Essen-Katernberg. Auf einer Tour durch den Essener Norden standen besonders Kitas und Schulen im Fokus. Das Radentscheid-Team fordert jetzt Tempo 30 in ganz Essen.
Wie gut kommen Kinder und Eltern zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu Schulen und Kindergärten im Essener Norden? Diese Frage stand im Zentrum einer Tour des Teams Radentscheid im Bezirk VI, an der auch Stadtteilpolitiker und weitere Interessierte teilnahmen. Auf acht Kilometern Länge führte die Strecke durch Katernberg, Schonnebeck und Stoppenberg. Diskutiert wurde im Anschluss unter anderem über das Thema Tempo 30.
CDU spricht sich gegen Tempo 30 in ganz Essen aus
Organisator Dennis Wegner: „Hätten wir generell Tempo 30 in der Stadt, wäre das sicherer für alle, die nicht mit dem Auto unterwegs sind.“ Geschwindigkeitsbegrenzungen vor Schulen und Kitas seien ein Anfang, letztlich bewegten sich Kinder aber nicht nur im Umfeld dieser Einrichtungen, sie müssten auch dorthin kommen. Die wenigsten würden schließlich direkt neben Schule und Kindergarten wohnen.
Wenn man zu Stoßzeiten von Katernberg nach Rüttenscheid fahre, komme man im Durchschnitt so oder so nicht über 20 km/h, argumentiert Wegner und plädiert dafür, die aktuelle Regel umzudrehen: Überall Tempo 30 und in Ausnahmen Tempo 50. Die Tour-Teilnehmer seien mit ihm einer Meinung gewesen, bis auf Thorsten Schoch, Bezirksvertreter der CDU.
Kampf gegen Elterntaxis in Essen
Diskutiert wurde außerdem, wie man es Eltern schmackhaft machen kann, ihre Kinder nicht mit dem Auto zur Schule zu bringen. Die Straße Im Mühlenbruch am Schulzentrum Stoppenberg sei beispielsweise eine Tempo-30-Zone mit Radwegen auf beiden Seiten. „Also schon mal gar nicht schlecht“ so Wegner. Viele Mitfahrende hätten aber dort von massiven Elterntaxi-Problemen berichtet. Zudem werde regelmäßig auch auf Geh- und Radwegen geparkt. Die Schule habe nach jahrelangen Appellen mittlerweile resigniert.
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Auch an der Katernberger Kantschule (Büchelsloh) spielen sich laut Wegner zu den Hol- und Bringzeiten „offenbar dramatische Szenen ab“. Die Schule liege zwar abseits der großen Straßen, sei aber fast nur über solche erreichbar – ungünstig für Fußgänger und Radfahrer.
Mit Interesse werde daher beobachtet, wie der Schulexpress in Altenessen und die Schulstraße in Holsterhausen im kommenden Schuljahr funktionieren werden. Auch dabei die Idee: Elterntaxis verhindern. Beim Schulexpress laufen Schüler und Schülerinnen von Sammelpunkten im Umfeld der Bückmannshofschule gemeinsam zum Ziel. Die Bardelebenstraße soll morgens und mittags für Autos gesperrt werden, so dass Kinder der Bardelebenschule und des BMV-Gymnasiums sichere Schulwege haben.
Positivbeispiele auf Schulwegen in Essen
Eine dritte Idee will Wegner selbst umsetzen: Kinder der Schiller- und Johann-Michael-Sailer-Schule in Schonnebeck sollen sich auf dem Marktplatz sammeln und von dort mit ihren Fahrrädern gemeinsam zur Schule fahren – begleitet von Erwachsenen und einem Lastenrad für die Tornister. Die Planungen für das Projekt „Bici-Bus“ seien aber noch nicht ganz abgeschlossen. Vorbilder gibt es schon in anderen Städten und Ländern.
Auf ihrer Tour kamen die Radfahrer auch an Positivbeispielen vorbei. So wurden unisono die neuen Fahrradbügel an der Gustav-Heinemann-Gesamtschule gelobt. Viele seien sogar überdacht. Das i-Tüpfelchen wäre nur noch eine Beleuchtung.
Ebenfalls positiv bewerteten die Tour-Teilnehmer die Lage der Kita Neuhof an der gleichnamigen Straße, die eine Sackgasse mit Tempo 30 ist. Kita und Spielplatz liegen dort direkt nebeneinander und etwas von der Straße zurückgesetzt – „ein idyllischer Bullerbü-Eindruck“, so Wegner. Im Kontrast dazu stünde die Kita an der Ückendorfer Straße. Dort herrsche viel Verkehr, es sei laut und der Tempo-30-Abschnitt nur kurz. Wegner: „Der Kontrast zur Kita Neuhof war erheblich.“
Alle Ergebnisse und die genaue Strecke der Tour finden sich im Internet unter www.radentscheid-essen.de. Im kommenden Jahr soll der Schwerpunkt der Tour im Stadtteil Altenessen liegen. Details, auch zum Thema, stehen noch nicht fest.
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