Essen-Haarzopf. Der Anbau des Sportzentrums in Essen-Haarzopf ist fertig. Lehrgänge für Übungsleiter sind dort derzeit so gefragt, dass mehr Platz benötigt wird.

  • Das Sportzentrum in Essen-Haarzopf ist erweitert worden.
  • Im Anbau gibt es Schulungsräume, die dringend benötigt werden.
  • Die Kosten sind in der langen Planungsphase deutlich gestiegen.

Im Sport-, Gesundheits- und Qualifizierungszentrum Essen-Haarzopf wird nicht nur Sport getrieben, sondern auch gelernt. Jetzt fand die offizielle Eröffnung des Anbaus statt, in dem vorwiegend Seminare und Schulungen stattfinden werden. Das gesamte Zentrum an der Humboldtstraße 217 hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich.

„Der Anbau für Schulungsräume war erforderlich, weil Aus- und Fortbildungen im Bereich Sport stark nachgefragt werden“, erläutert Karin Stitz, Leiterin der Außenstelle Essen des Sportbildungswerks NRW. Das Gebäude sei mit rund einem halben Jahr Verspätung fertig geworden. Elektriker, Dachdecker und andere Handwerker habe man, soweit möglich, aus dem Stadtteil engagiert.

Der Erweiterungsbau des Sportzentrums ist mit dem ursprünglichen Gebäude an der Humboldtstraße verbunden.
Der Erweiterungsbau des Sportzentrums ist mit dem ursprünglichen Gebäude an der Humboldtstraße verbunden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

In den 1980er Jahren war das städtische Gebäude als Jugendzentrum errichtet worden, etablierte sich schnell als Konzertort. Dort sei jedoch eine Drogenszene entstanden, wie sich Hausleiter Lutz Dominik erinnert. Da sich die Stadt seinerzeit sowieso aus finanziellen Gründen von einigen Jugendzentren trennen musste, gab sie die Haarzopfer Einrichtung auf und vermietete das Gebäude 1990 an den Essener Sportbund (Espo), der dort ein kleines Sport- und Gesundheitszentrum aufbaute.

Das Sportzentrum in Essen-Haarzopf war früher ein Jugendzentrum

Als die Außenstelle Essen des Sportbildungswerks NRW ihre Bleibe an der Bockmühle in Altendorf aufgeben musste, zog man zur Humboldtstraße nach Haarzopf um, erzählt Karin Stitz (66). Seitdem liegt dort ein Schwerpunkt auf Qualifizierungsmaßnahmen. „Das Sportbildungswerk ist Untermieter des Espo, Gebäude und Gelände gehören aber weiterhin der Stadt“, erklärt Karin Stitz, die ihre Funktion seit 38 Jahren innehat und den Renteneintritt wegen des jetzt beendeten Anbauprojekts ein bisschen aufgeschoben hat. Ein erster Umbau hatte bereits zum Einzug der Sportbildungswerks Anfang 2011 stattgefunden.

Der neue Seminarraum in der ersten Etage des Anbaus am Sport-, Gesundheits- und Qualifizierungszentrum Haarzopf.
Der neue Seminarraum in der ersten Etage des Anbaus am Sport-, Gesundheits- und Qualifizierungszentrum Haarzopf. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Wir brauchen viel mehr Seminar- und Schulungsräume, der Bedarf ist riesig. Ohne die Anmietung von zusätzlichen Räumen würde es nicht funktionieren“, erklärt die Leiterin. Der zweigeschossige Anbau soll nun Entlastung bringen. Während sich in der oberen Etage ein reiner Schulungsraum befindet, lässt sich der Raum unten als Seminarraum, aber auch als vierte Turnhalle des Zentrums nutzen.

„Von montags bis freitags finden im Zentrum Sportkurse von A bis Z, von Aerobic bis Zilgrei, für rund 1200 Menschen statt. An den Wochenenden laufen die Seminare, Aus- und Fortbildungen für Übungsleiter. Wir bieten rund 200 Lehrgänge für etwa 3200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Jahr an“, sagt Karin Stitz. Rund 90 Prozent der Teilnehmer kämen aus NRW. Ausgebildet werde für den Espo, für Sportvereine, aber auch für den ersten Arbeitsmarkt, beispielsweise im Bereich Präventions- und Reha-Sport sowie Bewegungsförderung.

Die Schulungen und Seminare finden am Wochenende statt

„Die Teilnehmer haben ja meist in der Woche andere Jobs, deshalb müssen die Seminare am Wochenende stattfinden“, so die pädagogische Leiterin, die auch immer auf der Suche nach neuen Kursleitern für den Espo ist. Über mangelnde Auslastung könne man sich nicht beklagen: Wer eine Übungsleiterlizenz besitze, müsse alle vier Jahre, beim Herzsport sogar alle zwei Jahre, an einer Fortbildung teilnehmen. „Viele wollen aber auch einfach neue Dinge ausprobieren, neue Medien und Materialien kennenlernen, denn die Kursteilnehmer werden immer anspruchsvoller“, weiß sie aus Erfahrung. Nach der Coronaphase würden sowohl Bildungs- als auch Kursbereich weiter wachsen, so ihre Prognose.

Zudem ließen sich immer mehr Menschen zur Übungsleiterausbildung beraten, weil sie einerseits etwas für sich selbst tun und ihrer Neigung gemäß arbeiten wollten, andererseits aber auch einen Nebenverdienst suchten. Für den Ausbildungsbereich stehen jetzt zusätzlich zweimal 136 Quadratmeter zur Verfügung.

Die Arbeiten für den Anbau, der mit dem Hauptgebäude verbunden ist und das Gestaltungs- und Farbkonzept des Bestandsgebäudes aufgreift, hatten im Oktober 2021 begonnen und waren zum Jahresende 2022 bis auf kleinere Restarbeiten abgeschlossen.

Bei ersten Vorüberlegungen sei man 2017 von einer Investitionssumme von 640.000 Euro ausgegangen. „Das wurde immer mehr und dann sind durch die lange Vorlaufphase die Kosten förmlich explodiert, so dass wir am Ende bei einer knappen Million Euro waren“, erklärt Karin Stitz. Davon habe das Sportbildungswerk 650.000 Euro aufbringen müssen, die aber als Mietvorauszahlung angerechnet würden. 280.000 Euro seien aus Fördermitteln des Projekts „Moderne Sportstätten 2022 NRW“ gekommen, 38.000 Euro von den Sport- und Bäderbetrieben Essen.