Essen-Katernberg. Ein Pflegedienstleister hat in Essen-Katernberg eine Wohnanlage für Senioren errichtet. Auch Tiere sollen dort wohnen und zu Besuch kommen.
Senioren-Wohngemeinschaften statt Altenheime – ein Konzept, das in Essen offenbar Anklang findet. Unter anderem in Stadtwald und Bedingrade gibt es sie bereits, in Karnap wird gerade eine gebaut und am 1. März soll auch das neue Gebäude in Katernberg bezugsbereit sein. Die Idee: Jeder Bewohner, jede Bewohnerin hat ein 17 Quadratmeter großes Zimmer plus Badezimmer. Im großen Aufenthaltsraum wird zusammen gegessen und Programm geboten. Das Pflegepersonal ist Tag und Nacht vor Ort.
Senioren sollen in Essener Wohngemeinschaft Zeit zusammen verbringen
„Die Senioren und Seniorinnen sollen hier so viel Zeit wie möglich in Gemeinschaft verbringen“, erklärt Christian Brans, Geschäftsführer des Pflegedienstleisters Humanitas, der die Immobilie in der Straße „Auf der Reihe“ errichtet hat. „Wir haben viel Kraft und Zeit investiert“, sagt Brans. Die Baukosten für die insgesamt 1550 Quadratmeter Wohnfläche seien zwischenzeitlich von 2,1 auf vier Millionen Euro gestiegen. Es sei nicht alles glatt gelaufen.
Jetzt fehlt aber nur noch das Außengelände, die Hecke als Begrenzung muss noch gepflanzt, der Rasen noch gesät werden. Die Zimmer selbst seien fertig, lediglich die Pflegebetten müssen noch geliefert werden. „Das Bett stellen wir, ansonsten können die Bewohner ihre Möbel selbst mitbringen und auch die Wände so streichen, wie es ihnen gefällt“, so Brans, dessen Unternehmen in diesem Jahr das 30-jährige Bestehen feiert. Wer im Erdgeschoss wohnt, hat von jedem Zimmer direkten Zugang zum Außengelände. Auch von dem Aufenthaltsraum, an dem sich die Küche anschließt, geht es hinaus auf eine Terrasse und in den Garten.
Alpakas sollen in Senioreneinrichtung zu Besuch kommen
Dort sollen in einigen Monaten, wenn es etwas wärmer wird, auch Hühner einziehen, die die Senioren und Seniorinnen versorgen können, aber nicht müssen. Auch Alpakas sollen zu Besuch kommen. Das Konzept sehe vor, dass jeder und jede selbst aussuchen darf, inwiefern er sich einbringen möchte. Man könne bekocht werden oder beim kochen helfen, man könne einen Kuchen backen oder sich einfach zum Nachmittagskaffee dazusetzen. Man könne mit den Angestellten zum Einkaufen fahren oder eben nicht.
Tagespflege mit 15 Plätzen
Die Humanitas-Residenz befindet sich seit 2019 im Bau und sollte eigentlich 2021 fertiggestellt werden.
Zusätzlich zu den 24 WG-Plätzen ist in dem Gebäude eine Tagespflege mit 15 Plätzen untergebracht. Diese ist seit Anfang Februar in Betrieb. Die Senioren und Seniorinnen werden dafür morgens von zu Hause abgeholt und abends wieder zurück gebracht. Tagsüber verbringen sie ihre Zeit gemeinsam in der Einrichtung.
Auch ein Hund soll in die „Humanitas-Residenz“, wie sie offiziell heißt, einziehen. Dieser sei speziell dafür ausgebildet, mehrere Bezugspersonen zu haben und könnte laut Brans bei einigen Bewohnern längst vergangene Erinnerungen wecken. Das gilt auch für die über 200 Bilder, die in dem dreistöckigen Gebäude hängen. Die Stiftung Zollverein hat sie zur Verfügung gestellt. Brans: „Jeder kann dazu viel erzählen.“
Sie zeigen Bergmänner bei der Arbeit, Schlote, Schornsteine, Doppelböcke eine Bude an der Straßenecke, einen VW-Käfer, der von zwei Männern repariert wird und zwei Mädchen mit Milchkännchen: „Diese Mädchen könnten jetzt in dem Alter sein, dass sie hier einziehen“, sagt Brans, der beim Thema Deko von seiner Kollegin Lanya Hama Sadiq unterstützt wurde. Sie erklärt: „Wir haben versucht Motive aus der unmittelbaren Umgebung auszusuchen und Nostalgiegefühle zu wecken. Sie zeigen Dinge, die den Bewohnern bekannt sind.“ So kämen sie miteinander und auch mit den Pflegekräften ins Gespräch und sollen sich wohl fühlen.
Nachfrage nach Senioren-WG laut Pflegedienstleister „riesig“
„Die meisten blühen Menschen blühen in so einer Einrichtung auf“, erklärt Brans, der sehr wohl weiß, dass alte Leute manchmal die Freude am Leben verloren haben, auf andere undankbar und garstig wirken oder den Anschein machen, einfach keine anderen Menschen zu mögen. Brans glaubt, dass das zum Teil aus der Einsamkeit resultiert, in sie oft leben: „Alleine entwöhnt man sich von Menschen.“
Alleine ist man in der neuen Einrichtung nicht, die Nachfrage ist laut Humanitas riesig, vier Zimmer seien jedoch noch frei. Wer Interesse hat, meldet sich per E-Mail an essen@humanitas.de. Die Miete kostet 650 Euro im Monat. Dazu kommen 320 Euro Verpflegungskosten und die Pflegekosten je nach Pflegegrad.
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Pflege-Wohngemeinschaften werden durch Träger von Pflege- und Betreuungsdiensten sowie von Kommunen, Bürgervereinen oder Einzelpersonen gegründet und geleitet. In der Pflege-WG wohnen laut gesetzlichen Vorgaben mindestens drei und höchstens zwölf Bewohner und Bewohnerinnen, davon müssen mindestens drei Personen pflegebedürftig sein.
Den Bewohnern muss die Möglichkeit gegeben werden, alltägliche Aufgaben auch selbst zu erledigen. Dennoch zeichnet sich eine Senioren-WG dadurch aus, dass die Bewohner Hilfe und Unterstützung im Alltag benötigen und durch Personal unterstützt werden, dass sich tagsüber in der Wohnung aufhält, sie betreut, den Alltag organisiert und verwaltet, Beschäftigungsangebote macht und im Haushalt hilft.
Bewohner einer Senioren-WG haben nach Angaben der Verbraucherzentrale unter bestimmten Voraussetzung Anspruch auf einen Wohngruppenzuschlag in Höhe von 214 Euro monatlich. Außerdem können sie Wohngeld beantragen und bekommen je nach Pflegegrad entsprechende Leistungen der Pflegekasse.
Interessierte sollten sich frühzeitig beim Pflegestützpunkt der Stadt informieren. Aufgabe der Pflegestützpunkte ist es, Menschen mit Pflegebedarf und ihre Angehörigen trägerneutral, umfassend und wohnortnah zu beraten. Infos dazu unter 0201 88-50089 oder per E-Mail an pflegestuetzpunkt@essen.de
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