Essen. Das ehemalige „Schossau-Haus“ soll von Grund auf saniert werden. Der Allbau will eine neue Nutzung. Pläne auch für das „Haus am Kopstadtplatz“.
Der Kopstadtplatz war einst Marktplatz und das Amüsierviertel der Essener Innenstadt. Heute liegt der Ort abseits der Einkaufsstraßen, dient teils als Parkplatz, teils will er seit der letzten Sanierung im Jahr 1991 zum Aufenthalt einladen, was aber nie besonders gut angenommen wurde. Für zwei prägende Immobilien entwirft der Allbau nun neue Pläne.
Zum einen geht es um das ehemalige Kaufhaus von Overbeck & Weller am Kopstadtplatz 10, das älteren Semestern noch als solide Adresse für Bekleidung in Erinnerung ist. Nach dem Aus von Overbeck & Weller mutierte das Gebäude zum „Schossau-Haus“, benannt nach einem Fachhändler für Elektronikartikel, der lange Jahre am Kopstadtplatz ansässig war.
Alle anderen Gebäude am Kopstadtplatz gingen im Zweiten Weltkrieg unter
Das ehemalige Kaufhaus, erbaut in den Jahren 1911 und 1912 nach den Plänen des Architekten Ernst Knoblauch, ist das einzige Gebäude rund um den Kopstadtplatz, dass den Zweiten Weltkrieg zumindest in Teilen überstanden hat. Alle anderen gingen im Bombenhagel unter. Stark zerstört, wurde es nach dem Krieg wieder aufgebaut, allerdings blieb die charakteristische Kaufhaus-Fassade dabei auf der Strecke. Auffällig sind die zwei markanten Türmchen auf dem Dach.
Der Allbau, der das Gebäude vor zwei Jahren erworben hat, plant nun eine umfassende Sanierung. Laut Geschäftsführer Dirk Miklikowski wurden mehrere Architekten- und Planungsbüros damit beauftragt, entsprechende Pläne zu entwerfen. Sie sollen sich auch Gedanken darüber machen, wie das Geschäftshaus künftig genutzt werden kann.
Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz, von einem Abriss ist aber keine Rede
„Wir stehen noch ganz am Anfang“, betont Dirk Miklikowski. Frühestens 2026 werde sich etwas tun. Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz. Es sei aber nicht vorgesehen, es abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen, so Miklikowski. Aktuell beherbergt das ehemalige Kaufhaus Einzelhandel, auch das städtische Amt für Wahlen und Statistik. Auch ein großer Fahrradladen war hier zwischenzeitlich beheimatet.
Ebenfalls saniert werden soll das gegenüberliegende Gebäude am Kopstadtplatz 12, auf dessen Dach der Name „Haus am Kopstadtplatz“ steht, mit der Ladenpassage im Erdgeschoss. Auch dieses nüchterne Ensemble aus den 1950er Jahren gehört dem Allbau. Hier soll eine umfassende energetische Ertüchtigung umgesetzt werden.
Der Kopstadtplatz hat seinen Namen von der alteingesessenen Essener Kaufmannsfamilie Kopstadt, die im 18. und 19. Jahrhundert mehrfach den Bürgermeister stellte und dessen Stammhaus auf dem heutigen Kopstadtplatz stand, als dieser noch kein Platz war. Ab etwa 1900 war der Kopstadtplatz dann vielfach Ort für Massenveranstaltungen, etwa die Kirmes. Zwei Varietés siedelten sich an, darunter das Colosseum, die Gegend wurde zum Ausgeh- und Kneipenviertel. Wie die gesamte nördliche Altstadt versanken auch diese Gebäude in Schutt und Asche.
Das „Haus am Kopstadtplatz“ entstand dann 1958 auf den Trümmern des Colosseums. Das Geschäfts- und Bürohaus besteht aus zwei rechtwinklig zueinander angeordneten Baukörpern mit fünf und acht Etagen. Integriert ist die Kopstadt-Passage, ursprünglich eine reine Geschäftspassage, seit 2005 ist hier auch das Forum Kunst und Architektur beheimatet. Teilweise blieb nach dem Wiederaufbau die Funktion als Amüsierviertel erhalten, es gab und gibt einige Gastronomien, und vor einigen Jahrzehnten existierte auch ein Kino.
Die eigentliche Platzfläche war vor der Sanierung Anfang der 1990er Jahre praktisch zum reinen Parkplatz herabgesunken, der Platz erhielt dann einen neuen Bodenbelag, eine bepflanzte Pergola und Sitzgelegenheiten. Eine nachhaltige Belebung hat die Stadt damit aber nicht erreicht, und auch andere Versuche in der Umgebung des Kopstadtplatzes blieben jüngst weitgehend wirkungslos. Die Essen Marketing GmbH (EMG) hatte zum Kopstadtplatz im Jahr 2019 einen Workshop angekündigt, von dem aber seither nichts weiter bekannt wurde. Es gebe zu diesem Ort noch keine Meinungen, hieß es damals in einem Konzeptpapier der EMG, was vielleicht auch etwas aussagt, zumal sich daran offenbar wenig geändert hat.