Essen. Die Sparkasse Essen zieht Bilanz fürs Jahr 2022. Vor allem die Entwicklung bei Immobilienkrediten und Einlagen war so wohl nicht erwartet worden.
Der erwartete Dämpfer ist ausgeblieben: Trotz des steilen Anstieges der Bauzinsen hat die Sparkasse Essen im vergangenen Jahr mehr Baufinanzierungen mit ihren Kunden und Kundinnen abgeschlossen als im Jahr zuvor. „Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden ist bei unseren Kunden weiter ungebrochen“, teilte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse, Helmut Schiffer, am Freitag bei der Vorlage der Bilanz mit. Das Geldinstitut zählte im vorigen Jahr 2822 neue Kreditverträge mit einem Gesamtvolumen von 532 Millionen Euro (Vorjahr: 2748 über 514 Millionen Euro).
Dennoch spürte auch die Sparkasse in den letzten drei Monaten 2022 die Bremsspuren, die die steigenden Immobilienzinsen hinterlassen: „Viele sind zurückhaltender geworden“, räumte Schiffer ein. Die Sparkasse setze deshalb auf Beratung und das offene Gespräch über die Möglichkeiten, wie viel Wohneigentum man sich langfristig leisten könne und wolle.
Sparkassen-Immobilientochter: Nachfrageeinbruch zum Jahresende
Eine analoge Entwicklung gab es bei der Immobilientochter der Sparkasse. Die S-Immobilien GmbH vermittelte im vergangenen Jahr 260 Häuser und Eigentumswohnungen für insgesamt 130 Millionen Euro. Es sei damit eines der besten Geschäftsjahre für das hauseigene Maklerunternehmen gewesen, betonte Sparkassen-Vorstand Oliver Bohnenkamp. Allerdings registrierte es im letzten Quartal einen regelrechten Nachfrageeinbruch.
Unterdessen haben die hohen Energiepreise und die galoppierende Inflation nicht dazu geführt, dass die Kunden und Kundinnen der Sparkasse weniger Geld zur Seite legen können. Im Gegenteil: Sie sparten 2022 weiter Geld an. Die Einlagen bei der Sparkasse stiegen um 4,4 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro. Sie lagen damit auch deutlich über dem Corona-Jahr 2020, als die Menschen wegen der Pandemie weniger fürs Reisen oder den Konsum ausgaben.
Die Sparkasse selbst führt die höheren Einlagen unter anderem auf die Zinswende zurück. „Die Rückkehr des Zinses war für uns alle eine gute Nachricht“, betonte Sparkassen-Chef Schiffer. Im vierten Quartal 2022 gab die Sparkasse erstmals wieder verzinste Sparkassenbriefe heraus. Seit März dieses Jahres bietet das Institut zudem wieder Zinsen für Sparbuch sowie auch Tagesgeld an. Das meiste Geld haben die Sparkassen-Kunden jedoch weiterhin auf dem Girokonto oder dem Sparbuch liegen. Die sogenannten Sichteinlagen stiegen vergangenes Jahr von 5,2 Milliarden auf 5,4 Milliarden Euro.
Sparkasse Essen muss Abschreibungen auf Wertpapiere vornehmen
Auch die Sparkasse selbst profitierte von der Rückkehr des Zinses: Der Zinsüberschuss und das Betriebsergebnis kletterten gegenüber den Vorjahren deutlich. Der rasche Zinsanstieg hatte jedoch auch eine Kehrseite: Das Institut musste 10,4 Millionen Euro Abschreibungen auf Wertpapiere vornehmen. Denn der Zinsanstieg hatte in der zweiten Jahreshälfte 2022 dazu geführt, dass festverzinsliche Eigenanlagen deutlich an Wert verloren. Schiffer gab sich dennoch gelassen: „Als solide aufgestelltes Haus haben wir die Kraft, solche Abschreibungen zu tragen. Wir sind zuversichtlich, dass diese in den nächsten Jahren durch Zuschreibungen wieder ausgeglichen werden.“
Kennzahlen der Sparkasse 2022
Bilanzsumme: 9,77 Milliarden Euro (Vorjahr 9,4 Mrd.)
Kundeneinlagen: 7,65 Mrd. Euro (7,35 Mrd.)
Kundenkredite: 6,77 Mrd. Euro ( 6,62 Mrd.)
Zinsüberschuss: 137,6 Millionen Euro (117,8 Mio)
Provisionsüberschuss: 60,6 Mio Euro (59 Mio)
Betriebsergebnis vor Bewertung: 68,4 Mio Euro (48,7 Mio)
Jahresüberschuss nach Steuern: 6,6 Mio Euro (5,5 Mio)
Mitarbeitende: 1230 (1243)
Filialen: 31 (35)
Unterm Strich konnte die Sparkasse dennoch ihren Gewinn gegenüber dem Vorjahr um 1,1 Millionen auf 6,6 Millionen Euro steigern. „Wir hatten ein gutes Jahr“, unterstrich Sparkassen-Chef Schiffer, der Ende Juli dieses Jahres die Sparkasse Essen auf eigenen Wunsch hin verlassen wird.