Essener Norden. Stadtteilklinik, Gesundheitskiosk und Notfallpraxis: So soll die Gesundheitsversorgung im Essener Norden in Zukunft sichergestellt werden.
Eine Stadtteilklinik, zwei Gesundheitskioske und eine Notfallpraxis: So soll die Gesundheitsversorgung im Essener Norden nach den Klinikschließungen im vergangenen Jahr sichergestellt werden. Das hat der Rat der Stadt Essen in seiner Sitzung am Mittwoch (15.12.) auf den Weg gebracht.
Die Stadtteilklinik in Essen-Stoppenberg
Auf dem Grundstück des alten St. Vincenz-Krankenhauses in Stoppenberg soll ein – Achtung abschreckendes Fachchinesisch – integriertes, sektorenübergreifendes Gesundheitszentrum (ISGZ) entstehen. Hier soll niemand wie in einem klassischen Krankenhaus wochenlang liegen. Es werden aber Notfälle behandelt und auch ambulant operiert. Außerdem soll es Standort von Facharzt- und Hebammenpraxen sein sowie die Möglichkeit zur Kurzzeitpflege geben. Ein Diagnostikzentrum und ergänzende Angebote wie Reha, Apotheke und Sanitätsfachhaus sollen das Angebot abrunden. Weil das alte St. Vincenz-Krankenhaus erst gekauft und wohl weitestgehend abgerissen werden muss, geht die Stadt auch auf die Suche nach einem Übergangsstandort für den Start.
Der Rat sprach sich dafür aus, dass die Verwaltung Gespräche mit Investoren und möglichen Trägern und Partnern für das ISGZ aufnehmen, und dem Rat im ersten Quartal 2022 die konkrete Umsetzungsplanung vorstellen soll. Außerdem soll die Verwaltung die Beteiligung der Stadt oder eines städtischen Unternehmens prüfen.
Die Gesundheitskioske in Essen-Altenessen und Katernberg
Beide Gesundheitskioske sollen spätestens Ende März an den Start gegangen sein. Nach einem Vorbild aus Hamburg geht es darum, Menschen gesund zu halten. Essener und Essenerinnen sollen dort in allen Fragen zur Gesundheitsförderung beraten werden; gratis und mehrsprachig. Die Bürger werden aktiv und niederschwellig in ihre Behandlung einbezogen und motiviert, Krankheiten frühzeitig vorzubeugen und an Gesundheits- und Versorgungsprogrammen teilzunehmen.
In Altenessen soll ein Gesundheitskiosk im Sport- und Gesundheitszentrum errichtet werden. Das steht schon lange fest. Der zweite sollte eigentlich in Stoppenberg eingerichtet werden – jener Stadtteil, in dem vor ziemlich genau einem Jahr das St.-Vincenz-Krankenhaus geschlossen wurde. Jetzt richten sich jedoch alle Augen auf das benachbarte Katernberg.
In der Beschlussvorlage des Rates heißt es: „In der Analyse mit den Akteurinnen und Akteuren im Bezirk VI hat sich herausgestellt, dass die Verortung des Gesundheitskiosks in der Umgebung des Katernberger Marktes eine bessere Alternative wäre, so dass sich aktuell die Suche nach einer geeigneten Immobilie in der Umgebung des Katernberger Marktes fokussiert.“ Auch hier gilt die Zielmarke Ende März 2022 – es ist also ein wenig Eile geboten.
Wie auch schon im Oktober teilt die Stadt mit, dass beide Standorte noch (barrierefrei) umgebaut werden müssen, außerdem gilt es, Fachpersonal zu finden und einzuarbeiten. Das soll nach Gründung einer Managementgesellschaft starten – am Ende geht es schließlich auch um Wirtschaftlichkeit. Finanziell getragen werden sollen die Kioske sowohl von der Stadt Essen als auch von externen Kostenträgern wie der AOK.
Der Rat hat außerdem beschlossen, dass eine wissenschaftliche Evaluierung der Gesundheitskioske sichergestellt werden soll. Geprüft werden sollen die Wirksamkeit der neuen Angebote und auch die Übertragbarkeit auf andere Stadtteile. Dafür soll auch die Möglichkeit einer Förderung mit Bundes- und Landesmitteln geprüft werden. Gesundheitsdezernent Peter Renzel wünscht sich, dass die Gesundheitskioske im Essener Norden Modellcharakter für das gesamte Stadtgebiet haben.
Die Notfallpraxis und das Kindergesundheitszentrum im Essener Norden
Die Verwaltung wurde zudem beauftragt, zeitnah im Bezirk V oder VI eine Notfallpraxis einzurichten. Die einzig verbliebene im Essener Norden war mit dem Ende des Marienhospitals geschlossen worden. Seitdem müssen Patienten und Patientinnen in die Notfallpraxen der Krupp-Krankenhäuser in Rüttenscheid und Steele oder ins Philippusstift nach Borbeck fahren.
Am Standort des ehemaligen Marienhospitals in Altenessen soll die Verwaltung außerdem die Einrichtung eines (interkulturellen) Kindergesundheitszentrums entwickeln. „Die Daten zur Kindergesundheit im Essener Norden zeigen uns seit vielen Jahren, dass es einen großen Handlungsbedarf gibt“, erklärt Sandra Schumacher, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, dazu. Details dazu sollen den Bezirksvertretungen und dem Gesundheitsausschuss im kommenden Jahr vorgestellt werden.