Essen. Über 100 Führungskräfte bilden die „Management Symphony“. Der Essener Klinikchef Johannes Hoffmann spielt in diesem besonderen Orchester Flöte.
Musiker oder Mediziner? Johannes Hoffmann hat sich eine ganze Weile nicht zwischen Konzertsaal OP-Saal entscheiden können. Und neben dem Studium der Humanmedizin auch noch ein Musikstudium, Hauptfach Flöte, absolviert. Schließlich hat der gebürtige Münchner schon als kleiner Junge Querflöten-Unterricht bekommen, „Jugend musiziert“-Preise gewonnen und an der Münchner Musikhochschule sein Flöten-Spiel verfeinert.
Ein Unfall kurz vor dem Diplom aber brachte die Kehrtwende. Prof. Dr. med. Johannes Hoffmann, der einen Abschluss als „Diplommusiker“ und „Staatlich geprüfter Musiklehrer“ in der Tasche hat, ist heute Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie und Phlebologie am Elisabeth-Krankenhaus. Und am kommenden Sonntag, 19. März, 11 Uhr, der Flötist beim Auftritt von Management Symphony in der Essener Philharmonie.
Das Konzert in Essen ist für die Orchestermusiker Johannes Hoffmann und Ludger Dohm als Hauptorganisator des Konzerts ein besonders Ereignis, zumal es wegen Corona lange verschoben werden musste. Es sei „ein erhebendes Gefühl, in der eigenen Stadt auf der Bühne zu sitzen“, erklärt Dohm. Und auch Johannes Hoffmann hat in der Klinik natürlich schon für dieses besondere Konzert geworben, das in jedem Jahr in einer anderen Stadt gespielt wird, zuletzt in der Tonhalle Zürich. Alljährlich unterstützten die Führungskräfte aus Deutschland damit auch ein besonderes Musik-Projekt des gastgebenden Orchesters. In Essen kommen Einnahme-Erlös und Spenden der Orchesterakademie der Essener Philharmoniker zugute.
Zwischen Konzert- und Operationssaal: „Die Anspannung ist vergleichbar“
Schon seit 1999 kommen Manager, Juristen und Professoren einmal im Jahr zusammen, um gemeinsam mit Profimusikern ein Konzert zu spielen, das auch die herausfordernden Werke der Orchesterliteratur nicht ausklammert, in diesem Jahr ist es Bruckners gewaltige Siebte.
Johannes Hoffmann sieht dabei durchaus Parallelen zwischen einer Bypass-Operation und der Bezwingung der meisterhaften Architektur einer Bruckner-Symphonie. „Die Anspannung ist vergleichbar.“ Zudem gehe es an den Notenpulten wie am OP-Tisch gleichermaßen – ums Zusammenspiel: Ohne die anderen könne auch die beste erste Geige kein gelungenes Konzert spielen, weiß Hoffmann. Nur die Reaktion der Patienten falle nach einem erfolgreichen Gefäß-Eingriff meist doch etwas ruhiger aus als die Publikumsresonanz im Konzertsaal, lächelt der 55-jährige Universitätsprofessor.
Drei Tage lang lassen die Musikerinnen und Musiker dafür das Unternehmen, die Kanzlei, die Klinik, die Agentur hinter sich und stürzen sich in die Probenarbeit, diesmal unter Leitung von Essens amtierenden GMD Tomáš Netopil, bevor am Sonntagvormittag das Konzert ansteht. Für Hoffmann, der am Ende zwar keine Karriere als Profimusiker eingeschlagen hat, aber mit der hochmusikalischen Familie immer noch viel Kammermusik macht, sind diese Tage auch ein Ausgleich zur manchmal harten Realität der Medizin. „Wenn man musiziert, muss man sich voll auf die Noten und das Orchester konzentrieren. Da kann man gar nicht an andere Dinge denken.“
Infos zum Konzert
Zusammen mit Mitgliedern der Essener Philharmoniker spielen „The Management Symphony“ am Sonntag, 19. März, 11 Uhr in der Philharmonie Essen. Auf dem Programm steht Anton Bruckners Sinfonie Nr. 7 E-Dur, WAB 107.
Tickets (16 Euro) gibt es im Ticket-Center der Theater und Philharmonie, II. Hagen 2, unter Tel. 0201-8122-200 und online www.theater-essen.de. Der Erlös kommt der Orchesterakademie der Essener Philharmoniker zugute.
Für die vielen Top-Leute, die für den Auftritt zum Teil sogar aus den USA und Singapur nach Essen reisen, hat das gemeinsame Musizieren aber noch einen weiteren Aspekt. Man wolle, so Dohm, gegen das Klischee anspielen, dass es in den Führungsetagen nur um Renditen, Wertschöpfung und Bilanzen gehe, man wolle sich mit der Musik auch gesellschaftlich engagieren. „Das Projekt kommt von Herzen.“
Rund 300 Musiker gehören zum Pool von Management Symphony, 105 Aktive sind diesmal auf der Bühne der Philharmonie Essen zu erleben. Etwa ein Drittel bis ein Viertel der Besetzung wird in jedem Jahr ausgewechselt und gruppiert sich um den festen Kern, schließlich wolle man die Qualität des von Auftritt zu Auftritt noch ein bisschen steigern, so Dohm.
Am Pult stehen Weltstars wie Herbert Blomstedt, Riccardo Chailly oder Paavo Järvi
Management Symphony ist zwar ein Laienorchester, das sich weder zu regelmäßigen Proben trifft noch einen festen Dirigenten hat. Und doch dürfen sich die in jedem Jahr wechselnden Pultstars wie Herbert Blomstedt, Riccardo Chailly oder zuletzt Paavo Järvi auf ein hochambitioniertes Team freuen. „Die Hälfte des Orchesters hat sein Instrument studiert“, berichtet Dohm. Und auch wenn die erste Garde deutscher Firmenlenker die Geige oder Trompete vermutlich seltener in die Hand nimmt, als den meisten lieb ist, käme doch jeder „optimal vorbereitet“, in die Probenphase.
Auch Johannes Hoffmann hat sich in den vergangenen Tagen nach dem aufreibenden Klinikalltag noch spätabends ein Probestündchen vorgenommen. „Im Berufsalltag ist dafür sonst wenig Raum. Man zehrt vom Studium.“