Essen. Von Schuhkauf bis Partnersuche – zig Dinge erledigen wir längst online. Nun bietet die Ehrenamt-Agentur Essen einen digitalen Weg zum Ehrenamt.

Wer Kindern vorlesen, für Senioren einkaufen oder Flüchtlingen Deutsch beibringen möchte, erfährt neuerdings online, wo Hilfe gebraucht wird: Mit dem „Engagementfinder“ will die Ehrenamt-Agentur Essen einen schnellen und unbürokratischen Weg bieten, das passende Ehrenamt zu finden. Das sei naheliegend, findet Pressesprecher Hendrik Rathmann: „Wir kaufen im Internet ja auch Schuhe, bestellen Essen und gehen online auf Partnersuche.“

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So folge das neue Portal der Logik des digitalen Einkaufs und biete verschiedene Filter, mit denen man die aktuell 337 Einsatzangebote sortieren könne, erklärt Marc Strecker von der Rüttenscheider Agentur m_bient Mediadesign, die seit Jahren für die Ehrenamt-Agentur arbeitet. Von „Kinder und Jugend“ bis „Leben im Alter“, von „Freizeit und Sport“ bis „Rettungswesen und Katastrophenschutz“ reichen die Einsatzbereiche. Kultur und Natur sind vertreten, Handwerk und Technik ebenso wie Soziales und Gesundheit. Die einen werden sich eher fürs Verwalten und Organisieren interessieren, andere dafür, einen Menschen zu begleiten, eine Patenschaft zu übernehmen.

Ehrenämter in ganz Essen werden online vorgestellt

Bislang meldeten sich potenzielle Ehrenamtliche oft telefonisch, was auch weiter möglich sein wird. „Einige haben sich vor dem Anruf noch gar nicht damit befasst, welche Art von Engagement sie sich wünschen“, sagt Vincent Demond, Projektleiter bei der Ehrenamt-Agentur. Auf dem neuen Portal können sie beim Scrollen durch die Einsatzbereiche nun schon mal feststellen, was ihnen liegt, ob sie eher Anpacker oder Zuhörer sind.

Auch lässt sich dort prüfen, ob ein Einsatz barrierefrei ist oder in welchem Stadtteil die Hilfe benötigt wird. Wer nur abends oder am Wochenende einsatzbereit ist oder nur wenige Stunden im Monat, kann die Ehrenämter nach ihrem Zeitumfang filtern. Zu jedem Angebot gibt es eine Detailseite, die auflistet, welche Voraussetzungen die Ehrenamtlichen erfüllen sollten: von Führerschein bis Rettungsschwimmabzeichen, von Klavier- bis Schachspiel, von handwerklichem Geschick bis Belastbarkeit.

Manche Einsätze erfordern Geduld und Frustrationstoleranz

Die persönlichen Favoriten könne man mit Herzchen markieren, erklärt Marc Strecker. Und wer sich für ein Angebot entschieden hat, kann die Organisation, den Verein, die Initiative direkt per E-Mail kontaktieren. Die Ansprechpartner sind namentlich verzeichnet. Im besten Fall sollten sie sich nach der ersten Kontaktaufnahme rasch zurückmelden. „Wir geben keine feste Frist vor, machen aber deutlich, dass sie mit der Antwort nicht zu lange warten sollten“, sagt Hendrik Rathmann von der Ehrenamt-Agentur.

Eine digitale Plattform habe man schon früher gehabt, doch die sei deutlich textlastiger gewesen. „Der Datensatz war zudem ziemlich veraltet“, sagt Vincent Demond. Alle Informationen auf den neuesten Stand zu bringen und nutzerfreundlich aufzubereiten, war die eine Herausforderung an das Team von m_bient. Die zweite war eine attraktive Gestaltung, für die möglichst Fotos von den realen Einsatzorten gezeigt werden. Stock-Fotos, die mit Models Alltagssituationen nachstellen, habe man zurückhaltend verwendet. Schließlich seien die Einsätze der Ehrenamtlichen auch nicht immer auf Hochglanz poliert, sondern erforderten mitunter Geduld und Frustrationstoleranz.

„Nicht zu kompliziert, nicht zu viel Schnickschnack“, sagt Eda Kapkac über ihre Gestaltung, die sich an Farben und Corporate Design der Ehrenamt-Agentur orientiert. Ihre Grafiken geben einen so bunten wie diversen Überblick über die Vielfalt von Ehrenamt und Ehrenamtlichen.

500 Interessenten haben sich schon gemeldet

Das neue Portal ist seit vergangenem Jahr abrufbar, in den ersten Monaten habe man nach und nach technische Kinderkrankheiten beseitigt. Mit rund 8500 Seitenbesuchern und 500 konkreten Anfragen nach einem Ehrenamt sei die Resonanz bereits erfreulich, sagt Rathmann. Entsprechend groß sei das Interesse der Organisationen, auf der Plattform zu erscheinen. „Die merken, dass das ein Multiplikator ist“, meint Strecker. Wer gerade gut mit Ehrenamtlichen versorgt ist, kann sein Angebot ruhend stellen.

Ehrenamtliche können sich nun auch über die Seite registrieren lassen: Schon jetzt hat die Ehrenamt-Agentur gut 3000 solcher Profile. So kann sie etwa gezielt arabisch- oder ukrainisch-sprachige Helfer ansprechen, die einen Flüchtling zu Arzt oder Amt begleiten. Oder sie fragt Ehrenamtliche spontan für Hochwasser- oder andere Not-Einsätze an: quasi als schnelle Einsatztruppe des Ehrenamts.