Essen. Mehr Grün, mehr Sitzgelegenheiten, aber auch viele Fragezeichen: Stadt und EMG wollen die Aufenthaltsqualität in Essens Innenstadt verbessern.
Die Kündigung für drei Markt- und Imbissstände auf der Kettwiger Straße und die überwiegend kritischen Reaktionen vieler Bürger waren nicht unbedingt ein guter Start für die ambitionierten Pläne, die Innenstadt an zahlreichen Stellen umzugestalten. Dabei sieht sich die Essen Marketing GmbH mit den Bürgern im Grundsatz einig, die in Umfragen immer wieder die kühle, wenig einladende Gestaltung des Stadtkerns beklagen und sich nach einer „emotionalen Mitte sehnen“, wie es EMG-Chef Richard Röhrhoff mehrfach formulierte. Auch der Rat der Stadt sieht Handlungsbedarf und hat jüngst mit großer Mehrheit die EMG und die Stadtverwaltung beauftragt, an mehreren Stellen grundlegende Änderungen zu erarbeiten.
Ein Dilemma: Der Stadtkern wird vorwiegend mit dem Thema Einkaufen verknüpft
„Die Bürger beschreiben die Innenstadt nicht als einen Ort, an dem man sich trifft, den man ohne konkreten Anlass aufsucht und auch nicht Gästen von außerhalb vorzeigt“, heißt es in dem Beschlusspapier. Vielmehr leide der Stadtkern an einem Dilemma: Der Besuch sei mit dem Thema „Einkaufen“ verknüpft, „doch genau diese Funktion ist nicht mehr ausreichend attraktiv“.
Auch interessant
In Sachen Gastronomie, Kultur und Events sei die Innenstadt zwar gestärkt worden, was die Bürger auch anerkennen würden. Es mangele aber an der Aufenthaltsqualität. In einem Workshop mit verschiedenen Fachleuten und Innenstadt-Akteuren schälten sich dann folgende Projekte heraus, deren Finanzierung allerdings noch vollkommen unklar ist:
Beim Willy-Brandt-Platz fehlt noch eine zündende Idee
Schon lange gilt der Willy-Brandt-Platz wegen seiner Leere und Größe als wenig einladend, doch scheiterten bislang sämtliche Versuche, dem Tor zur Innenstadt sein Image-Problem zu nehmen. Ihn einfach vollzustellen mit Elementen aus dem Möblierungs-Baukasten scheint man - wohl zu Recht - nicht als Lösung zu sehen. Es gab früher einmal Bänke, diese entwickelten sich allerdings rasch als Trinker-Treffpunkt. So fehlen derzeit konkrete Ideen. Bauliche Barrieren wie auch dauerhafte Nutzungen soll es aber nicht geben, der Durchgangscharakter des Platzes erhalten bleiben.
Auf der Kettwiger Straße will die EMG ein „grünes Band“ schaffen, ob Pflanzentöpfe oder etwas anderes damit gemeint ist, bleibt offen. Auch ein Wasserlauf wird angeregt, ferner Sitz- und Verweilmöglichkeiten, wobei das Risiko unerwünschter Lagerbildungen offenbar in Kauf genommen wird.
Burgplatz soll wieder eine „grüne, ruhige Oase“ werden
Der Burgplatz wurde erst vor zehn Jahren gründlich von allem Grün und von Sitzplatz-Inseln befreit und wieder zu jenem Steinplatz mit großer Freitreppe, der er bis in die 1980er Jahre hinein schon einmal war. Nun empfiehlt die EMG: Kommando erneut zurück! Grund: In seiner jetzigen Form werde der historische Kern der Stadt „von den Innenstadtbesuchern kaum genutzt“. Nun möge er wieder eine „grüne, ruhige Oase“ werden, auch „kreative Möblierung“ ist wieder gefragt.
Der Platz um die Marktkirche ist nicht nur das zweite historische Zentrum der Stadt, hier gab es auch über Jahrhunderte das, was der Name nahelegt: einen Markt. Diese Funktion will die EMG mit Hilfe „qualitativ hochwertiger Händler und Angebote“ wieder beleben, die Kündigung der Händler auf der Kettwiger Straße steht in diesem Zusammenhang. Übergangsweise soll es mehr Grün und Möblierung geben.
Für die Viehofer Straße scheint guter Rat besonders teuer zu sein
Auf der Viehofer Straße will die EMG den über 20 Jahre alten Traum wiederbeleben, eine Gastronomiemeile ähnlich dem Bermuda-Dreieck in Bochum zu etablieren. Ganz einfach ist das nicht, weshalb dieses Ziel ausdrücklich „langfristig“ genannt wird. Einzelne Gastronomien gibt es bereits, doch wie heißt etwas verquast im Beschlusspapier: „Um die Viehofer Straßen für breite Zielgruppen zu aktivieren, ist ein erheblicher Qualitätssprung erforderlich.“ Kein Zweifel, die Viehofer ist ein schwieriger Fall, schnelle Erfolge nicht zu erwarten.
Auch interessant
Zum Kopstadtplatz will die EMG einen weiteren Workshop abhalten - zurzeit gibt es zu diesem Ort noch keine Meinungen, was vielleicht auch etwas aussagt. Dem Webermarkt wird im Beschlusspapier eine Scharnierfunktion zwischen Universität und Innenstadt nachgesagt, was derzeit nicht funktioniere. Ein „städtebaulicher Wettbewerb“ gemeinsam mit dem Allbau soll Ideen liefern.
Der Kennedyplatz gilt zumindest als zweckmäßig, der Salzmarkt als gelungen
Der Kennedyplatz soll im wesentlichen das bleiben, was er ist: zentraler Veranstaltungsort der Innenstadt. In der eventfreien Zeit im Frühjahr und Sommer sollen sich die inzwischen zahlreichen umliegenden Gastronomien möglichst auf den eigentlichen Platz ausdehnen. Die EMG möchte für diese Zeit ein „Bespielungskonzept“ erarbeiten oder eine zeitlich begrenzte Gestaltung mit Wasser und Grün schaffen. Der baumbestandene Salzmarkt mit seinen Biergärten gilt als gut, so wie er ist.
„Die Limbecker Straße ist zurzeit für Besucher der Innenstadt unattraktiv“, heißt es kurz und schmerzhaft in der Beschlussvorlage. Es gebe viele Leerstände und ungenutzte Obergeschosse. Der EMG schwebt hier künftig vermehrt Wohnnutzung vor, auch soll sie den Charakter einer „Bummelstraße“ bekommen. Aber wie? Das bleibt leider offen.
Auch für den Platz vor dem Grillo-Theater sind noch Ideen gefragt
Der Platz vor dem Grillo-Theater gilt als Perle, deren Potenzial noch nicht ausgeschöpft wurde. Ideen, wie dies zu ändern wäre, wollen EMG und Stadtverwaltung noch entwickeln. Beim Hirschlandplatz gibt es die Idee, das Thema Spielen zu entwickeln, das in der Innenstadt „deutlich unterrepräsentiert“ sei. Ansonsten funktioniere dieser Platz „als Ort zum Verweilen und als Standort für Gastronomie sehr gut“, heißt es.