Essen-Borbeck. Nutzer und Nachbarn sollen beim Umbau mitsprechen dürfen. Wie und wann das passieren soll und welche Fragen noch diskutiert werden müssen.

Grundsätzliche Mitsprache für die Menschen vor Ort bei der Sanierung von Schloss Borbeck: Das ist eines der Ergebnisse einer Bürgerversammlung, die am Montagabend im Residenzsaal des Schlosses stattfand. Unter der Moderation von Susanne Asche vom Borbecker Bürger- und Verkehrsverein stellten sich Dr. Ecevit Agu, Leiter der städtischen Immobilienwirtschaft, Essens Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain und Anja Herzberg, Leiterin des Kulturamtes, den Fragen von Bürgern, Anwohnern und Lokalpolitikern.

Es war eine umfangreiche Liste an notwendigen Arbeiten, die Agu den knapp 50 Besucherinnen und Besucher vorstellte. Zentrale Bauteile müssten saniert werden, um gegen die von unten aufsteigende und von oben durch das Dach eindringende Feuchte vorzugehen. Schallschutz und Wärmedämmung seien notwendig sowie der komplette Austausch der Technik – um nur einige Punkte zu nennen. „Hinter allem steht ja auch die Nachhaltigkeit. Wir wollen bei allen Objekten, an denen wir arbeiten, die Betriebskosten senken und möglichst weg von fossilen Energien.“

Etwa 50 Interessierte nahmen am Montag an der Bürgerversammlung im Residenzsaal von Schloss Borbeck teil.
Etwa 50 Interessierte nahmen am Montag an der Bürgerversammlung im Residenzsaal von Schloss Borbeck teil. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Bei der Planung eines Workshops „Gas geben“

Kulturamt und Immobilienwirtschaft seien zum Thema zukünftiger Nutzung bereits im Austausch. Darüber hinaus wolle man aber auch die Bürger beteiligen. Ein entsprechender Workshop, bei dem Ideen gesammelt werden können, müsse aber, so Agu, spätestens im ersten Quartal 2023 abgeschlossen sein. „Da muss man jetzt schon Gas geben, damit wir nicht an den Anforderungen vorbeiplanen.“ In Hinblick auf Denkmalschutz-Belange und nicht zuletzt angesichts der finanziellen Lage der Stadt gebe es natürlich gewisse Restriktionen. „Da werden nicht alle Ideen eins zu eins umgesetzt werden. Aber wir haben bislang die Erfahrung gemacht, dass wir am Ende immer etwas gefunden haben, das im Rahmen der Kosten funktioniert.“

Offen ließ er, ob der Betrieb in der Zeit der Sanierung fortgesetzt werden kann – eine der zentralen Fragen der Diskussion. Das werde man erst nach der Planung beantworten können. Derzeit sind Veranstaltungen im Schloss Borbeck möglich, wenn dafür die Gastronomie nicht gebraucht wird und stattdessen beispielsweise ein Caterer zum Einsatz kommt. Im Dezember 2020 war der Pachtvertrag von Bianca Haneke, Betreiberin des Restaurants „Zur Münze“ ausgelaufen; bislang gibt es keinen Nachfolger. Aus gutem Grund: „Der Leerstand hat uns gezeigt, was da im Untergeschoss für eine Feuchtigkeit ist“, erklärte Agu. „Mit dieser Feuchte und der bevorstehenden Sanierung macht es keinen Sinn, die Gastronomie jetzt wieder zu verpachten.“ Man wolle auch während der Sanierung die Nutzung des Schlosses „so weit wie möglich“ gestatten – wenn es denn geht. „Aber es wird sicherlich auch Phasen geben, wo hier viel Lärm ist. Da können Sie keine Konzerte machen.“

Vorstellungen haben sich geändert

Es gehe nicht unbedingt darum, den „Zustand wiederherzustellen, wie man ihn vor 25 Jahren hatte“, ergänzte Kulturdezernent Al Ghusain. Und ging damit indirekt auch auf einen Appell der SPD im Bezirk IV ein, die nach Bekanntwerden der Sanierungspläne darauf gedrängt hatte, dass es bei den Plänen „keine Tabus“ geben dürfe. Al Ghusain: „Es geht auch um die Frage: Was erwarten wir von diesem Gebäude als Kulturzentrum? Welche konzeptionellen Vorstellungen haben wir heute?“ Jetzt sei der Zeitpunkt, noch einmal alles zu hinterfragen. So habe es vor 25 Jahren noch keine Trauungen im Schloss gegeben – heute sind es pro Jahr 600. „Da hat sich die Nutzung schon mal grundlegend verändert. Am Residenzsaal möchte ich nichts ändern. Aber mit den Bereichen darunter, auch mit der Terrasse, die ich als nicht nutzbar empfinde, müssen wir uns intensiv beschäftigen.“

Mit der Planung für das kommende Jahr sei das Kulturamt derzeit beschäftigt, so Leiterin Anja Herzberg. „Wir wollen hier keine programmatischen Lücken entstehen lassen. Was wir möglich machen können, das machen wir möglich. Aber natürlich immer in Absprache mit der Immobilienwirtschaft.“ Darüber hinaus strebe man ein Gesamtkonzept an, in das auch Wirtschaftsgebäude, Schlosspark und Dubois-Arena eingeschlossen seien. Das Ensemble solle gestärkt und „in die Zukunft geführt“ werden. Denn, so Al Ghusain: „Das ist ein tolles Schloss. Das ist ein tolles Objekt. Und hier treten teilweise Weltstars auf. Wir brauchen hier ein gut funktionierendes Kulturzentrum, das den Bürgerinnen und Bürgern im Stadtteil, in der Stadt und darüber hinaus den größten Nutzen bietet.“