Essen-Rüttenscheid. Mehr Bänke und Bäume, weniger Parkplätze? Die Meinungen, wie man den Rüttenscheider Markt aufwerten könnte, gehen auseinander. Was Händler sagen.

In der Diskussion um die Aufwertung des Rüttenscheider Platzes melden sich Markthändler zu Wort. Sie warnen davor, dass der Markt unattraktiver werden könnte, wenn die falschen Schritte gegangen werden. Außerdem wünschen sie sich, stärker in die Ideenfindung für die Platzgestaltung eingebunden zu werden – und machen eigene Vorschläge.

Zum Hintergrund: 2021 hatte die Grünen-Fraktion in der Bezirksvertretung (BV) II eine Aufzählung an Mängeln und Verbesserungsvorschläge vorgelegt. Die Bezirkspolitikerinnen und -politiker regten unter anderem an, Sitzmöglichkeiten zu schaffen. Zudem baten sie in einem Antrag, das Toilettenhäuschen nicht nur an Markttagen, sondern täglich zu öffnen.

Der Rüttenscheider Wochenmarkt zieht an den Markttagen viele Kundinnen und Kunden an.
Der Rüttenscheider Wochenmarkt zieht an den Markttagen viele Kundinnen und Kunden an. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Rüttenscheider Markt soll Bänke und eine Rad-Abstellanlage bekommen

Zuletzt gab es einen gemeinsamen Termin mit Vertretern der Stadtverwaltung, Marktbeschickern, der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR) sowie der EVV Verwertungs- und Betriebs-GmbH (EVB), die die Essener Wochenmärkte organisiert und durchführt. Zu denen im Protokoll festgehaltenen Ideen gehörten die Umgestaltung des Platz-Entrées sowie die Schaffung von Sitzgelegenheiten und einer Rad-Abstellanlage.

Nun berichtete Maltin Lantin, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtteilparlament, dass ein Vorschlag der Verwaltung für Bänke vorliege, die mit dem Denkmalschutz des Brunnens vereinbar sind. Daran war es bisher gescheitert. Ein Anwohner äußerte gegenüber dieser Redaktion weitere Vorschläge für die Gestaltung des Platzes. Die Rede war von Bäumen und Beeten, am liebsten sogar Carports mit Solarpanelen. Man müsse dafür sorgen, dass der asphaltierte Marktplatz in Zeiten des Klimawandels nicht zu einer großen Hitzeinsel werde. Dafür würden einige Parkplätze wegfallen.

Wenn gerade kein Wochenmarkt stattfindet, parken auf dem Rüttenscheider Platz Autos.
Wenn gerade kein Wochenmarkt stattfindet, parken auf dem Rüttenscheider Platz Autos. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Obmann des Rüttenscheider Wochenmarktes: 60 Prozent kommen mit dem Auto

Dass die Aufenthaltsqualität auf dem Rüttenscheider Platz besser werden könnte, sehen die Markthändler grundsätzlich genauso. Doch die Meinungen, welche Veränderungen am dringlichsten sind und wie man dabei vorgehen sollte, gehen auseinander. „Mehr Fahrradständer, Begrünung oder Bäume – das ist ja alles nicht schlecht“, sagt zum Beispiel Frank Seibertz, Blumenhändler und Obmann des Rüttenscheider Wochenmarktes. Aber: „Da müsste man sich ganz genau anschauen, wo die Stände stehen und wo die Händler mit ihren großen Lkw durchfahren.“ Er wünsche sich, dass sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen würden.

60 Prozent der Kundinnen und Kunden, so schätzt Seibertz, kämen mit dem Auto zum Rüttenscheider Markt. Seiner Ansicht nach wäre es wichtig, die Beschilderung um den Marktplatz herum verständlicher zu regeln, statt Parkplätze zu streichen. Wer darf ab wie viel Uhr wie lange parken? Das sei undurchsichtig. Man könnte auch neue Parkregelungen schaffen, schlägt der Händler vor – zum Beispiel, eine Kurzparkerzone direkt am Rüttenscheider Platz einrichten, wo während der Marktzeiten nur Kundinnen und Kunden parken dürfen.

Rüttenscheider Markt: Händler spricht sich gegen Wegfall von Parkplätzen aus

Hendrik von der Stein, der in dritter Generation auf dem Rüttenscheider Markt Obst und Gemüse aus Frankreich verkauft, wünscht sich darüber hinaus eine bessere Werbung für den Rüttenscheider Markt. Das könne zum Beispiel in Zusammenarbeit mit der EMG geschehen. „Der Markt sollte als kleines Einkaufszentrum gesehen werden“, sagt er. Denkbar seien eine eigene Website oder ein Lieferdienst.

Statt sich Gedanken über Bäume zu machen, so von der Stein, solle man lieber andere Probleme angehen. Zum Beispiel den Zustand des Toilettenhäuschens: „Das ist ein Armutszeugnis.“ Den Platz zu begrünen, mache aus seiner Sicht dagegen wenig Sinn – zumal der Christinenpark ja nicht allzu weit entfernt sei.

Die Toilettenanlage am Rüttenscheider Markt gibt kein sonderlich gutes Bild ab – und ist überdies nur an den Markttagen geöffnet.
Die Toilettenanlage am Rüttenscheider Markt gibt kein sonderlich gutes Bild ab – und ist überdies nur an den Markttagen geöffnet. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Toilettenhäuschen auf dem Rüttenscheider Markt bleibt Ärgernis

Herrmann Welp, Händler auf dem Rüttenscheider Markt, spricht sich dafür aus, das Toilettenhäuschen zu sanieren.
Herrmann Welp, Händler auf dem Rüttenscheider Markt, spricht sich dafür aus, das Toilettenhäuschen zu sanieren. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Herrmann Welp verkauft auf dem Rüttenscheider Markt italienische Backwaren. Er sagt, nach unserer Berichterstattung hätten ihn einige Kunden angesprochen, die in der Nähe wohnen: „Sie machen sich Sorgen, dass sich Obdachlose hier niederlassen, wenn Bänke aufgestellt werden.“ Die Schaffung von Bänken und Bäumen sieht er selbst nicht gerade als Nummer eins auf der Prioritätenliste.

„Das Geld wäre besser angelegt, wenn man das Toilettenhäuschen ordentlich gestalten würde“, sagt er. Und auch bei der Sauberkeit gebe es noch einiges zu tun. Wer Bäume auf dem Marktplatz verteilen wolle, der solle selbst einmal probieren, mit dem Lkw darum herumzufahren. Welp betont: „Wenn man den Markt als urbanen Mittelpunkt des Stadtteils erhalten will, muss man auch etwas dafür tun.“ Dazu gehöre auch, genügend Parkplätze bereitzustellen. „Noch kommen Leute aus anderen Stadtteilen oder sogar aus anderen Städten, weil es so einen schönen Markt bei ihnen nicht gibt“, sagt der Händler. Für sie werde die Parkplatzsuche aber zunehmend schwieriger.

Anwohner aus Rüttenscheid: 30 Minuten Parkplatzsuche keine Seltenheit

Peter Lichtneger (70) wohnt direkt am Rüttenscheider Platz. Aus Anwohnersicht sagt er: „Alles soll so bleiben, wie es ist.“ Alle Ideen, den Marktplatz aufzuwerten, hätten in der Vergangenheit mehr zu Ärger und Konflikten geführt als alles andere. Er suche jetzt schon häufig eine halbe Stunde nach einem Parkplatz und müsse einen Kilometer zu seiner Wohnung laufen, weil er nur so weit weg fündig werde. Weitere Parkmöglichkeiten sollten deshalb aus seiner Sicht auf keinen Fall wegfallen.