Essen-Borbeck. Schloss Borbeck soll für 13,6 Mio Euro saniert werden. Was mit der Gastronomie geschieht und welche Ideen ist außerdem noch gibt.
Es ist nur ein Schätzung, aber die hat es in sich: 13,6 Millionen Euro, so teuer dürfte es werden, Schloss Borbeck zu sanieren. Eine wirkliche Überraschung sei das nicht, sagt Essens Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain. Dass dringend etwas getan werden muss am Wahrzeichen Borbecks, das stand fest. Und auch, dass es nicht ganz billig werden dürfte.
Al Ghusain machte sich in der vergangenen Woche selbst ein Bild vom Zustand des barocken Wasserschlosses. Feuchtigkeit dringt in das Gemäuer ein. Das Schloss muss trockengelegt werden. „Dass es auf Holzpfählen steht, macht die Sache nicht einfacher“, weiß der Kulturdezernent. „Man wird sich der Herausforderung stellen müssen“, sagt Al Ghusain mit Blick auf die zu erwartenden Kosten. Schloss Borbeck, zähle zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern Essens. „Es ist wichtig für die Identität dieser Stadt.“
Verlegung der Gastronomie ins Erdgeschoss?
Hinzu kommt die besondere Bedeutung als Veranstaltungsort für den Stadtteil: „Es gibt für Vereine im Großraum Borbeck kaum noch Möglichkeiten, größere Veranstaltungen durchzuführen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bezirk IV, Ulrich Schulte-Wieschen. Seine Fraktion fordert nun ein Gesamtkonzept, das nicht nur das Schloss, sondern auch das Wirtschaftsgebäude, den Schlosspark, die gegenüber liegende Dubois-Arena und die Notenkiste, das Vereinsheim des Schönebecker Jugend-Blasorchesters Essen, einschließt.
Zudem dürfe es bei der Sanierung des Schlosses „keine Tabus“ geben. Die derzeitigen Entwürfe der Stadt, die am Dienstag in der Bezirksvertretung präsentiert werden, sehen vor, das Wasserschloss auf dem aktuellen Stand zu sanieren – also mit der Gastronomie im Untergeschoss. Die SPD plädiert dafür, dass auch andere Möglichkeiten geprüft werden.
„Wenn man anfängt, sich Gedanken zu machen“, blickt Schulte-Wieschen in die Zukunft, „dann sollte man nicht einfach nur den alten Zustand wiederherstellen, sondern auch mal ganz neu denken und mögliche Kosten kalkulieren“. So könne man sich etwa eine Verlegung der Gastronomie und der Küche ins Erdgeschoss vorstellen, verbunden mit einem attraktiven Außenbereich. „In der ehemaligen Gaststätte ,Münze‘ gab es den Blick aufs Wasser und auf eine Wand. Das war nicht besonders schön. Wenn man das Schloss ohnehin saniert, dann könnte man sich auch gleich überlegen, diese Situation zu verbessern.“
Pächter in die Sanierung miteinbeziehen
Zudem beklagt Schulte-Wieschen, dass laut Vorlage der Stadt ein Pächter erst gesucht werden soll, wenn die Arbeiten vor dem Abschluss stehen – voraussichtlich im Jahr 2025. „Da wird der zweite Schritt vor dem ersten gemacht. Einen Pächter zu finden ist schon schwierig genug. Aber wenn man einen hat, dann müsste man den doch in die Überlegungen zum Umbau miteinbeziehen“, fügt Erika Küpper vom SPD-Ortsverein Borbeck hinzu. „Im Schloss finden in jedem Jahr 600 Trauungen statt und natürlich zahlreiche Konzerte. Die Gastronomie wird dringend benötigt.“
Noch haben die Planungen für die Sanierung gar nicht begonnen, vieles scheint möglich. Wie es um die einstige Sommerresidenz der Fürstäbtissinnen tatsächlich bestellt ist, wird man wohl erst wissen, wenn die Arbeiten begonnen haben – wie so oft, wenn es um die Sanierung historischer Bauten geht.
Kulturdezernent Al Ghusain ist vorsichtig optimistisch, dass das Schloss auch während der Sanierung genutzt werden kann, zumindest der Residenzsaal. Ob das auch für das Trauzimmer gilt, werde man sehen. Welches Brautpaar möchte sich schon vor einem eingerüsteten Gebäude fotografieren lassen? Seinen Reiz als Fotomotiv wird Schloss Borbeck zumindest vorübergehend einbüßen.