Essener Norden. Die SPD im Essener Norden fordert angesichts von fehlenden Kitaplätzen und überfüllten Schulklassen einen Aktionsplan. Das sind die Gründe.
Zu wenige Plätze an Kitas und im offenen Ganztag, zu viele Kinder pro Klasse, zu wenige Räume: Die SPD in Katernberg/Schonnebeck fordert einen Aktionsplan für die Kitas und Grundschulen im Essener Norden. Viele Kinder würden keine ausreichende Förderung erhalten. An einigen Schulen werden jetzt Container aufgestellt, um mehr Platz zu schaffen.
SPD will, dass Bildung im Essener Norden Priorität eingeräumt wird
Bei einer Gesprächsrunde im Februar tauschten sich Vertreter aus Kitas und Grundschulen aus, auch Jugenddezernent Muchtar Al Ghusain kam, um sich die Sorgen anzuhören. Werner Meys, Vorsitzender der SPD Katernberg/Schonnebeck erklärte im Anschluss: „Wir hoffen, dass es im Interesse aller Kinder in unseren beiden Stadtteilen eine parteiübergreifende Diskussion um die zweifelsfreie Prioritätensetzung auf diesem Gebiet gibt, auch unter Verzicht auf andere Vorzeigeprojekte wie etwa Radwege. Ohne ausreichende Kita- und Grundschulplätze, räumlich und inhaltlich, verlieren wir Teile einer ganzen Generation.“
Das könne man sich, gerade vor dem Hintergrund der besonderen Herausforderungen dieser Stadtteile schlicht nicht leisten. Jedes Kind habe das Recht auf die bestmögliche Bildung. Nur so könne ihnen der Weg in ein gelungenes, selbstbestimmtes Leben geebnet werden.
Essener Norden bei Kitaplätzen unterversorgt
Bei den Kitaplätzen sieht es in Katernberg besonders düster aus: Dort kommt man nur auf eine Versorgungsquote von 25 Prozent bei den unter Dreijährigen, angestrebt sind seitens der Stadt 40 Prozent. Bei den über Dreijährigen liegt die Quote derzeit bei 69,1 Prozent. Ziel sind 100 Prozent. Umgerechnet sind das 103, beziehungsweise 309 Plätze, die fehlen. Selbst wenn man alle Plätze aus dem Bezirk VI, also Stoppenberg, Schonnebeck und Katernberg zusammenzählt, die derzeit in Planung sind, kommt die Verwaltung nicht auf die Anzahl, die alleine in Katernberg fehlen.
„Dadurch werden sich die tatsächlichen Probleme insbesondere im Übergang zur Schule noch verstärken“, erklärt Werner Meys und ergänzt, dass jedes Kind einen Kitaplatz haben und mindestens drei Jahre eine Kita besuchen sollte. So würde auch der Übergang zur Schule besser gelingen.
Dort gelte schon jetzt, dass die Klassenstärken mit mindestens 28 Schülern und Schülerinnen zu hoch sei. Meys: „Hinzu komme pro Klasse sieben bis acht Kinder, die kaum bis wenig Deutsch sprechen und Kinder, die im sozial-emotionalen Bereich eine besondere Förderung benötigen.“
Angebot der Ganztagsplätze im Essener Norden reiche nicht aus
Das Angebot an Ganztagsplätzen in den Grundschulen reiche ebenfalls nicht aus. Meys: „Es fehlen sowohl Räumlichkeiten als auch pädagogische Fachkräfte sowohl in Teil- als auch insbesondere in Vollzeit.“ An der Kantschule könne der Ganztag derzeit beispielsweise nur für die Hälfte der Schüler und Schülerinnen angeboten werden. Das Problem sei auch, dass vielen Mitarbeiterinnen in Einrichtungen befristete Verträge angeboten werden würden, das sei wenig attraktiv.
Die SPD Katernberg/Schonnebeck will in Zukunft weitere Gesprächsrunden zu diesem Thema einladen und in der Sitzung der zuständigen Bezirksvertretung einen Antrag stellen, mit dem die Verwaltung aufgefordert wird, einen entsprechenden Aktionsplan zu entwickeln. Auch bei der Katernberg-Konferenz steht das Thema Bildung im Essener Norden auf der Tagesordnung.
Container für vier Schulen im Essener Norden
Die Stadt meldet derweil, dass vier Schulen im Essener Norden Container bekommen, um weitere Schüler und Schülerinnen unterrichten zu können. Bezugsfertig sollen sie nach Angaben der Stadt im Januar 2024 sein. Profitieren sollen die Schule am Steeler Tor im Nordviertel (Standort Altenbergstraße), die Realschule im Bezirk Zollverein (Schonnebeck), die Glückauf-Schule (Altenessen-Nord) und die Parkschule (Altenessen-Süd). Dort wird der Altpavillon abgerissen. Für Werner Meys ist das ein Tropfen auf den heißen Stein, auch vor dem Hintergrund, dass es ab dem Jahr 2026 den Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz geben wird. „Die Planungen für die Räume dafür kommen zu spät“, so Meys.
Uwe Kutzner, Vorsitzender der CDU Altenessen-Süd und Mitglied des städtischen Planungsausschusses lobt hingegen, dass die Verwaltung sich für diese Standorte entschieden hat und auch die Finanzierung abgesichert ist. Die Kosten für alle zehn Container, die in Essen aufgestellt werden, belaufen sich auf rund elf Millionen Euro.
Grundsätzlich wird den Containern eine Standdauer von fünf Jahren zugeschrieben. Beim Standort wird laut Stadt unter anderem darauf geachtet, dass Feuerwehrzufahrten gewährleistet sind und der jeweilige Schulhof weiter ausreichend genutzt werden kann. Die Container sind eingeschossig und 400 Quadratmeter groß. Sie bieten Platz für vier Unterrichtsräume mit je 70 Quadratmetern. Außerdem soll es jeweils einen Abstellraum und einen Raum zur freien Verfügung geben. Trink- und Abwasseranschlüsse sollen vorhanden sein.
Schulentwicklungsplan zeigt, dass in Essen 15 Schulgebäude fehlen
Hintergrund der Aktion ist der aktuelle Schulentwicklungsplan. Daraus geht hervor, was sich schon jetzt an den Kitas zeigt: Es fehlen nicht nur Kita- sondern auch Schulplätze. Demnach benötigt Essen 15 weitere Schulgebäude – zehn neue Grundschulen, zwei Gymnasien, zwei Gesamtschulen und eine Realschule. Die Zahl der Erstklässler steigt ebenso wie die Zahl der Fünfklässler. Das liegt einerseits an starken Geburtsjahrgängen, aber auch an Geflüchteten aus der Ukraine und dem Wechsel von G8 auf G9 an den Gymnasien. Klassische Modulbauten und feste Gebäude sind nach Angaben der Stadt jedoch weder planerisch noch in der baulichen Umsetzung zum neuen Schuljahr fertig.
Darüber hinaus sollen weitere Schulplätze geschaffen werden, indem Räume für den Offenen Ganztag auch für den Unterricht genutzt werden. Die Stadt will zudem die Anmietung von Räumen wie Jugendzentren oder Kirchengemeinden prüfen.
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