Essen-Rüttenscheid. Gute Nachrichten von Rosa aus Rüttenscheid: Nach schwerer Krankheit kann die Neunjährige wieder zur Schule. Ihr Schicksal hatte viele bewegt.

  • Rosa aus Essen-Rüttenscheid hat ihre schwere Krankheit überwunden. Die Neunjährige hatte 2022 die Diagnose MDS, eine Vorstufe von Leukämie, bekommen.
  • Bei der Suche nach einem passenden Stammzellenspender engagierten sich viele Menschen aus Rüttenscheid und darüber hinaus.
  • Jetzt gibt es gute Neuigkeiten: Rosa kann wieder am Schulunterricht teilnehmen.

Die neunjährige Rosa aus Rüttenscheid geht wieder in die Schule. An dem Schicksal des Mädchens hatte viele Menschen im Stadtteil und darüber hinaus Anteil genommen. Im vergangenen Jahr war bei ihr MDS, eine chronische Erkrankung des blutbildenden Systems und Vorstufe von Leukämie, diagnostiziert worden. Nach erfolgreicher Behandlung und Stammzellentransplantation kann Rosa jetzt wieder am Schulunterricht teilnehmen, schwimmen und Fahrradfahren lernen und mit anderen Kindern spielen.

Die Vorgeschichte: Im Frühjahr 2022 litt Rosa unter einem fiebrigen Infekt und war danach ungewöhnlich lange schlapp und müde. Sie wollte oft getragen werden, was ihre Eltern Ina Gölzenleuchter und Stephan Struck überhaupt nicht von ihrer sonst so lebhaften Tochter kannten. Rosas Kinderarzt überwies die Familie in die Essener Uniklinik. Eingehende Untersuchungen brachten die Gewissheit, dass Rosa unter dem sogenannten Myelodysplastische Syndrom (MDS) litt. Die Ursache dieser Krankheit sind bösartige, genetische Veränderungen der blutbildenden Zellen im Knochenmark. Um die Dynamik der Veränderung zu stoppen, stand bald fest, dass Rosa eine Stammzellspende benötigen würde.

Rosa (9) aus Rüttenscheid verbrachte insgesamt drei Monate in der Uniklinik Essen

Familie, Freunde und Nachbarn stellten in kurzer Zeit viel auf die Beine, entwarfen und verteilten Flyer und organisierten mit der DKMS eine große Registrierungsaktion. Unter dem Motto „Alle für Rosa“ bestellten sich über 1700 Menschen ein Registrierungsset. Nicola Wenderoth von der DKMS berichtete von einer enormen Hilfsbereitschaft. „Jeden Tag bekomme ich fünf bis sechs Anrufe von Menschen, die wissen wollen, wie sie Rosa helfen können“, sagte sie 2022 gegenüber unserer Redaktion. Auch Rosas Grundschule, die Rüttenscheider Käthe-Kollwitz-Schule, engagierte sich stark und rief mit mehreren Aktionen zur Typisierung auf.

Schon Ende Mai kam die erlösende Nachricht: Gleich zwei passende Stammzellenspender waren gefunden worden. Für Rosa ging es stationär in die Uniklinik, erst zur vorbereitenden Chemotherapie, dann zur Transplantation. Insgesamt drei Monate verbrachte sie in der Klinik, allerdings nicht am Stück. Ihre Eltern bemühten sich, ihr den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. So dekorierten sie Rosas Zimmer mit vielen bunten Bildern und Familienfotos, Dinosaurier-Figuren zogen ein und es gab frische Blumen hinter der Glasscheibe. Auch auf der Isolationsstation konnte das Paar seine Tochter – mit medizinischer Schutzkleidung und nur einzeln – besuchen.

Junge Essenerin nach der Stammzellenspende in Quarantäne

Als Rosa an die Rüttenscheider Käthe-Kollwitz-Schule zurückkehrte, standen ihre Mitschüler Spalier.
Als Rosa an die Rüttenscheider Käthe-Kollwitz-Schule zurückkehrte, standen ihre Mitschüler Spalier. © Privat | Gölzenleuchter

„Wir haben uns die Tage aufgeteilt, einer kam vormittags, der andere nachmittags“, berichtet Ina Gölzenleuchter. Beide Elternteile sind Musiker und gaben währenddessen Online-Unterricht, ließen aber ihre Konzerttätigkeit für Rosa ruhen. Für die Familie war es keine einfache Zeit, doch Stephan Struck sagt: „Rosa hat sehr tapfer durchgehalten.“ Und nicht nur sie, ergänzt Ina Gölzenleuchter: „Das gilt für alle Kinder, die wir in der Klinik getroffen haben.“

Im Juli durfte Rosa wieder nach Hause, musste allerdings zunächst in eine Art vorsorgliche Quarantäne. „Ihr neues Immunsystem musste erst einmal anwachsen und seine Tätigkeit aufnehmen“, erklärt Struck. Mit ihren Klassenkameraden und Lehrern stand sie die ganze Zeit über im Kontakt, vor allem digital: es gab Videokonferenzen, Onlinehausaufgaben und Gespräche. Im Oktober dann das Highlight: „Draußen ‘am Mäuerchen’ haben wir auf Abstand und mit Masken Rosas Geburtstag gefeiert. Nachbarn und Familie waren da“, so Gölzenleuchter. „Da war sie sehr glücklich.“

Eltern von Rosa blicken „dankbar und glücklich in die Zukunft“

Für die Familie ist das Jahr 2022 im Rückblick nicht nur grau, sondern vor allem geprägt von großer Hilfsbereitschaft. „Wir blicken dankbar und glücklich in die Zukunft“, sagt Stephan Struck. „Wir haben so viel Unterstützung erhalten. Jeden Tag gab es Post oder kleine Geschenke, darunter Heerscharen von Engeln, die uns beschützen sollten. Die Nachbarn haben für uns mitgekocht, als wir im Krankenhaus waren, und auch sonst gab und gibt es bis heute eine tolle Anteilnahme.“

So kann man Spender werden

Unter www.dkms.de kann man sich als Stammzellenspender registrieren. Zunächst beantwortet man einige Fragen, dann bekommt man ein Registrierungsset zugeschickt.

Zu Hause macht man einen Wangenabstrich und schickt das Set zurück. Sobald die DKMS die eingeschickte Probe analysiert hat, wird man in die Datei aufgenommen und kommt als möglicher Spender für Patienten weltweit in Frage.

Ende März war es endlich soweit: Rosa konnte wieder in die Schule. Ihre Mitschülerinnen und -schüler aus der dritten Klasse begrüßten sie mit einem Tulpenbogen, standen mit Blumen für die Neunjährige Spalier. „Das war ein toller Empfang“, sagt Ina Gölzenleuchter. Die Eltern hatten für Rosa eine Schultüte vorbereitet. So konnte sie ihren „zweiten ersten Schultag“ feiern. Zu Ostern stand in diesem Jahr kein Krankenhaus-Programm an. Stattdessen standen eine Führung durch das Folkwang-Museum, Fahrradfahren lernen, schwimmen gehen und Familienbesuche in Darmstadt und Karlsruhe auf dem Plan.

Ina Gölzenleuchter und Stephan Struck ist es wichtig, weiter auf die Typisierung bei der DKMS aufmerksam zu machen – damit auch anderen Betroffenen geholfen werden kann. Ihren Spender könnte Rosa übrigens in Zukunft persönlich kennenlernen. „Sie hat vor kurzem zum ersten Mal diesen Wunsch geäußert“, erzählt Gölzenleuchter. Nun gibt es die Möglichkeit, den Spender anonymisiert zu kontaktieren. Wenn beide Seiten Interesse haben, können sie sich in frühestens zwei Jahren treffen.