Essen-Margarethenhöhe. Zwischen Salben und Pillen: Ute Brand führt die Margarethen-Apotheke in dritter Generation. Warum die Zeiten für sie schwieriger werden.

  • Die Margarethen-Apotheke feiert in diesem Jahr Jubiläum.
  • Seit 100 Jahren werden am Laubenweg in Essen Salben und Pillen verkauft.
  • Seit Jahrzehnten ist der Betrieb auf der Margarethenhöhe in Familienbesitz.

Vor 100 Jahren erhielt die Margarethen-Apotheke am Laubenweg auf der Margarethenhöhe in Essen ihre Konzession. Seit langem ist der Betrieb im Besitz der Familie der heutigen Inhaberin Ute Brand. Sie feiert mit ihren Kundinnen und Kunden das Jubiläum, sieht aber die Zukunft ihrer Branche insgesamt mit großer Sorge. Warum sie ihren Beruf trotzdem liebt.

Wenn der Rücken schmerzt, die Nase läuft oder das Kind Fieber bekommt, ist die Margarethen-Apotheke seit 100 Jahren Anlaufstelle für die Bewohner und Bewohnerinnen der historischen Gartenstadt. „Für mich ist die Margarethenhöhe Heimat, ich bin hier im Haus aufgewachsen, in der Nachbarschaft zur Grundschule gegangen, habe in den Ferien in der Apotheke meines Vaters mitgeholfen und später auch einen Teil meiner Ausbildung hier absolviert“, erinnert sich Ute Brand.

Die Margarethen-Apotheke in Essen befindet sich in der historischen Gartenstadt

Sie lebt bis heute in dem Haus, in dem sich die Apotheke befindet. „Das ist einerseits praktisch, weil es viele Wege erspart und auch beim Notdienst bequemer ist. Andererseits sitzt man am Wochenende schnell mal im Büro“, sagt die 50-Jährige.

Die Margarethen-Apotheke liegt mitten in der historischen Gartenstadt am Laubenweg.
Die Margarethen-Apotheke liegt mitten in der historischen Gartenstadt am Laubenweg. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Das Haus gehört, wie die meisten Gebäude auf der „alten Höhe“, der Margarethe-Krupp-Stiftung, hinter der Apotheke gibt es einen kleinen Garten. Erster Apotheker war hier 1923 Heinrich Vissing, der 1948 starb. Für kurze Zeit leitete dann der Apotheker Vollmering den Betrieb, bevor er 1950 an Ernst Steffenhagen überging.

Fotowettbewerb zum Jubiläum

Die Margarethen-Apotheke ruft zu ihrem 100-jährigen Bestehen zu einem Fotowettbewerb auf. Bis Samstag, 17. Juni, können online Bilder eingereicht werden. Die Bürger sollen das fotografieren, was für sie typisch für die Margarethenhöhe ist. Die Bilder werden im Schaufenster am Laubenweg 16, online und in den sozialen Medien veröffentlicht.

Die Verkündung der Gewinner erfolgt in der Jubiläumswoche der Apotheke ab dem 14. August. Die drei schönsten Bilder sollen auf Bonbondosen gedruckt werden, die in der Apotheke erworben werden können. Zu gewinnen sind drei Einkaufsgutscheine der Apotheke über je 100 Euro und fünf Bonbondosen nach Wahl.

Informationen unter 0201 715224 oder per Mail unter oder auf www.margarethen-apo-essen.de

Wenige Jahre später pachtete Joseph Potthast die Apotheke, für die er allerdings erst 1965 das Betriebsrecht bekam. Seit den 1950er Jahren lag damit die Leitung der Margarethen-Apotheke in den Händen der Familie der heutigen Inhaberin. „Mein Großvater ist im Krieg gefallen, meine Großmutter hat dann erneut geheiratet, Joseph Potthast war mein Stiefopa“, erzählt Ute Brand.

Die Tradition ist der Apothekerin wichtig: So ziert eine besondere Lampe, angefertigt aus alten Apothekerflaschen, den Verkaufsraum. Auch ein vergilbtes Rezeptbuch ihres Vaters und eine aufklappbare Schiffsapotheke aus der Zeit um 1800 hält sie in Ehren.

Eine alte tragbare Schiffsapotheke, die um 1800 benutzt wurde, hält Ute Brand in Ehren.
Eine alte tragbare Schiffsapotheke, die um 1800 benutzt wurde, hält Ute Brand in Ehren. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Ihr Vater Heinz Brand übernahm den Betrieb 1973, wurde aber auch erst 1994 Eigentümer. „Das hängt mit dem Witwenverpachtungsrecht zusammen, von dem die Witwe von Apotheker Ernst Steffenhagen Gebrauch machte“, erläutert Ute Brand. Sie übernahm den Betrieb Anfang 2004, nachdem ihn nach dem Tod des Vaters 1997 ihre Mutter Mechthild, ebenfalls Apothekerin, geführt hatte.

Für Ute Brand, die die Goetheschule besucht und in Mainz studiert hat, war von Anfang an klar, dass sie das Geschäft übernehmen wollte. Bereut hat sie das bis heute nicht, auch wenn die Zeiten nach ihrer Einschätzung schwieriger werden, was nicht in erster Linie an der Online-Konkurrenz liege.

Die Apothekerin Ute Brand (r.) mit ihrer inzwischen verstorbenen Mutter Mechthild Brand, die die Apotheke nach dem Tod des Vaters weiterführte.
Die Apothekerin Ute Brand (r.) mit ihrer inzwischen verstorbenen Mutter Mechthild Brand, die die Apotheke nach dem Tod des Vaters weiterführte. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Ich bin überzeugt, dass es weiterhin Apotheken geben wird. Die Menschen schätzen die persönliche Beratung, kommen zu uns, wenn das Kind nachts krank wird oder sie ein individuell angefertigtes Medikament brauchen“, sagt sie. Dennoch würden immer mehr Apotheken aufgeben, weil sie wirtschaftlich nicht mehr rentabel seien.

Die wirtschaftliche Situation wird schwieriger

So sei der Festbetrag, den Apotheken an verschreibungspflichtigen Medikamenten verdienten, seit zehn Jahren nicht mehr angepasst worden, obwohl die laufenden Kosten massiv gestiegen seien. „Der Festbetrag muss deutlich erhöht werden“, ist Ute Brand überzeugt. Deshalb beteiligt sie sich am bundesweiten Protesttag am 14. Juni, die Margarethen-Apotheke bleibt an diesem Tag geschlossen.

Die Margarethen-Apotheke ist eine von zwei Apotheken im Stadtteil, die andere befindet sich an der Sommerburgstraße auf der „neuen“ Höhe. Ute Brand arbeitet am Laubenweg mit einem Team aus 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, inklusive Boten und Reinigungskraft.

Der Personalmangel sei auch in ihrem Bereich groß, pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA), aber auch Kaufleute seien schwer zu finden. 2020 habe sie aufwendig umgebaut, um mehr abtrennbare Bereiche, zum Beispiel für Impfungen, anbieten zu können. „Man muss investieren, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben“, sagt sie.

Vieles sei im Laufe der Zeit komplizierter geworden. „Die Bürokratie, ob bei Abrechnungen oder Datenschutz, aber auch die Suche nach Alternativen für nicht verfügbare Medikamente, nehmen immer mehr Zeit ein.“ Und die würde Ute Brand viel lieber beim Austausch mit den Kundinnen und Kunden verbringen, denn das liebe sie an ihrem Beruf noch immer.