Essen. Konzerte, Lesungen und Kinderprogramm: Essener Grugabad wird wieder zur Open-Air-Bühne. Warum das erfolgreiche Projekt fast auf der Kippe stand.

Natürlich kann man Klaviermusik in den schönsten Konzertsälen der Republik erleben. Aber wer wollte Beethoven nicht einmal im Lichte des Mondes und zum Gluckern des Wellenbades an einer Elefantenrutsche erleben? Es sind diese ungewöhnlichen Kombinationen, die die von Jelena Ivanovic initiierte und kuratierte Reihe „Kunstbaden“ auszeichnen.

Konzerte hören, wo man eben noch seine Schwimmbahnen gezogen hat. Tanz und Theater erleben, während der Nachwuchs auf der Wolldecke lümmelt. Und zum Bossa-Nova-Sound vom selbstgemachten Kartoffelsalat oder den mitgebrachten Partystullen naschen. „Kunstbaden“ ist Kultur ohne steifen Kragen und fast ein bisschen Urlaub vor der Haustür, so vielfältig wie entspannt. Weil viele Besucher diese familiäre Mischung schätzen und gerne mit eigenem Klappstuhl und Picknickkorb anrücken, haben sie das Fortdauern der sommerlichen Reihe in diesem Jahr durch persönliche Mithilfe gesichert. Dank einer großangelegten Crowdfunding-Aktion und der großzügigen Unterstützung der Anneliese-Brost-Stiftung kann das Programm allen Widrigkeiten zum Trotz am 4. Juni wieder starten.

Kunstbaden in Essen: Viele haben in diesem Jahr bei der Finanzierung mitgeholfen

Der Veranstaltungs-Reigen am Beckenrand stand auf der Kippe, nachdem die zunächst auf drei Jahre angelegte und 2021 noch einmal verlängerte städtische Förderung für das Open-Air-Format ausgelaufen war. Doch das Publikum zog mit – kaufte im Vorfeld schon Tickets, Plakate und Picknick-Gutscheine. Vor allem die Anneliese-Brost-Stiftung sorgte mit einer fünfstelligen Summe dafür, dass der notwendige „Kunstbaden“-Etat von rund 20.0000 Euro am Ende zur Verfügung stand.

Bedenken der Politik wurden im jüngsten Sport- und Bäderausschuss noch einmal diskutiert. Mit dem Ergebnis, dass „Kunstbaden“ in gewohnter Form stattfinden kann. Nicht nur zur Freude von Kurt Uhlendahl, Abteilungsleiter der Sport- und Bäderbetriebe. Man sei 2018 mit der Reihe angetreten, „das Image dieses Bades in ein anderes Licht zu rücken. Das ist uns auch gelungen“, so Uhlendahl. Und auch Thomas Schulte, Betriebsleiter im Grugabad, freut sich darüber, seinen Arbeitsplatz noch einmal in ganz anderem Licht zu sehen. So wird auch der Sprungturm in diesem Sommer wieder illuminiert.

So klingt das Glück und der „Sound of Leichtsinn“

Zum Auftakt geht dann auch gleich die Hauptdarstellerin baden. „Sound of Leichtsinn“ heißt das Programm der Essener Sängerin und Autorin Franziska Dannheim, die einen Roman über dieses Sommergefühl geschrieben hat. Und dieses übermütige bis melancholische Feeling zusammen mit den Musikern Volker Kamp und Serge Corteyn in Text und Ton fasst (4. Juni, 20 Uhr). „His-Story“, das ist eine Geschichte, die der Akkordeonist Goran Kovacevic mit Balg und Seele erzählt. Der Virtuose spannt dabei den Bogen von Musette, Jazz, Tango Nuevo und Balkonfolklore bis hin zur Klassik (11. Juni, 20 Uhr).

„Glück“ versprechen Schauspielerin Katja Heinrich und Cellist Florian Hoheisel in ihrem neuen Programm. Als Duo „Wein, Weib . . . & Cello“ kommen die zwei dem Zustand unter anderem mit Schubert und Schopenhauer, aber auch mit Hilde Knef und Herbert Grönemeyer auf die Spur (18. Juni, 20 Uhr).

Den Flügel und die Elefantenrutsche bringt der Musiker und Komponist Markus Stollenwerk dann am 13. August, 20 Uhr, zusammen – mit Beethoven, Improvisationen und eigenen Stücken. Am 14. August macht Kunstbaden Programm für Kinder (10-15 Uhr), und am 21. August geht das Künstlerkollektiv „Artscenico“ mit „Creatures 2“ auf die Jagd nach mystischen Figuren aus dem Jenseits (18 Uhr).

Die brasilianische Klangvielfalt erkunden die aus Essen-Süd stammenden Sängerin Caipa alias Viola Katarina Pieper und ihre Begleiter an Bass und Gitarre am 27. August, 20 Uhr. „Opera meets Jazz“ heißt es dann am 3. September, 20 Uhr, wenn die amerikanische Sopranistin Christina Clark von der Aalto-Bühne an den Grugabeckenrand wechselt und mit ihrer Combo beweist, dass Opernmelodien im Jazzstil ganz zauberhaft klingen. Liebgewonnen Tradition: Das performative 5-Gänge-Menü zum Abschluss (17./18. September), das am Ende mit Bach die Badelandschaft durchquert.

Ticketreservierungen sind ab sofort möglich auf jelena-ivanovic.com/kunstbaden

Das Catering bleibt auch in diesem Jahr dem Publikum selber überlassen. Mitgebrachte Picknickdecken, Klappstühle und Stullen sind erlaubt und erwünscht.