Essen. Die Grippewelle rollt und Fiebersäfte für Kinder sind zur Mangelware geworden. Der Essener Apothekersprecher sieht keinen Grund für Hamsterkäufe.
Fiebersäfte sind auch in Essen derzeit schwer zu bekommen – und das zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Die Krankheitswelle rollt, Millionen Menschen leiden in Deutschland aktuell an Atemwegserkrankungen. Im Vergleich zu den Vorjahren liegen die aktuellen Werte kaut Robert Koch-Institut (RKI) „weiterhin über dem Niveau der Vorjahre zum Höhepunkt schwerer Grippewellen“. Neben Erwachsenen sind natürlich auch viele Kinder sind betroffen.
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Und gerade für Kinder ist die Lage am Markt ein Problem. Denn von der Geburt an bis zu einem Alter von circa sechs Jahren sollte man Tabletten zum Schlucken nicht verschreiben, sagt Hanno Höhn, Sprecher der Essener Apotheker. Deswegen sind es vor allem Säfte, die bei Kindern gegen Fieber und Schmerzen helfen sollen – und genau diese sind auch im Ruhrgebiet aktuell Mangelware.
Fiebersäfte sind in Essen schnell verkauft
Hanno Höhn hat das in seiner Nordstern Apotheke im Stadtteil Karnap längst registriert. „Am Anfang der Woche hatten wir zehn bis 15 Flaschen“, sagt er über Fiebersäfte für Kinder. „Die waren aber schnell weg.“ Wie viele andere seiner Kollegen, sitzt er was Fiebersäfte angeht, auf dem Trockenen. „Die Industrie produziert einfach nicht genug“, sagt Höhn.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte teilte jüngst dazu mit, dass im Sommer „einer der größten Anbieter der Produkte die anstehende Winterbevorratung absagte.“ Zwar würden auch derzeit „kontinuierlich Arzneimittel in den Markt gebracht“, dennoch sei „deutlich ersichtlich, dass unter anderem die aktuell erhöhte Atemwegsinfektionsrate bei Kindern zu einem Mehrbedarf dieser Produkte führt. Dieser kann derzeit nicht im vollen Umfang kompensiert werden.“
Gibt es Alternativen zu Fiebersäften?
Was also tun? Der Essener Apothekensprecher Hanno Höhn sagt dazu: „Man kann von Saft auf Zäpfchen wechseln“ Das sei aber aufwendig, da das mit dem jeweiligen Kinderarzt abgesprochen werden müsse. Ähnlich aufwendig sei es, mit anderen Apotheken in der Nähe eine Art Netzwerk zu gründen, um sich gegenseitig auszuhelfen, wenn Eltern in Apotheke A nicht fündig werden, Apotheke B aber noch Fiebersäfte vorrätig hätte. Für die allermeisten dürfte das aber keine Option sein.
Bliebe noch die Eigenherstellung von Fiebersäften. „Das ist prinzipiell möglich“, sagt Höhn, „wird aber als letzter Ausweg gesehen.“ Denn die Produktion sei im Vergleich zu den eingekauften Produkten teurer. Außerdem würde dadurch Arbeitskraft zusätzlich gebunden – und auch in den Teams der Apotheken gebe es aufgrund der Grippewelle aktuell Personalausfälle. Gleichwohl gibt es aber auch unter den 120 Essener Apotheken welche, die Fiebersäfte selbst herstellen.
Essener Apotheker rät von „Hamsterkäufen“ dringen ab
Trotz der Lieferschwierigkeiten sind laut Hanno Höhn „Hamsterkäufe“ nicht angezeigt. „Da kann ich nur appellieren!“, sagt er deutlich. Derzeit sind er und sein Team dazu übergegangen, nur noch eine Flasche Fiebersaft pro Einkauf zu verkaufen, um der hohen Nachfrage möglichst gleichmäßig nachzukommen – so denn in der Apotheke überhaupt Saft vorrätig ist.
Generell empfiehlt der Apotheker Eltern aber, möglichst dafür zu sorgen, dass in der eigenen Hausapotheke eine Flasche Fiebersäfte bereitsteht. Dann müsse man im Fall der Fälle nicht hektisch werden. Mehr als eine Flasche brauche es aber nicht.
>>> INFO: Nicht nur Fiebersäfte sind Mangelware
- Apotheken und Kliniken fehlen derzeit neben Fiebersäften auch Schmerzmittel und Antibiotika, immer wieder gibt es Mangellagen auch bei Magensäureblockern, Blutdruckmitteln und Medikamenten für die Krebstherapie.