Essen. Sieben kurze Filme aus und über Essen entwerfen ein besonderes Bild der Stadt. Was das Publikum bei der Lichtburg-Premiere erwartet.

Um sich eine Vorstellung von und über Essen zu machen, braucht es normalerweise mehr als 90 Minuten. Doch wer am kommenden Sonntag, 23. April, nach anderthalb Stunden die Lichtburg verlässt, der wird vermutlich ganz gut im Bilde sein, vielleicht auch überrascht, amüsiert und auf jeden gut unterhalten.

Mit „Essen Shorts“ nämlich bekommt die Stadt nun ihren ersten eigenen Episodenfilm. Sieben Teams haben dafür einen ganz eigenen Blick auf Essen und seine Menschen gerichtet. Im Mittelpunkt aller Beiträge stehen schließlich „Begegnungen“. Die Premiere am Sonntag, 23. April, 12 Uhr, will auch Oberbürgermeister Thomas Kufen nicht verpassen.

„Essen Shorts“ ist keine Hochglanz-Werbung für die Stadt

Wobei den Machern des Vereins Netzwerk Film eines wichtig ist: „Essen Shorts“ ist kein Imagefilm, keine touristische Hochglanz-Werbung mit wirkungsvoll in Szene gesetzten Sightseeing-Empfehlungen. „Essen Shorts“ ist vielmehr eine Collage aus ganz unterschiedlichen Sichtweisen, Genres und Geschichten – so bunt und schillernd, aber auch so speziell und manchmal eigenwillig wie die themenvorgebende Stadt.

Die Filmemacher v.l. Erwin Wiemer, Helmuth Jäger und Andreas Küster freuen sich auf die Premiere von „Essen Shorts“ in der Lichtburg.
Die Filmemacher v.l. Erwin Wiemer, Helmuth Jäger und Andreas Küster freuen sich auf die Premiere von „Essen Shorts“ in der Lichtburg. © FUNKE Foto Services | Jessica Hock

Die Idee zu „Essen Shorts“ wurde dabei schon vor fünf Jahren geboren. Aber wie das so ist bei Filmprojekten: Dreharbeiten brauchen Vorlaufzeit. Dann kam die Pandemie, und eine lange Pause und nun endlich die Premiere für ein ganz besonderes Filmprojekt, das mit finanzieller Unterstützung des Vereins Filmkunst und Kinokultur auf den Weg gebracht werden konnten. Um die 20.000 Euro dürften in das ambitionierte Vorhaben geflossen sein, schätzt Lichtburg-Chefin Marianne Menze. Aber das wird am Ende nur einen Bruchteil des Aufwands abgedeckt haben, den die vielen engagierten Akteure in das Projekt gesteckt haben. „Es ist schon eine Menge Herzblut dabei gewesen“, sagt Filmemacher Erwin Wiemer.

Premiere für „Essen Shorts“: „Es ist schon eine Menge Herzblut dabeigewesen“

Wer eine Idee vom Aufwand bekommen möchte, der stelle sich allein 100 Statisten im Stadtgarten Steele vor, die Jonas Klose für die Dreharbeiten von „Sein letzter Deal“ nach einer Vorlage des Essener Schriftstellers Ulrich Straeter vor die Kamera gebeten hat.

Insgesamt 36 Kurzgeschichten waren nach öffentlichen Aufrufen an die Bevölkerung von Essener Autoren eingereicht worden. Das Netzwerk Film wählte daraus sieben Vorlagen für eine Verfilmung aus. Die (vorwiegend) Essener Filmschaffenden formierten sich daraufhin zu Filmteams und opferten über Monate ihre Freizeit; waren Drehbuchautor, Regisseur, Kameramann, Aufnahmeleiter, Maskenbildner, Tontechniker und Cutter.

Auch vor der Kamera war die Begeisterung für „Essen Shorts“ groß. Manchem Zuschauer beschert das Episodenwerk sogar ein Wiedersehen mit einer bekannten Theaterschauspielerin der Stadt: Rezo Tschchikwischwili, langjähriges Mitglied des Essener Schauspiel-Ensembles, etwa schlüpft in die Rolle des einst als „Ölkönig von Wanne“ bekannten Tankstellen-Betreibers Erhard Goldbach. Der mutierte in den 1970ern vom „Robin-Hood der Zapfsäule“ im Kampf gegen die großen Mineralölkonzerne zum verurteilten Steuerbetrüger. Eine Geschichte mit historisch verbrieftem Hintergrund. Akteure der Studio-Bühne konnten ebenfalls für die Verfilmung einiger Episodenteile gewonnen werden. Und für den Beitrag „Wolf oder Ziegen“ hat man sogar die Ziegen aus dem Tiergehege Wichteltal vor die Kamera geholt.

Tierischer Einsatz: Die Ziegen aus dem Tiergehege Wichteltal sind ebenfalls in einem der Essener Episodenfilme zu sehen.
Tierischer Einsatz: Die Ziegen aus dem Tiergehege Wichteltal sind ebenfalls in einem der Essener Episodenfilme zu sehen. © Gaby Barry

Die Themenspanne ist eben groß. Mal wird die EVAG als Beinahe-Beziehungsanbahner ins Blickfeld gerückt, mal wird über latenten Rassismus oder das Konfliktpotenzial von Navigationsgeräten gesprochen, mal sorgen Schurenbachhalde oder Mehrgenerationenhaus für die besondere lokale Filmkulisse.

Ob „Essen Shorts“ am Ende auch Filmemacher jenseits der Stadtgrenze für Essen als Drehort stärker begeistern kann, wird sich zeigen. Neben der Auswertung im Netz soll die Episodenfilm-Sammlung jedenfalls nicht nur einmal auf der großen Leinwand der Essener Filmkunsttheater laufen. Für den hauptberuflichen Kameramann Andreas Küster war das Projekt so oder so ein Glücksfall, „einmal etwas ganz ohne Fernsehstress zu tun“. Und auch Kamera-Kollege Erwin Wiemer hat die Dreharbeiten genossen: „Wir hatten Freiraum zum Experimentieren.“ Und viele Gelegenheiten für ganz besondere Essener „Begegnungen“.

>>> INFO: „Essen Shorts“ feiert am 23. April Premiere

  • Die Premiere des Episodenfilms „Essen Shorts“ findet am 23. April um 12 Uhr in der Lichtburg statt.
  • Die Filme basieren auf Kurzgeschichten von Seda Feyzioglu, Rainer Hallmann, Wolfgang Knopp, Daniel Kochan, Olav Kudling, Cornelia N’Jai & Ulrich Straeter.
  • Regie geführt haben Helmut Jäger, Luna Ikkuna, Michael Hage, Wolfgang Knopp, Selon Fischer und Jonas Klose.
  • Tickets gibt es hier: www.filmspiegel-essen.de/filme/2023-premiere-essen-shorts

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