Essen. . Drei der vier Tribünen stehen, der Platz ist abgesteckt, am 12. August rollt zum ersten Mal der Ball im neuen Stadion an der Hafenstraße. Und auch wenn es noch ein Unvollendetes ist, wird dieser Tag für die Sportgeschichte dieser Stadt ein besonderer sein. Denn „ein Stadion für Essen“ hat es bislang nicht gegeben.

Drei der vier Tribünen stehen, der Platz ist abgesteckt, am 12. August rollt zum ersten Mal der Ball im neuen Stadion an der Hafenstraße. Und auch wenn es noch ein Unvollendetes ist, wird dieser Tag für die Sportgeschichte dieser Stadt ein besonderer sein. Denn „ein Stadion für Essen“ hat es bislang nicht gegeben.

Für die Stadt Essen schließt sich damit ein Kreis. Denn vor 100 Jahren schon hätte sie ein kommunales Stadion bauen können. Warum die damaligen Entscheidungsträger diese Chance verstreichen ließen, und warum Pläne zum Bau eines städtischen Fußballstadions auch in den folgenden Jahrzehnten allenfalls halbherzig angegangen wurden - dies legte der Historiker Uwe Wick vom Willibald- Gebhardt-Institut auf Einladung des Historischen Vereins jetzt in einem Vortrag im Haus der Essener Geschichte anschaulich dar. Wer ihm zuhörte, mag besser verstehen, warum der „große Fußball“ im Revier heute nicht in Essen gespielt wird, sondern in Gelsenkirchen oder Dortmund.

Es wäre vielleicht anders gekommen, hätte die Stadt jene 500 000 Goldmark, die ihr Krupp 1912 aus Anlass des 100-jährigen Firmenjubiläums für den Bau einer Sportanlage zur Verfügung stellte, umgehend in ein solches Projekt investiert. „Essen hätte damit Vorbild für die Nachbarstädte werden können“, so der Historiker Uwe Wick. Es kam anders. Erst durchkreuzte der Erste Weltkrieg die Baupläne, dann ließ die Stadt wertvolle Zeit ungenutzt verstreichen. Ein Entwurf von 1924 für ein Stadion unweit der Messe, etwa dort wo später das Grugastadion entstehen sollte, wurde nie realisiert. Nach 1945 ist von der großzügigen Spende nichts mehr übrig, 1214 D-Mark stehen da noch in den Büchern.

An der Hubertusburg

Andere machen es besser. Duisburg errichtet 1922 das Wedaustadion, übrigens nach Schenkung durch Krupp, 1926 eröffnet das Niederrheinstadion in Oberhausen, im gleichen Jahr das Stadion Rote Erde in Dortmund. In all diesen Städten kristallisieren sich „Repräsentationsvereine“ heraus, wie Wick sie nennt. Auch in Essen gibt es einen solchen Verein. Nein, nicht RWE, die absolute Nummer 1 ist damals der ETB Schwarz-Weiß Essen, auch wenn das erste Stadion an der Hubertusburg in Huttrop stand, Spielstätte des Essener Sportvereins ‘99 .

In den 30er Jahren entschließt sich die Stadt, den ETB mit 20 000 Reichsmark zu fördern - 20 Jahre lang. Vielleicht wäre die Fußballgeschichte dieser Stadt eine andere, hätte Rot-Weiss Essen mit dem Aufstieg 1938 in die damalige höchste Spielklasse nicht ein neues Kapitel aufgeschlagen. Ein Jahr später weiht die Stadt an der Hafenstraße das Stadion „des Essener Nordens“ ein. In der Folgezeit sollen sich die beiden Essener Vereine sportlich meist auf Augenhöhe begegnen. In keiner anderen Stadt des Ruhrgebietes habe es Vergleichbares gegeben, so Wick. Für die städtische „Stadionpolitik“ soll diese Konkurrenz nicht unerheblich bleiben.

1956/57 entsteht an der Hafenstraße das spätere Georg-Melches-Stadion, eine moderne Multifunktionsarena. Aber: „Die hohen Folgekosten waren mitentscheidend für den sportlichen Niedergang des Vereins“, ist Wick überzeugt. 1963 rückt die „Sportstadt Essen“ zwar als Ausrichter des Turnfestes in den Fokus medialen Interesses. Doch die hohen Ausgaben für den Bau des Grugastadions und der Festwiese schmälern die Chancen für eine erfolgreiche Bewerbung als WM-Spielort 1974. Während in Gelsenkirchen mit dem Parkstadion und in Dortmund mit dem Westfalenstadion große, moderne Stadion gebaut werden, verzettelt sich Essen und ist nicht mehr konkurrenzfähig.

Der Niedergang lässt sich am Georg-Melches-Stadion beobachten, modernisiert wird es nur halbherzig, am Ende steht der Verfall. Der Entwurf für eine 200 Millionen Mark teure Multifunktionsarena, der 1999 auf den Tisch kommt, ist der bevorstehenden Kommunalwahl geschuldet und entpuppt sich schnell als Luftnummer. Pläne mit denen der RWE-Präsident und SPD-Bundestagsabgeordnete Rolf Hempelmann 2004 hausieren geht, lassen sich nicht finanzieren.

Essener Stadion fast fertig

Baustellenbesichtigung der Neubaumaßnahme des Stadions an der Hafenstraße in Essen
Baustellenbesichtigung der Neubaumaßnahme des Stadions an der Hafenstraße in Essen © WAZ FotoPool
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Dass sich die Stadt schließlich zu einem neuen Stadion durchringt und auch daran festhält, als Rot-Weiss Essen vor dem Aus steht, ist eine nicht zu erwartende Pointe angesichts dieser 100-jährigen Vorgeschichte. Der Blick über die Stadtgrenzen hinaus zeigt, dass ein solches Stadion sportlichen Erfolg ermöglichen kann, aber kein Garant dafür ist. Ob die neue Arena an der Hafenstraße hält, was sich Stadt und Verein davon versprechen, wird man sehen. Ein Stadion für Essen soll es sein, für den „städtischen Repräsentationsverein“ RWE ist es eine Chance.