Essen. Essens GMD Tomáš Netopil führt die Serie seiner überragenden Mahler-Interpretationen fort. Das Publikum applaudiert schon vor dem ersten Ton.

Brandender Applaus empfing die Essener Philharmoniker beim 7. Sinfoniekonzert schon vor dem ersten Ton, 100 Minuten später hielt es die Besucher nicht mehr auf den Sitzen. Dazwischen öffnete sich mit Mahlers „Dritter“ nicht weniger als die monumentale Weltsicht des Komponisten in einem Bogen über Schöpfung, Leben und göttlicher Liebe.

Nach den Live-Einspielungen der 2., 6. und 9. Sinfonie soll nun die vierte CD-Produktion folgen, die die Serie der überragenden Mahler-Interpretationen von Generalmusikdirektor Tomáš Netopil dokumentieren. Zur vereinten sinfonischen Großtat geriet auch dieses längste Opus des Meisters, in dem ungestüm waltende Elementarkräfte sich auf paradiesischen Frieden reimen, das Behagliche ins Spukhafte umschlägt, Ländler grotesk neben Militärmusik steht.

Die Essener Philharmoniker präsentieren sich in Bestform

Die Essener Philharmoniker, rundum in Bestform, bildeten das alles im opulenten Klangbild hochauflösend und präzis ab: exzellent die Bläser von samtweichen Posaunen bis zu den grell-hochgereckten Klarinetten, traumwandlerisch schön das unsichtbar aus der Ferne herübertönende Posthornsolo von László Kunkli, filigran und delikat die Streicher noch im vierfachen Piano.

Netopil hat Mahlers disparate Sprache in jeder Lage souverän unter Kontrolle und lässt auch die schärfsten Zuspitzungen noch Hörgenuss bleiben. Die leidenschaftlichen Aufschwünge hinterlassen da ebenso eindringliche Wirkung wie die rhythmisch gefrorenen Nietzsche-Worte oder das in heller Naivität blitzende „Bimm bamm“ der Engel.

Die Kinderchöre der Deutschen Oper Berlin sind in Essen zu Gast

Dafür hatten sich auf der Empore (nicht powernd, sondern lyrisch gewärmt) die Kinderchöre der Deutschen Oper Berlin (Leitung: Christian Lindhorst) und des Aalto-Theaters zusammengetan an der Seite der Damen des Philharmonischen Chores Essen (Leitung: Patrick Jaskolka). Bettina Ranch gab das Erda-eingedunkelte „O Mensch!“ mit präsentem, Legato-tragendem Alt. Erst nach einem langen Moment der Stille löste sich am Schluss die Spannung bei Orchester und Publikum.