Essen-Karnap. In Essen-Karnap entsteht ein Mehrgenerationen-Projekt. Der Investor erklärt, was es damit auf sich hat und warum der Essener Norden attraktiv ist.

Die Humanika-Gruppe hat ein Grundstück an der Ecke Karnaper-Straße/Boyer Straße gekauft und will auf dem 2000 Quadratmeter großen Grundstück etwa 50 Wohneinheiten errichten. Der Abriss des Bestandsgebäudes läuft bereits, auf die Baugenehmigung hoffen die Investoren noch in diesem Jahr: „Wir haben alles eingereicht und warten nur noch auf das Okay“, erklärt Humanika-Geschäftsführer Svetoslav Markov.

Humanika-Gruppe setzt bei Wohnprojekt auf ambulantes Konzept

Die Dortmunder Humanika-Gruppe betreibt vorwiegend in Nordrhein-Westfalen diverse Wohngemeinschaften an über 30 Standorten, darunter Essen-Frintrop und Katernberg, Oberhausen und Dortmund. Weitere sind in Frillendorf und Altenessen geplant. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen die Stadtwald-Residenz in Essen übernommen und dort zwei Demenz-WGs und 45 Senioren-Wohnungen eingerichtet. Mit dem gleichen Konzept wollen die Verantwortlichen jetzt auch in Karnap an den Start gehen: „Bis auf die Miete gibt es keine Muss-Leistung“, erklärt Svetoslav Markov. Man brauche auch keinen Pflegegrad, um dort einziehen zu dürfen.

Die Humanika-Gruppe setze auf ein ambulantes Konzept, bei dem die Bewohner ihren Alltag selbstständig organisieren und je nach Bedarf Serviceleistungen dazu buchen können, sei es auf Zeit oder auf Dauer. Wer den Arm gebrochen habe oder krank sei, könne vielleicht eine Zeit lang nicht einkaufen oder sich ein Brot schmieren, was aber später wieder möglich sei. Wer Hilfe brauche, bekomme diese. Ansonsten entscheide jeder nach seien Fähigkeiten, ob er Pflegeleistungen, Mahlzeiten oder Dienstleistungen wie die Reinigung des Appartements buche.

Wohngemeinschaften und autarke Wohnungen in Essen-Karnap geplant

Zusätzlich zu den Service-Wohnungen für Senioren sollen auch weitere Appartements errichtet werden, so das ein Generationenmix entstehen könne. Im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss sind Wohneinheiten mit etwa 20 Quadratmetern ohne Küche geplant. Dazu gibt es große, gemeinsame Wohn- und Essbereiche. Im zweiten Obergeschoss und im Dachgeschoss sind die Wohnungen dann zwischen 50 und 60 Quadratmetern groß. Interessant ist die kreisrunde Wohnung, die wie ein Turmzimmer anmutet. Außerdem ist eine Tiefgarage geplant.

So soll das Gebäude in Essen-Karnap aussehen, wenn es fertig ist.
So soll das Gebäude in Essen-Karnap aussehen, wenn es fertig ist. © Humanika

Svetoslav Markov erklärt, dass die Humanika-Gruppe mit 10 Euro pro Quadratmetern plane. Wer Interesse habe, dort einzuziehen, könne sich schon jetzt unter humanika-wohnen.de melden. Markov: „Wir stehen in den Startlöchern.“ Nach dem Abriss des Bestandsgebäudes, der bereits laufe, kalkuliert der Investor mit 15 Monaten Bauzeit. Im Jahr 2024 könnten demnach die Umzugskartons gepackt werden – sollte es keine Verzögerung geben, wie es derzeit bei vielen Bauprojekten, nicht nur in Essen, der Fall ist.

Humanika-Gruppe will mit Wohnprojekt Essener Norden aufwerten

Auf bessere Bedingungen im Baugewerbe zu warten komme für Markov nicht in Frage: „Günstiger wird es nicht mehr.“ Die geplante Investition für die Mannesstraße belaufe sich auf 13 Millionen Euro. Das Wohnumfeld ist bisher nicht gerade attraktiv, gilt die Karnaper Straße doch als verkehrsbelastet und zum Teil heruntergekommen. Direkt gegenüber des Humanika-Projektes stehen zwei Wohn- und Geschäftshäuser an der Karnaper Straße seit sieben Jahren leer. Zuletzt waren sie mehr und mehr heruntergekommen. Schmierereien, Zigarettenkippen und Kronkorken zählten dort noch zu den harmloseren Hinterlassenschaften. Doch auch dort tut sich was: Die Gebäude wurden verkauft und werden derzeit aufgehübscht.

„Man muss Mut bekennen“, findet auch Svetoslav Markov. Es brauche alternative Projekte für alternative Stadtteile, er selbst wolle zeigen, dass das funktionieren kann und den Stadtteil mit seinem Projekt aufwerten. Wenn er von „alternativem Stadtteil“ in Zusammenhang mit Essen-Karnap spricht, meint er aber weniger den Aspekt Hafermilch-Frappuccino und Unverpacktladen als vielmehr soziale Herausforderungen wie Armut und Kriminalität.