Essen. Klimafreundliches Heizen: Die Wärme aus der Aluminiumproduktion von Trimet im Essener Norden soll künftig ins Fernwärmenetz eingespeist werden.

Das Unternehmen Trimet produziert in seinem Werk im Norden der Stadt nicht nur jede Menge Aluminium. Bei der Herstellung des Leichtmetalls fällt auch viel Abwärme ab. In den Elektrolyseöfen herrschen über 900 Grad Celsius, in der direkten Umgebung immer noch 200. Bislang blieb diese Wärme weitgehend ungenutzt. Das aber soll sich bald ändern. Die Aluhütte hat am Mittwoch mit der Iqony Fernwärme (früher Steag) einen Wärme-Liefervertrag geschlossen. Ab Anfang 2025 soll die Abwärme aus der Aluproduktion ins Fernwärmenetz im Essener Norden eingespeist werden. Der Vertrag hat eine Laufzeit von zunächst 20 Jahren. Es ist das erste Projekt von Iqony, bei dem industrielle Abwärme für die Fernwärme genutzt wird.

Trimet wird jährlich rund 31.000 Megawattstunden liefern. Das reicht, um rund 6000 Haushalte mit Wärme zu versorgen. Etwa zehn Prozent der benötigten Wärmemenge im Essener Norden kommt damit künftig aus dem Aluminiumwerk und wird Kohle und Gas zum Teil ersetzen helfen. Momentan kommt der Großteil der Wärme aus zwei Müllheizkraftwerken, unter anderem aus Karnap. Zu knapp einem Drittel wird die Fernwärme aber noch aus fossilen Brennstoffen erzeugt.

Klimaneutralität: Iqony muss sich neue Fernwärmequellen erschließen

Für Iqony ist die Vereinbarung mit Trimet deshalb nicht nur ein wichtiger Baustein für die künftige Versorgungssicherheit, sondern auch ein „Paradebeispiel“ dafür, wie bis 2045 das Ziel der Klimaneutralität bei der Fernwärme erreicht werden kann. Mit Blick darauf sagte Matthias Ohl, technischer Geschäftsführer der Iqony Fernwärme GmbH: „Wir müssen die Fernwärme komplett neu aufgleisen.“ Die Quellen dafür würden dezentraler und müssten sich künftig aus kleineren Puzzleteilen zusammensetzen. Projekte wie das mit Trimet seien daher wichtig, um die CO2-Emissionen bei der Fernwärmeversorgung „strukturell herunterzufahren“, so Ohl.

Auch Trimet-Vorstand Andreas Lützerath sprach von einem „ökologisch sinnvollen“ Schritt, der außerdem helfe, den Standort langfristig zu sichern. „Wir übernehmen Verantwortung für die Region“, betonte er.

Trimet-Vorstand Andreas Lützerath (links) und Matthias Ohl, technischer Geschäftsführer der Iqony Fernwärme GmbH, haben am Mittwoch eine Fernwärme-Kooperation geschlossen.
Trimet-Vorstand Andreas Lützerath (links) und Matthias Ohl, technischer Geschäftsführer der Iqony Fernwärme GmbH, haben am Mittwoch eine Fernwärme-Kooperation geschlossen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Um die Einspeisung technisch umzusetzen, investiert der Aluminiumhersteller sechs Millionen Euro. Auf dem Gelände des Unternehmens werden vier Stationen mit Luft-Wasser-Wärmetauschern gebaut. Dort soll die Abwärme aus der Produktion gesammelt und an eine zentrale Übergabestation weitergeleitet werden. Mit der Abwärme aus der Produktion kann das Wasser auf etwa 150 Grad erhitzt werden. Um dieses ins bestehende Netz Essen-Nord in der Nähe des Stadions an der Hafenstraße einzuspeisen, baut Iqony für rund zwei Millionen Euro eine 800 Meter lange Leitung.

Preis für Fernwärme sinkt nicht

Welche Konditionen Trimet und Iqony für die Wärmelieferung ausgehandelt haben, darüber gaben beide Unternehmen keine Auskunft. Lützerath sagte zur Wirtschaftlichkeit lediglich: „Es gibt attraktivere Projekte für einen Aluminiumproduzenten.“ Iqony-Manager Ohl deutete an, dass die Preise für die Fernwärmekunden durch die neue Wärmequelle nicht sinken werden.

Um sich künftig bei der Wärmeversorgung noch breiter aufzustellen, ist Iqony auf der Suche nach weiteren Partnern. „Wir sind offen für jede Art von Wärme, die entsteht“, sagte Ohl. Gespräche mit potenziellen Lieferanten liefen bereits, Namen nannte er nicht.

Iqony, früher Steag, hat in den vergangenen Jahren das Fernwärmenetz in Essen deutlich ausgebaut und treibt dies auch weiter gen Süden voran. Vor allem das geplante Gesetz zum Einbau klimafreundlicher Heizungen ab 2024 dürfte die Nachfrage nach einem Fernwärmeanschluss noch einmal befeuern. Schon jetzt seien die Kundenanfragen größer, als das „was wir kurzfristig ausbauen können“, meinte Projektleiter Peter Donsbach. Aufgrund von Engpässen im Tief- und Rohbau sowie bei Materialien müssten Interessenten derzeit etwa ein Jahr auf einen Anschluss warten.

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