landfrauen - Wir können auch anders“ einen besorgten Bauern.
Mal ist er finsterer Killer, mal freundlicher Pferdehofbesitzer
Wenn Martin Lindow von seinen letzten Rollen erzählt, strahlt seine Stimme Begeisterung aus. Auch jetzt, als er in Frankfurt in einem Hotelzimmer mit Rundumblick über die Stadt sitzt. Er ist in „Ein Fall für zwei“ mit Wanja Mues und Antoine Monot Jr. als finsterer Killer dabei, lobt die Kollegen und erinnert sich daran, dass er eine von vier Folgen noch mit Günter Strack als Rechtsanwalt gedreht hat. „Ich habe mittlerweile Angebote über alle Genres hinweg. Das ist schon toll. Gerade habe ich noch in dem düsteren Film ,Am Ende des Sommers’ einen Psychoanalytiker gespielt, der homosexuelle Jungen mit einer Konversionstherapie brechen will. Dann reite ich bei ,Inga Lindström’ als Pferdehofbesitzer durch die Gegend“, so der 58-Jährige.
Wann immer es möglich ist, kommt Ehefrau Claudia mit Wohnwagen und Doggenmischling Buddy zum Drehort. Zum Beispiel für den Film „Sommer im Schwarzwald“ in der ZDF-Reihe „Herzkino“, in dem er mit Aglaia Szyszkowitz Eltern spielt, die ihre Tochter verlieren. „Er ist eine Künstlerfigur, die sich zurückgezogen hat, aber ein freundlicher Charakter. Das ist schon ein Spagat zu den düsteren Rollen“, erklärt Martin Lindow. Derweil leben dessen Kinder schon ein stückweit ihr eigenes Leben. Sohn Oscar möchte nach dem Abitur in Essen erstmal reisen und dann International Business studieren. Tochter Greta studiert Psychologie in Amsterdam.
Als Bauer ringt er mit seinem Sohn um traditionelle Werte
Im Bergischen Land entstand „Landfrauen - Wir können auch anders“. Martin Lindow verkörpert einen ruppigen Bauern, der den modernen Ideen seines Sohnes zur nachhaltigen Landwirtschaft verschlossen gegenübersteht. Als sich dann noch eine Sommerfrischlerin aus der Stadt bei ihm einnistet und dem Nachwuchs trotz vieler Hindernisse den Rücken stärkt, beginnt ein Ringen um traditionelle Werte und Fortschritt. „Ich kenne einige Essener Bauern, die sich in nachhaltiger Landwirtschaft versuchen und habe den Eindruck, dass denen die Umstellung gutgetan hat“, so Lindow, für den Bio-Produkte zum Alltag dazugehören. Trotzdem möchte er „mit keinem Bauern der Welt tauschen“. Allenfalls die Unterkunft in kleiner Form. Er sucht seit einiger Zeit ein Häuschen auf dem Land.
Seinen Kindern hat er den Schauspielerberuf nie empfohlen. Denn er weiß, wie mühsam es sein kann, sich in diesem Metier durchzusetzen. Heute steht ihm ein weites Feld an Möglichkeiten offen. „Ich weiß nicht, welchen Beruf ich noch nicht gespielt habe. Ich kann mir für mich nur Schauspieler vorstellen. Ich bin total richtig“, sagt er. Vor allem, wenn er an seinen nächsten, schon lang angekündigten Bühnenauftritt in Essen denkt. Anfang nächsten Jahres soll er im Theater im Rathaus in Karsten Dusses Krimikomödie „Achtsam morden“ als Anwalt auftreten. „Wie großartig ist das denn“, meint er und freut sich mal wieder auf ein Heimspiel.
Auf Bildschirm und Bühne
Der Fernsehfilm „Landfrauen - Wir können auch anders“ mit Martin Lindow läuft am 2. Juni um 20.15 Uhr in der ARD. Bereits ab 31. Mai kann der Film in der ARD-Mediathek gestreamt werden.
Die Krimikomödie „Achtsam morden“ nach den Romanen des gebürtigen Essener Autors und Anwalts Karsten Dusse soll von Mitte Februar bis Mitte März im Theater im Rathaus zu sehen sein.
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