Essen-Altenessen. Leerstehende Läden in Wohnraum umwandeln: Das ist die Idee der Landesbausparkasse. Warum das Altenessen attraktiv machen könnte.
Mehrere Ladenlokale stehen in Altenessener leer. Das Team der örtlichen Landesbausparkasse (LBS) schlägt vor, sie nach und nach in Wohnraum umzuwandeln. Leere Geschäfte würden schließlich nicht zum Flanieren einladen. Welche Vorteile die Umwandlung hat, erklärt Gebietsleiter Frederic Canitz im Interview.
Wie hoch ist der Leerstand in Altenessen?
Wir haben zehn Objekte aufgelistet, darunter unter anderem das ehemalige Ladenlokal der Nationalbank, der Sparkasse und der Commerzbank. Außerdem das Haus an der Ecke zur Karlstraße, das jahrelang eingerüstet war.
Warum sollte man diese Leerstände in Wohnraum umwandeln?
Man sollte nicht generell alle Leerstände in Wohnraum umwandeln aber vielleicht bei einigen darüber nachdenken ob es sinnig wäre. In einer Zeit, in der Neubauvorhaben nicht mehr weitergeführt werden und dennoch Wohnraum benötigt wird, sieht man leerstehende Gewerbeimmobilien die seit längerem nicht genutzt werden.
Das könnte auch daran liegen, dass die Menschen vermehrt online einkaufen?
So ist es. Viele kaufen online oder besuchen das Allee-Center. Die meisten Gewerbeimmobilien befinden sich im Erdgeschoss und wären so gut zugänglich für Menschen die nicht mehr ganz so gut auf den Beinen sind. Wenn man bezahlbaren Wohnraum schaffen würde, lockt das auch wieder Gewerbetreibende und Gastronomen an, die sich ergänzen können. Die merken dann, dass in dem Stadtteil viele Menschen wohnen, die einkaufen beziehungsweise konsumieren wollen. Wenn ein Bäcker eröffnet, macht auch ein Metzger auf und so weiter.
Gewerbetreibende und Gastronomen sollen auch nach Altenessen gelockt werden
Dann ist es doch zu spät, weil es die Läden nicht mehr gibt.
Die Umwandlung ist ein Prozess. Die Idee ist, dass man einige Ladenlokale zu Wohnraum umwandelt und andere dann wieder von Gewerbetreibenden oder Gastronomen angemietet werden. Das passiert, wenn der Stadtteil attraktiver wird, weil dort mehr Menschen wohnen und es weniger Leerstände gibt. Die Interessensgemeinschaft Altenessen mit Peter Arndt Wülfing macht viel, um den Stadtteil zu beleben. Des Weiteren leben hier auch viele engagierte Bürger die zum Beispiel auch mit der Initiative „Augenblick mal Altenessen“ Kunst und Kultur in den Stadtteil bringen um das Gesamtbild etwas fröhlicher zu gestalten. Wenn die Schaufenster leer stehen, geht man aber nicht gerne flanieren.
Altenessen ist vielleicht kein Stadtteil zum Flanieren?
Die Voraussetzungen sind da. Die Altenessener Straße ist schön breit, geschmückt mit Blumenampeln und es ist eine Tempo-30-Zone. Leider sieht der Stadtteil durch die Leerstände manchmal tot aus. Es braucht attraktives Gewerbe und Cafés, damit die Leute verweilen wollen. Gewerbe und Gastronomie ist nötig, dafür soll keiner in andere Stadtteile fahren müssen. Erreichen können wir das, wenn wir große Leerstände durch Wohnungen nutzbar machen. Damit holen wir mehr Menschen in den Stadtteil. Man muss sich das wie eine Waage vorstellen, auf der einen Seite Wohnimmobilien und auf der anderen Seite Gewerbeimmobilien.
Die Eigentümer müssen mitmachen, wenn Ladenlokale umgewandelt werden sollen.
Stimmt, die Umwidmung ist mit einem gewissen Aufwand verbunden. Manche scheuen diesen. Da könnte man Investoren mit ins Boot holen, die Erfahrung damit haben. Wir arbeiten derzeit daran, ein Netzwerk aufzubauen und uns auch Unterstützung seitens der Stadt zu holen.
LBS will Altenessener Eigentümer unterstützen
Trotzdem ist man doch machtlos, wenn die Eigentümer kein Interesse haben.
Ich hoffe, dass Vermieter, die hier leben, auch ein eigenes Interesse an so einem Projekt haben, weil sie sich mit den Stadtteil identifizieren. Eventuell entsteht dann ein sozialer Druck, der deutlich macht, dass Eigentümer sich nicht aus der Verantwortung stehlen können, weil sie damit dem Stadtteil schaden. An einigen Stellen ist vielleicht auch ein Generationenwechsel nötig.
Wie können Sie als LBS das Projekt vorantreiben?
Wir sind kein Finanzier für Gewerbe, sondern für Wohnraum. In diesem Bereich können wir mit entsprechender Finanzierung unterstützen und Investoren Angebote machen. Wir versuchen, viel Vorarbeit zu leisten und Fördermöglichkeiten aufzuzeigen.
Wieso schrecken Investoren zurück?
Die Eigentümer wollen ihr Objekt zu einem guten Preis verkaufen, die Investoren wissen aber, dass die Umwandlung in Wohnraum Zeit und Geld in Anspruch nimmt. Da kollidieren dann die Preis-Vorstellungen. Wenn der Umbau einmal gelungen ist, stellt sich auch die Frage nach dem Mietpreis. Wenn der Umbau teuer war, kann der entstandene Wohnraum nicht günstig sein, das sollte aber eigentlich das Ziel sein.
Welchen Zeithorizont stellen Sie sich für das Projekt vor?
Ich habe eine Idee, welche Vorteile die Umwandlung von Geschäften in Wohnraum hat, wie lange das dauert, kann ich nicht abschätzen. Es gilt jetzt, unser Netzwerk zu vergrößern und die Stadt mit ins Boot zu holen, die hat ja vielleicht auch ein eigenes Interesse daran.
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