Essen-Borbeck. In Schloss Borbeck dringt das Wasser von unten und von oben ein. Warum sich das Ausmaß der Schäden am Essener Denkmal erst noch zeigen könnte.
Das Schloss Borbeck muss dringend saniert werden. Aus den Grundmauern steigt Feuchtigkeit auf, auch über das Dach dringt Wasser ein. Die Technik ist nicht auf dem neuesten Stand, die Fassade braucht einen neuen Anstrich, Teich und Wassergraben sind voller Schlamm. Auch die Innenwände, die Terrasse und der Vorplatz müssen hergerichtet werden. Dass eine Generalsanierung dringend notwendig ist, hatte ein Gutachten schon vor rund einem Jahr ergeben. Doch die Planung verzögert sich.
„Das Vergabeverfahren zur Generalplanung ist mitten im Gange“, erklärt Jacqueline Riedel, Pressesprecherin der Stadt Essen, auf Nachfrage. „Aus personellen Gründen hatte sich die Veröffentlichung der Ausschreibung verzögert.“ Die Ausschreibung sei dann aber auf großes Interesse gestoßen. Um ein qualifiziertes Planungsbüro zu finden, habe man die Termine bewusst weiter gesetzt. Nach Abschluss dieser Phase müssen die Bieterangebote ausgewertet werden, das werde „insbesondere bei der Überprüfung der Referenzen bei diesem besonderen Objekt längere Zeit in Anspruch nehmen“. Mitte oder Ende des zweiten Quartals 2023 solle eine Auswahl getroffen werden.
Künftige Nutzung von Schloss Borbeck in Essen ist noch offen
Auf die Auswahl sind viele in Borbeck gespannt, denn viele Fragen der Sanierung sind noch offen, vor allem die künftige Nutzung des Schlosses. In dieser Hinsicht werde die Planung „ergebnisoffen“ angegangen, betont die Stadt. Die verschiedenen Alternativen und wie sie baulich umgesetzt werden könnten, würden zu gegebener Zeit auch Thema in der Beteiligung von Politik sowie der Bürgerinnen und Bürgern sein.
„Wenn es nach der Bezirksvertretung geht, würden wir das Schloss gerne als offenes Haus für die Bürgerinnen und Bürger nutzen“, sagt Bezirksbürgermeisterin Margarete Roderig. Das denkmalgeschützte Gebäude solle weiterhin für Trauungen und auch für Familienfeiern buchbar sein. Für kulturelle Zwecke eigne sich das Wirtschaftsgebäude aufgrund der Akustik besonders gut. Die Bezirksbürgermeisterin hofft, dass möglichst zeitnah eine öffentliche Informationsveranstaltung zur Sanierung stattfinden kann und setzt sich dafür ein.
Im Herbst 2022 hatte es zuletzt eine Bürgerversammlung gegeben, bei der die Stadt über das Vorgehen bei der Schloss-Sanierung informierte und Fragen beantwortete. Offen blieb und bleibt, ob das Schloss auch während der Bauarbeiten zumindest teilweise genutzt werden kann. Bis der Baustart und eine eventuelle Schließung akut werden, wird ohnehin noch einige Zeit vergehen. Die neue Konzertsaison ist bereits gestartet, ab Ostern soll auch der Biergarten im Schlosspark wieder öffnen, der im vergangenen Sommer seine Premiere hatte.
Bausubstanz von Schloss Borbeck wird noch weiter untersucht
Die jüngste Schätzung der Sanierungskosten beläuft sich auf 13,6 Millionen Euro. Ob es dabei bleibt, wird sich unter anderem zeigen, wenn nach der Vergabe die Bausubstanz noch einmal näher untersucht wird. Teile des Mauerwerks werden erst abgetragen werden müssen, um weitere Erkenntnisse über den Zustand des Baudenkmals zu erlangen.
„Konkretere Aussagen zu Kosten, Bauablauf, damit verbundene Schließungszeiten und andere Zeitschienen sind erst zu einem späteren Planungsstand möglich“, so Stadtsprecherin Riedel. Sie betont, dass neben dem Schloss selbst auch Teich, Gräfte (westfälische Bezeichnung für den Wassergraben) und eine Neugestaltung des Vorplatzes inbegriffen sein werden. Franz Josef Gründges, Vorsitzender des Fördervereins Schloss Borbeck, spricht sich für eine möglichst originalgetreue Wiederherstellung, zumindest teilweise mit Pflaster, aus. Doch auch diese Entscheidung steht wie viele weitere noch aus. Fest steht bereits: Der Platz hat seit Kurzem offiziell einen neuen Namen. Das Schloss Borbeck residiert in Zukunft nicht mehr an der Adresse Schloßstraße 101, sondern am Schlossplatz 1.