Essen. Eine Grundschule in Altenessen geht neue Wege, um das Elterntaxi-Problem zu bekämpfen. Das Projekt könnte stadtweit Schule machen.
- Elterntaxis sind in Essen ein massives Problem
- Eine Grundschule im Norden der Stadt reagiert
- An der Bückmannshofschule in Altenessen will man dem Phänomen mit einem Projekt begegnen
Seit 16 Jahren ist Sabine Barkhoff-Pleines Leiterin der Bückmannshofschule in Altenessen, „und das Elterntaxi-Problem hat sich in dieser Zeit massiv verschlimmert“. Täglich komme es zu haarsträubend gefährlichen Szenen vor dem Schulgebäude, „die halten in zweiter und dritter Reihe, es ist absolut gefährlich für die wenigen Kinder, die zur Schule laufen“.
In ganz Essen sind Elterntaxis ein Problem. „Die Neigung, die Kinder überzubehüten, verbreitet sich immer mehr“, hat die Schulleiterin festgestellt. In Kupferdreh gab es schon Handgreiflichkeiten wegen des Elterntaxi-Problems. Die zunehmende Größe der Pkw (Stichwort „SUV“) verschärft die Situation. In Frintrop, wo Eltern mit ihrem Auto vor dem Schulgebäude in einer Sackgasse wenden müssen, aber auch anderswo klagen die Grundschulen: Wenn es ginge, würden Väter und Mütter ihre Schützlinge am liebsten bis ins Klassenzimmer fahren, direkt an den Platz. In Rüttenscheid haben Jungen und Mädchen schon Zitronen verteilt an Autofahrer, die gefährliche Szenen verursachen.
„Eltern werden morgens verwarnt, stehen mittags wieder mit dem Auto an der Schule“
„Das bringt alles nichts, das haben wir auch schon gemacht, auch die Polizei patrouilliert regelmäßig vor dem Gelände, spricht Warnungen aus“, sagt Sabine Barkhoff-Pleines. „Dieselben Eltern, die morgens verwarnt werden, stehen mittags wieder hier und blockieren alles.“ Rund die Hälfte der 220 Kinder, berichtet die Schulleiterin, würden mit dem Pkw gebracht; das liege auch am großen Einzugsbereich der Schule weit über Altenessen hinaus.
Abhilfe schaffen soll jetzt ein Projekt, das bundesweit bereits 180 Grundschulen umsetzen und auch in Essen bald Nachahmer finden könnte – denn Anfragen aus dem Stadtgebiet gibt es bereits: Seit Mittwoch, 3. Mai, gelten die Regeln des „Schulexpress“ an der Bückmannshofschule. Mit dem „Schulexpress“ werden im wahrsten Sinne des Wortes neue Wege gegangen. In langer Vorbereitung und mit Hilfe der Ortspolitik und von Sponsoren wurden fünf freie Flächen in der Umgebung ausgemacht, an denen die Eltern ab sofort ihre Kinder absetzen sollen.
Von dort sollen die Jungen und Mädchen dann zu Fuß gehen oder mit dem Roller fahren – zunächst, die ersten Tagen und Wochen, in Begleitung von Vätern und Müttern, später alleine.
Sammelpunkte: Parkplätze von Bau- oder Supermärkten, Freiflächen, Bushaltestellen
Bei den Flächen handelt es sich zum Beispiel um einen Baumarkt-Parkplatz (Krablerstraße, 15 Gehminuten von der Schule) oder einen Supermarkt-Parkplatz (Altenessener Straße, 10 Gehminuten) oder andere Stellen, die alle gemeinsam haben: Sie sind gut anzufahren und groß genug, damit man kurz halten und das Kind rauslassen kann. Häufig gibt es Bushaltestellen zum kurzen Halt. Und es gibt genügend öffentlichen Raum, auf dem sich die Kinder gefahrlos versammeln können, ehe sie losgehen.
Die fünf Flächen, die ab sofort im nahen und weiteren Umfeld der Bückmannshofschule als Sammelstellen dienen, sind mit blauen Schildern markiert worden, Aufschrift „Schulexpress Bückmannshofschule“.
Wie wird die Schule kontrollieren, dass langfristig alle Eltern mitmachen? „Kontrollieren können wir das gar nicht“, sagt Sabine Barkhoff-Pleines. Man setzt – wie so oft – auf die Kinder: „Wir werden regelmäßig einen Wanderpokal an diejenige Klasse ausgeben, in der die meisten Kinder zu Fuß gehen“, kündigt die Schulleiterin an. Ansonsten wirbt man bereits jetzt mit den bekannten Argumenten: Wer zu Fuß geht, kommt ausgeruhter in der Schule an. Wer zu Fuß geht, dessen Orientierungsvermögen wächst. Wer zu Fuß geht, der erspart der Umwelt eine Autofahrt – Fakten, die hinreichend bekannt sind, aber bei vielen Eltern an vielen der 84 Essener Grundschulen bislang auf taube Ohren stoßen.
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