Essen. . Unter dem Titel „Essen Shorts“ will das Netzwerk Film fünf bis sechs Kurzfilme über Essen drehen. Bürger können ihre Filmvorschläge einreichen.
Paris hat ihn längst, New York sowieso, L.A. und Berlin sind auch nicht leer ausgegangen. Episodenfilme sind das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, das Gesicht einer Stadt in möglichst vielen Schattierungen auszumalen. Essen soll ihn nun auch bekommen, seinen eigenen Episodenfilm. Nur lässt man sich die Kurzgeschichten hier nicht von Jim Jarmusch oder Robert Altmann schreiben, sondern von den Autoren der Stadt: Fünf bis sechs der eingereichten Beiträge sollen am Ende zu einem 90-minütigen Stadt-Porträt verbunden werden und beweisen, dass viele Geschichten manchmal eben die beste Geschichte ergeben: „Short Cuts“ aus Essen.
Breiter ausformulierte Geschichten als bei „Mein Essen“
Geboren hat die Idee das „Netzwerk Film“. Ein Verbund Essener Filmemacher, die im Sommer dieses Jahres bereits ihr erstes Gemeinschafts-Projekt „Mein Essen“ auf die große Leinwand gebracht haben. Ging es in diesem Bürgerfilm vor allem darum, in einer bunt zusammengeschnittenen Collage aus eingesandten Bürgerbeiträgen möglichst viele Stimmen und Motive, Lieblingsorte und Erinnerungen einzufangen, sollen die Geschichten diesmal breiter ausformuliert und zum Drehbuch verarbeitet werden.
Das Thema ist dabei weit gefasst. Es soll um menschliche „Begegnungen“ gehen. Und die kann man an ganz unterschiedlichen Orten erleben. Wenn es nach Michael Hage geht, sollen im Episodenfilm vor allem auch die unterschiedlichen Essener Stadtteile in den Fokus rücken.
Am Ende dürften auch Essener vor der Kamera stehen
Ob es im Kern der Geschichte nun um die Liebe geht, um die Nachbarschaft, eine Jugenderinnerung, ein Kindheitsabenteuer, ob es um Tanz oder Maloche geht, Fußball oder Kunst: Die Macher von Netzwerk Film hoffen auf thematisch möglichst unterschiedliche Vorlagen, die dann von verschiedenen Teams verfilmt werden. Weil das Budget knapp ist, dürften am Ende auch Essener vor der Kamera stehen – die Zusammenarbeit mit Darstellern der Essener Amateur-Bühnen, der Folkwang-Universität oder Statisten, die dann noch gecastet werden müssten.
Zunächst aber hofft man auf möglichst viele Einsendungen von Essener Autoren. Die Vorlagen sollten am Ende nicht mehr als 30 Seiten umfassen und mit einem etwa halbseitigen Expose zugeschickt werden. Wenn die Beiträge gesichtet und ausgewählt sind, geht es ans Verfilmen. Voraussichtlich 2020 soll das Ergebnis dann in der Lichtburg zu sehen sein.
Für Kino-Chefin Marianne Menze ist das Projekt vor allem deshalb „spannend, weil es einen Prozess voraussetzt“. Welches Bild von Essen am Ende episodisch vermittelt wird, das wird sich erst im Laufe der nächsten Monate ergeben. Philipp Peißen, der bereits das Kurzfilmfestival „Essener Video-Rodeo“ veranstaltet, glaubt ans Gelingen: „Das fehlende Budget werden wir einfach durch Kreativität ersetzen“.