Rüttenscheid. Rad-Abstellplatz, Sitzbänke - es tut sich etwas auf dem Rüttenscheider Marktplatz. Welche Ideen es gibt, und warum Veränderungen so lange dauern.
Der Rüttenscheider Markt gilt als einer der schönsten, wenn nicht gar der schönste in Essen. Was mehr am Angebot liegt, das die Marktbeschicker zweimal wöchentlich vorhalten, und weniger an der Aufenthaltsqualität des Platzes. Sitzgelegenheiten gibt es nicht, und außerhalb der Marktzeiten glänzt bestenfalls der Lack der geparkten Autos, weniger aber der Platz an sich.
Anwohner und Stadtteil-Politiker setzen sich daher für eine Umgestaltung ein. Das Thema an sich ist alles andere als neu: Zuletzt hatte es vor etwa einem Jahr einen Ortstermin der Bezirksvertretung II auf dem Marktplatz gegeben, an dem Vertreter der Stadtverwaltung, der Marktbeschicker, der IG Rüttenscheid sowie der EVV Verwertungs- und Betriebs-GmbH (EVB), die die Essener Wochenmärkte organisiert und durchführt, teilnahmen. In einem Protokoll wurden Ideen für die Umgestaltung des Marktplatzes festgehalten. Unter anderem wurde gewünscht, das Entree des Platzes umzugestalten und die Müllcontainer zu verlegen sowie Sitzgelegenheiten und eine Rad-Abstellanlage zu schaffen.
Rüttenscheider Markt: Toiletten nur an Markttagen geöffnet
Schon 2021 hatten die Grünen zudem in einem Antrag in der Bezirksvertretung II die Stadtverwaltung gebeten, das Toilettenhäuschen nicht nur an Markttagen, sondern täglich zu öffnen. In Kooperation mit dem Kioskbetreiber und als Teil des Konzeptes „Nette Toilette“, das den stufenweisen Aufbau und Betrieb von öffentlichen Toiletten in Essen vorsieht, sei das, so die Argumentation, doch möglich. Bisher hat sich in dieser Angelegenheit nichts getan.
Ein anderer Punkt aber scheint in Reichweite zu rücken. Denn nun liegt ein Vorschlag der Verwaltung für Sitzgelegenheiten vor, die mit dem Denkmalschutz des Brunnens vereinbar sind. Genau daran war es bisher gescheitert. „Noch hat es in der BV II zu diesem neuen Entwurf keine Diskussion gegeben“, erklärt Malte Lantin, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksvertretung II. „Wir hoffen, dass wir für diese Lösung eine Mehrheit finden und so die Bänke endlich auf den Weg bringen können.“
Aufenthaltsqualität des Rüttenscheider Platzes soll gesteigert werden
Immerhin komme aus der Bürgerschaft der Wunsch, die Aufenthaltsqualität des Platzes zu steigern. „Vor 100 Jahren hatte man auf einem Marktplatz halt Bäume und Sitzplätze“, so Lantin. „Aber das ist heute alles schwierig, weil er als Parkplatz genutzt wird und weil auch die Marktbeschicker mit ihren Fahrzeugen durchkommen müssen.“
Immerhin: Auch was die Radabstellanlagen angeht, zeigt sich Lantin optimistisch. Sein Fazit: So langsam bewege sich etwas in Sachen Rüttenscheider Markt. Aber eben langsam. Das Problem: „Es sind halt viele unterschiedliche Ämter beteiligt. Es geht um Baumaßnahmen, Straßenverkehr, Entsorgung und einiges mehr. Die Stadt antwortet auf unsere Anträge deshalb nicht mit einer Stimme, sondern jedes Amt hat eine eigene Antwort. Und das dauert eben.“
Ein Umstand, den Anwohner Franz Boeselager nicht nachvollziehen kann. „Eigentlich bräuchte man eine Art Masterplan für den Rüttenscheider Markt, ein ganzheitliches Konzept. Warum kann man nicht einen Workshop machen mit Anwohnern, Politik, Stadtverwaltung, Entsorgungsbetrieben. Und dann mal Ideen sammeln.“ Ideen hat der Rüttenscheider genügend. Bei einer Abstellanlage für Fahrräder geht es los. Ein sicherer Weg in Richtung Rüttenscheider Straße über den Parkplatz, vor allem in Hinblick auf die Bewohner der Senioren-Residenz, hält er ebenfalls für wichtig. Auch ein paar grüne Inseln oder Beete wären für den Anfang schön, von Bäumen ganz zu schweigen. „Der Marktplatz besteht nur aus Asphalt. In Zeiten der Klimakrise ist das eine Hitzeinsel, die wir in Zukunft eigentlich vermeiden wollen.“
Carports mit Solarpanelen für den Rüttenscheider Markt gewünscht
Ja, ein paar Parkplätze würden wegfallen – schlecht für den Einzelhandel? „Nicht unbedingt“, sagt Boeselager, „ein attraktiver Marktplatz kann auch eine Sogwirkung entfachen und Menschen aus anderen Städten nach Rüttenscheid bringen.“ Und wenn man nun ganz kühn denke, dann fielen ihm auch noch größere Projekte ein: „Wie wäre es denn, wenn wir hier Carports einrichten mit Solarpanelen auf dem Dach, über die Ladestationen gespeist werden? Es geht ja nicht darum, ein Raumschiff zu bauen. Aber wir wollen doch die Mobilitätswende. Das heißt: weniger Hitzeinseln, mehr Fahrräder, mehr Elektromobilität.“ Gute Idee. Teure Idee. Boeselager: „Andere Städte können sowas doch auch.“