Duisburg. Roland Riebeling ist „Tatort“- und Netflix-Star und spielt weiter regelmäßig am Theater Duisburg. Wie er einen schweren Rückschlag bewältigt hat.

Steht Roland Riebeling mit Kontrabass auf der Bühne, steckt er in der Rolle seines Lebens. Nicht in seiner bekanntesten oder erfolgreichsten Rolle. Doch kein Stück begleitet ihn so lange wie die Solo-Performance, mit der er regelmäßig am Theater Duisburg zu sehen ist. Vergleichsweise jung ist der Erfolg des Schauspielers im Film- und Seriengeschäft. Seit wenigen Jahren wird er auch dort einem immer breiteren Publikum bekannt.

Patrick Süskinds „Der Kontrabass“ hat das Theater Duisburg seit 2019 im Programm. Die Hauptfigur allerdings, einen verbitterten Orchester-Musiker, verkörpert Riebeling seit der Schulzeit: „Damit habe ich mich schon für’s Schauspielstudium beworben.“ Das ist 27 Jahre her.

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Roland Riebeling: In Serien oft klamaukig, im Theater eher der Bösewicht

Heute ist er 45, und beruflich so breit aufgestellt wie nie. Im Kölner „Tatort“ hat der Bochumer einen festen Platz als Norbert Jütte, gemächlicher Assistent der Ermittler Max Ballauf und Freddy Schenk. Und er ist Teil der Netflix-Erfolgsserie „How to sell Drugs Online (Fast)“. Auch dort spielt er einen Polizisten, den naiven Vater Jens des Drogenhändlers Moritz.

Beide Charaktere muten mitunter klamaukig an. Liegt dem Schauspieler das besonders? „Ich werde im Filmbereich total darauf gebucht. Ich mache das auch gerne, aber würde mir schon mal wieder etwas anderes wünschen.“ Eine tragische Figur reize ihn, „ein suizidaler Familienvater oder etwas in die Richtung“. Wenn man genau hingucke, falle er in der Netflix-Serie bereits in dieses Muster. In der Theaterbranche habe er ohnehin einen ganz anderen Ruf: „Da spiele ich eher dramatische Rollen, oft Bösewichte.“

Auch in der Netflix-Erfolgsserie „How to sell Drugs Online (Fast)“ spielt Roland Riebeling einen Polizisten, den naiven Vater Jens des Drogenhändlers Moritz.
Auch in der Netflix-Erfolgsserie „How to sell Drugs Online (Fast)“ spielt Roland Riebeling einen Polizisten, den naiven Vater Jens des Drogenhändlers Moritz. © Netflix | Bernd Spauke

Nicht immer, wenn Riebeling arbeitet, schlüpft er in fremde Rollen. Als Schauspieldozent unterrichtet er an der Hochschule Osnabrück und an der Folkwang-Uni in Essen. Und seit der Corona-Pandemie ist er bei Theater-Produktionen auch als Regisseur im Einsatz.

So viele berufliche Standbeine zu haben, sei „sehr beruhigend“. Denn das war nicht immer so – 2018 wurde nach jahrelanger Festanstellung am Schauspielhaus Bochum sein Vertrag nicht verlängert. „Ich hatte das Gefühl, aus einem fahrenden Zug geschmissen zu werden.“

Schauspieler in der Corona-Pandemie: „Tatort“-Rolle reicht nicht zum Leben

Die Rolle im „Tatort“ hatte er da zwar bereits. Doch drei Drehtage pro Folge sorgen für kein gesichertes Einkommen. Existenzängste plagten den Künstler, die Corona-Pandemie verschärfte die Lage noch einmal. Erst mit dem festen Lehrauftrag in Osnabrück entspannte sich die Situation nachhaltig. „Heute muss ich Anfragen ablehnen, sonst wird es zu viel.“

Und welche seiner Tätigkeiten macht Riebeling am meisten Spaß? „Das kann ich gar nicht sagen. Ich liebe alle sehr, und finde alle sehr zum Kotzen“, antwortet er mit Humor, „je nachdem, wann man mich gerade fragt“.

Seit 2019 ist Roland Riebeling mit seiner Solo-Performance „Der Kontrabass“ am Theater Duisburg zu sehen.
Seit 2019 ist Roland Riebeling mit seiner Solo-Performance „Der Kontrabass“ am Theater Duisburg zu sehen. © Theater Duisburg | Küster

An der Regiearbeit gefalle ihm, mit anderen Leuten gemeinsam etwas zu entwickeln. Wann fällt jemandem ein Schrank auf den Kopf? Wann rülpst die Darstellerin? Und kann sie überhaupt laut genug rülpsen, dass alle im Saal es hören? „Dass man sich beruflich über so etwas Gedanken machen kann, ist ja völlig absurd.“

Als Schauspieler schließlich entwickle er die meiste Kreativität. Schauspielern auf der Bühne und am Set allerdings unterschieden sich noch einmal stark voneinander. „Beim Film sind mehr Menschen vor Ort. Der Ton ist viel höflicher. Alle sind sehr professionell und konzentriert, versuchen zeitig Feierabend zu machen. Zeit ist auch Geld.“

Theater in der Krise: „Müssen zusehen, dass wir nicht mehr dieser Elite-Laden sind“

Beim Theater sei es genau anders rum. „Man hat viel mehr Zeit, kloppt jede Menge Extrastunden. Teilweise wird wochenlang eine Szene geprobt, man kann auch mal aus dem Zeitplan ausbrechen. Und man muss beim Theater so viel mitdenken: Partner, Bühnenbild, Publikum. Es ist eigentlich eine ganz andere Sportart.“

Heute kämpft das Theater um die eigene Zukunft. Nur zwei Prozent der Bevölkerung hätten noch ein Abo, sagt Riebeling, und selbst von denen gingen nach der Pandemie keine 70 Prozent mehr hin. Doch wie lässt sich das ändern? „Das Regietheater, mit dem ich groß geworden bin, hat sich sowas von hohl gelaufen. Wir müssen schleunigst zusehen, dass wir nicht mehr dieser Elite-Laden sind.“ Heute würden Zuschauer die Theater abstrafen, wenn Inszenierungen nicht unterhaltsam sind, keinen Bildungsauftrag haben oder man sie gar nicht erst verstehen kann.

Schauspieler Roland Riebeling lebt in Bochum. (Archivbild)
Schauspieler Roland Riebeling lebt in Bochum. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Auch in Duisburg müsse man das Publikum erst wieder vom Sofa holen. Dabei lande hier viel Qualität auf der Bühne. Riebeling nennt vor allem die Gastspiele im Rahmen des Theatertreffens, die 2023 wieder gut besucht waren und im Haus am Opernplatz Hoffnung geweckt haben: „Intendant Michael Steindl holt die Crème de la Crème. Für das, was man in Duisburg sehen kann, muss man lange durch die Republik fahren.“

>>“DER KONTRABASS“ MIT ROLAND RIEBELING: NÄCHSTE TERMINE

„Der Kontrabass“ ist das dritte Stück am Theater Duisburg, in dem Roland Riebeling mitspielt. Zurzeit sind zwar keine weiteren Termine angesetzt. Man befinde sich aber in Gesprächen, denkbar sei eine nächste Vorstellung im September. Über neue Rollenangebote aus Duisburg, sagt Riebeling, würde er sich jederzeit freuen.

Die Rhein-Ruhr-Stadt kennt er nicht nur von der Theaterbühne: Am 25. April ist Roland Riebeling auch in der neuen Folge von „WaPo Duisburg“ (ARD) zu sehen.