Essen-Rüttenscheid. Fuss e.V. würde gern das Areal um Rüttenscheider Schulen an der Rosastraße autofrei sehen. Welche Bedenken das Amt für Straßen und Verkehr hat.

Ein gemeinsamer Campus für die Schulen rund um die Rosastraße in Rüttenscheid, autofreie und verkehrsberuhigte Bereiche, wegfallende Parkplätze, entsiegelte Flächen, vielleicht Tischtennisplatten oder Trinkwasserspender: Diese Idee hat der Fußgängerverein Fuss e.V. Essen entwickelt. Bei einem vom Bürgerforum Rüttenscheid organisierten Ortstermin diskutierten die Mitglieder des Vereins den Vorschlag mit Bürgerinnen und Bürgern, Politik und Verwaltung.

Komplett autofrei werden könnten nach Packmohrs Idee das Stück der Rosastraße zwischen Von-Einem-Straße und Isenbergstraße, das Stück der Von-Einem-Straße zwischen Rosastraße und Odastraße sowie das Stück der Isenbergstraße zwischen Rosastraße und Karolinenstraße. Verkehrsberuhigte Bereiche würde Packmohr gern in den Bereichen drumherum sehen. Das beträfe das Stück der Rosastraße zwischen Von-Einem-Straße und Paulinenstraße sowie das Stück der Von-Einem-Straße zwischen Odastraße und Vöcklinghauser Straße und das Stück der Odastraße zwischen Von-Einem-Straße und Paulinenstraße.

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Fuss e.V. Essen: „Kinder sollten wichtiger sein als Autos“

„Wir müssen überlegen, wie wir in Zukunft Städte gestalten“, so Packmohr. „Städte für Menschen, nicht für Autos“ müsse die Devise lauten. Der Ausgangspunkt seiner Überlegung sei dieser gewesen: Warum nicht einmal die Kinder in den Mittelpunkt stellen? „Die sollten doch wichtiger sein als Autos“, sagt Packmohr.

Der Schulcampus könnte nach Idee von Packmohr zum einen die Sicherheit für Schülerinnen und Schüler erhöhen, denen Elterntaxis, parkende Auto und teils auch parkende Wohnmobile die Sicht nähmen. Denn trotz Verkehrserziehung könne es immer wieder passieren, dass Kinder auf die Straße liefen, weil sie beispielsweise gerade abgelenkt seien. „Wir brauchen einen fehlerverzeihenden Verkehrsraum“, fordert Packmohr. „Kinder müssen Fehler machen dürfen.“

Darüber hinaus soll mit der Idee des autofreien Schulcampus das Ziel verfolgt werden, Schülerinnen und Schülern mehr Raum zur Verfügung zu stellen. Der Bürgersteig und Parkraum direkt vor der Andreasschule könnten nach Wunsch von Packmohr der Schule zugeschlagen werden, sodass die Kinder einen größeren Pausenhof zur Verfügung hätten. Aktuell müssten sie versetzt Pause machen, weil so wenig Platz zur Verfügung stehe.

Die Von-Einem-Straße in Essen-Rüttenscheid: Von der Vöcklinghauser Straße bis zur Einmündung Odastraße würde sie nach der Idee von Fuss e.V. verkehrsberuhigt, bis zur Rosastraße ganz für Autos gesperrt.
Die Von-Einem-Straße in Essen-Rüttenscheid: Von der Vöcklinghauser Straße bis zur Einmündung Odastraße würde sie nach der Idee von Fuss e.V. verkehrsberuhigt, bis zur Rosastraße ganz für Autos gesperrt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Essener Politiker: Parkplatzmangel als Problem

Magdalena Marquis vom Fachbereich Schule der Stadt verwies allerdings darauf, dass nach dem Umbau der Andreasschule mehr Platz für die Schülerinnen und Schüler zur Verfügung stehen werde. Zwar müssten die Kinder derzeit tatsächlich zeitversetzt auf den Pausenhof gehen. „Das liegt aber daran, dass dort wegen der Bauarbeiten gerade Container stehen“, so Marquis.

Bei den Anwesenden stieß Packmohrs Idee nicht nur auf Zustimmung. FDP-Bezirkspolitiker Falk Grünebaum gab zum Beispiel zu bedenken, dass es für Anwohnerinnen und Anwohner ohnehin schon schwierig sei, Parkplätze zu finden. Zwar gibt es an den im Konzept einbegriffenen Straßen kaum direkte Anwohner, sie werden hauptsächlich durch die Schulen – Andreasschule, Maria-Wächtler-Gymnasium und Helmholtz-Gymnasium – sowie das Sport- und Tanzinternat eingerahmt. Aber: „Für die Anwohner in den umliegenden Straßen gibt es eben auch nicht genug Parkraum“, so Grünebaum.

Amt für Straßen und Verkehr: „Dieser Teil von Rüttenscheid ist ein Vorzeigestadtquartier“

Rainer Wienke, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehr, zeigte sich nicht überzeugt davon, dass Veränderungen unbedingt nötig seien. Er bezeichnete diesen Teil von Rüttenscheid als „Vorzeigestadtquartier“: Tempo 30, wenig Verkehr, die Von-Einem-Straße als Fahrradstraße, breite Bürgersteige und damit genug Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger, Bäume entlang der Straße. Zwingenden Handlungsbedarf sehe er da nicht.

Ein weiteres Problem aus Wienkes Sicht: Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer sollen die Radstraße Von-Einem-Straße weiter wie gewohnt nutzen können und schnell vorankommen. Würde dort ein verkehrsberuhigter Bereich eingerichtet, müssten aber auch sie Schrittgeschwindigkeit fahren. „Es gibt keine Möglichkeit, Radfahrer von der Regelung auszunehmen“, so Wienke. Eine Alternative für die Radroute gebe es auch nicht. Und: Gehwege umzuwidmen, um sie dem Schulgelände zuzuschlagen, sei ebenfalls eine schwierige und langwierige Angelegenheit.

Bürgerforum Rüttenscheid plant nächste Veranstaltung zum Thema

Andere plädierten dagegen dafür, der Idee eine Chance zu geben. Klaus Wermker vom Bürgerforum Rüttenscheid betonte, es handele sich nicht um ein „konfrontatives Projekt“. Vielmehr wollten alle Beteiligten die Vorschläge mit breiter Bürgerbeteiligung und in enger Zusammenarbeit mit der Verwaltung umsetzen.

Auch Packmohr betonte, dass es darum gehe, die unterschiedlichen Interessen in eine Bestandsaufnahme zu bringen, um gemeinsame Lösungen zu bringen: „Das ist eine Vision ohne Denkverbote.“ Eine Vertreterin der Volt-Partei argumentierte, man müsse sich von der Idee verabschieden, überall mit dem Auto hinfahren zu können. Stattdessen, so betonte sie mit Verweis auf die jüngste Klimaanalyse der Stadt Essen: „Wir müssen dringend Flächen entsiegeln und so Kühlung in Rüttenscheid schaffen.“

Als nächstes soll das Thema bei einer Veranstaltung des Bürgerforums Rüttenscheid am Dienstag, 26. September, um 19 Uhr in der Reformationskirche (Julienstraße 39) diskutiert werden.

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