Essen-Überruhr. Nach dem Feuer in der Gastronomie Trend in Essen-Überruhr steht nun die Brandursache fest. Was Brandermittler und Polizei herausgefunden haben.

Das Feuer in der Gastronomie „Trend“ in Essen-Überruhr, bei dem die Kult-Kneipe am Nockwinkel in der Nacht zum Montag (20.2.) fast komplett zerstört wurde, war offensichtlich kein Unglücksfall. Zu diesem Ergebnis kommt ein Brandsachverständiger, der seine Untersuchungen vor Ort nun abgeschlossen hat. „Wir ermitteln wegen Brandstiftung“, so ein Polizeisprecher.

Offenbar wurde der Brand am Pavillon direkt vor dem Eingang der Gastronomie gelegt. „Danach hat sich das Feuer von außen nach innen in die Gastronomie ausgeweitet“, so der Polizeisprecher. Im Rahmen der Ermittlungen werde die Polizei nun sämtliche verfügbaren Hinweise auswerten. Dazu zählt auch eine Videoaufnahme einer vor Ort installierten Überwachungskamera, von der sich die Polizei Hinweise auf den oder die möglichen Täter erhofft.

Verdacht der Brandstiftung wurde durch Sachverständigen bestätigt

Das Untersuchungsergebnis des Brandsachverständigen bestätigt die Vermutung von Wirt Bernd Schneidereit, der die Gastronomie seit vielen Jahren betreibt: „Ich hatte bereits den Verdacht, dass das Feuer nicht zufällig entstanden ist. Der Pavillon steht völlig autark vor der Kneipe. Es gibt dort keine Gasflasche oder ähnliches, das einfach so in Brand geraten könnte“. Auch einen Kurzschluss schloss er aus: „Es gibt keine elektrische Leitung zwischen Kneipe und Pavillon.“

Im Inneren der Kultkneipe Trend sieht man, welchen Schaden das Feuer angerichtet hat.
Im Inneren der Kultkneipe Trend sieht man, welchen Schaden das Feuer angerichtet hat. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die Flammen haben Schneidereit praktisch alles genommen. Das Inventar seiner Kneipe ist komplett zerstört. Die Zapfanlage, die Regale, Stühle, Tische sowie die Registrierkasse sind fast bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Auch eine professionelle Musikanlage hat den Brand nicht überstanden. Gleiches gilt für das Büro, das sich Schneidereit dort eingerichtet hatte. „Mein PC, einige Laptops und wichtige Geschäftspapiere wurden durch den Brand vernichtet.“ Nur ein kleiner Tresor hat der enormen Hitze getrotzt. Was sonst übrig blieb, dem gab spätestens das Löschwasser den Rest.

Löschwasser wurde bereits aus dem Keller der Kneipe gepumpt

Das Löschwasser hat der Eigentümer und Vermieter des Gebäudes, die Allbau GmbH, mittlerweile aus dem Keller der Gastronomie pumpen lassen. „Wir haben in Absprache mit der Polizei auch Trocknungsgeräte aufstellen können“, erklärt Unternehmenssprecher Dieter Remy. „Mehr war nicht möglich, um die Ermittlungsarbeiten nicht zu behindern.“

Die Inneneinrichtung der Gaststätte Trend in Essen-Überruhr ist zum Teil komplett verkohlt. „Da ist nichts mehr zu gebrauchen“, sagt Wirt Bernd Schneidereit. Der Eingang seiner Kneipe wurde nun mit Brettern verschlossen.
Die Inneneinrichtung der Gaststätte Trend in Essen-Überruhr ist zum Teil komplett verkohlt. „Da ist nichts mehr zu gebrauchen“, sagt Wirt Bernd Schneidereit. Der Eingang seiner Kneipe wurde nun mit Brettern verschlossen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Der Gesamtschaden lässt sich aktuell noch nicht beziffern. Allbau-Projektleiter Philipp Sporkmann: „Wir brauchen diese Woche definitiv noch, um alle Schäden mit Hilfe von Sachverständigen konkret aufzunehmen, mit Versicherungen zu sprechen und dann auch Angebote für die von uns zu erbringenden Arbeiten einzuholen.“

Allbau-Projektleiter Philipp Sporkmann steht mit allen Beteiligten in engem Kontakt.
Allbau-Projektleiter Philipp Sporkmann steht mit allen Beteiligten in engem Kontakt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Wirt der Essener Kult-Kneipe rechnet mit der Wiedereröffnung nicht vor sechs Monaten

Wie lange die Arbeiten im „Trend“ andauern werden, hängt laut Sporkmann von den Ergebnissen aller Untersuchungen ab. „Was wir jetzt schon sagen können, ist, dass die Kneipe aufwendig saniert werden muss.“ Vor allem die Fensterfront müsse erneuert werden, „und das Dach wird auch noch einer Prüfung unterzogen.“ Für Bernd Schneidereit ist jetzt schon klar: „Hier hilft nur noch eine Kernsanierung.“ Seine vorsichtige Prognose: „Vor einem halben Jahr ist mit einer Wiedereröffnung nicht zu rechnen.“

Toiletten und Räume des benachbarten Bürgertreff sind stark verrußt

Verhältnismäßig glimpflich kam dagegen der benachbarte Bürgertreff davon. Uwe Hesse, Vorsitzender des Vereins Bürgertreff Ruhrhalbinsel wurde von Projektleiter Sporkmann nach dessen Ortsbegehung direkt informiert: „Unser Haus blieb zum Glück von Beschädigungen verschont. Doch es gab eine große Verrußung, so dass auf jeden Fall umfangreiche Reinigungen durch uns als Pächter und durch den Allbau vorgenommen werden müssen.“

Im Bürgertreff Ruhrhalbinsel schauen Uwe Hesse, 1. Vorsitzender vom Bürgertreff (li.) und Schatzmeister Thomas Manderscheid im Saal nach den Schäden.
Im Bürgertreff Ruhrhalbinsel schauen Uwe Hesse, 1. Vorsitzender vom Bürgertreff (li.) und Schatzmeister Thomas Manderscheid im Saal nach den Schäden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die Gebäudeversicherung des Allbaus wurde bereits tätig, ließ die Toiletten im Bürgertreff reinigen. Auch die WC-Lüftung wurde überprüft. Die Säuberung der verschmutzten Räume schließt sich zeitnah an. „Die Reinigung von Tischen und Stühlen übernimmt unsere Inventarversicherung“, erklärt Hesse. Damit diese Arbeiten zügig bewältigt werden können, wurden alle Veranstaltungen bis Mitte März abgesagt, darunter auch das Konzert „Weib, Wein und Cello“ der Essener Philharmoniker. Hesse: „Das Konzert musste bereits im vergangenen Jahr wegen Corona abgesagt werden. Das ist schon bitter.“ Man wolle jedoch einen Ausweichtermin suchen. „Die Karten behalten ihre Gültigkeit“, so Hesse.

Täter sollen in Regress genommen werden

Wer immer auch den Brand zu verantworten hat, muss mit einer Regress-Klage rechnen. „Unsere Gebäudeversicherung wird natürlich versuchen, die Täter haftbar zu machen“, kündigt Allbau-Projektleiter Sporkmann schon jetzt an. Der Bürgertreff-Verein blieb indes von finanziellen Verlusten verschont, sieht man von den entgangenen Einnahmen ab. „Wir lassen prüfen, ob wir uns da etwas zurückholen können“, sagt Uwe Hesse.

Solidarität ist groß: Freunde, Gäste und Handwerker bieten ihre Hilfe an

Wirt Bernd Schneidereit muss nach dem verheerenden Brand in seiner Kult-Kneipe um seine Existenz bangen. Dennoch bleibt der erfahrene Gastronom dem Umständen entsprechend gelassen, denn die Solidarität seiner Kunden, Nachbarn und Freunde ist riesengroß.

Der Tagesablauf Schneidereits hat sich durch das Unglück mit einem Schlag komplett verändert. Statt hinter dem Tresen zu stehen und seine Gäste zu bewirten, pendelt er seit gut einer Woche täglich mehrmals zwischen Kneipe und seiner kaum 100 Meter entfernten Wohnung hin und her, um sich mit Sachverständigen, Versicherungsagenten und Polizei vor Ort zu treffen.

Schon 164 Unterstützer bei Spendenaktion registriert

Der trostlose Anblick seiner ausgebrannten Kneipe schlägt aufs Gemüt, doch seinen Mut hat der beliebte Gastwirt deshalb nicht verloren. „Ich habe eine unglaublich große Resonanz und Anteilnahme erfahren“, sagt er. „Viele Menschen helfen mir in dieser schweren Phase. Da kann ich mich nur herzlich bedanken.“

Wirt Bernd Schneidereit darf sich der Hilfe vieler seiner Freunde gewiss sein. Sein eigenes Schicksal ordnet er realistisch ein: „Den Menschen in der Ukraine und denen im Erdbebengebiet der Türkei geht es wirklich schlecht. Die haben alles verloren. Ich kann ja abends noch nach Hause gehen.“
Wirt Bernd Schneidereit darf sich der Hilfe vieler seiner Freunde gewiss sein. Sein eigenes Schicksal ordnet er realistisch ein: „Den Menschen in der Ukraine und denen im Erdbebengebiet der Türkei geht es wirklich schlecht. Die haben alles verloren. Ich kann ja abends noch nach Hause gehen.“ © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Bei einer spontan ins Leben gerufenen Spendenaktion brachten 164 Unterstützer bislang 9664 Euro zusammen (Stand: Dienstag, 28. Februar). Geld, das in den Wiederaufbau der Kneipe fließen soll und wird. „Ich kenne ja viele Leute und etliche Handwerker und Gewerke haben mir bereits versprochen, mir bei den anstehenden Arbeiten zu helfen“, freut sich Schneidereit.

Fußballer aus Essen-Überruhr planen Benefizspiel

Die beiden lokalen Fußball-Klubs SV Teutonia und Blau-Gelb Überruhr wollen zeitnah ein Benefizspiel auf der Bezirkssportanlage Überruhr (Überruhrstraße 250) organisieren, um die Einnahmen zu spenden. Die Getränke sponsert die Stauder-Brauerei, die ihren langjährigen Kunden nicht im Stich lassen möchte.

Hat der Wiederaufbau des Trend erst einmal begonnen, will Bernd Schneidereit die Fortschritte täglich in Wort und Bild dokumentieren. Und auch, wenn seine persönliche Situation im Moment alles andere als rosig erscheint, so möchte Schneidereit sein Schicksal doch relativieren: „Richtig übel hat es doch die Kriegs- und Erdbebenopfer in der Ukraine und in der Türkei erwischt. Ich kann jeden Abend nach Hause in mein warmes Bett gehen, doch diese Menschen haben wirklich alles verloren.“