Essen-Altenessen/Katernberg. Seit 2022 dienen zwei Gesundheitskioske im Essener Norden als Anlaufstelle. Die Leiterin der Einrichtungen erklärt ihre Motivation.

Der zweite Gesundheitskiosk in Essen hat Ende vergangenen Jahres in Katernberg eröffnet und wird von einer 29-jährigen Studentin geleitet. Doch Nicole Ginter ist nicht nur Chefin in der Katernberger Einrichtung, sondern auch im Gesundheitskiosk Altenessen. Der dienst seit Mai 2022 als Anlaufstelle für Menschen, die sich über Gesundheitsthemen informieren wollen, die Beratung suchen und Hilfe im Dschungel des Gesundheitssystems brauchen.

Gesundheitskiosk in Katernberg: 145 Beratungen in den ersten zwei Monaten

Als erstes Fazit nach knapp zwei Monaten meldet Ginter: „Der Gesundheitskiosk in Katernberg läuft super an. Die Menschen sind neugierig und kommen auch mal reinschauen.“ Bisher hätten rund 50 Klienten die Einrichtung am Meybuschhof 43 in Anspruch genommen. Insgesamt habe es 145 Beratungen gegeben. Ginter: „Im Schnitt kommt jeder drei Mal.“

Das Hauptaugenmerk liege derzeit auf der Kundenberatung und der der Netzwerkarbeit. Das Team des Gesundheitskiosks sei derzeit beispielsweise viel in Moscheen, Kirchengemeinden und Café-Treffs unterwegs und käme im Bezirk mit den Menschen zusammen. Wichtig sei es hierbei laut Ginter, die Wünsche und Bedarfe der Einwohner zu ermitteln.

Leiterin der Essener Gesundheitskioske studiert Public Health an der FOM

Parallel zu ihrer Leitungsfunktion studiert Nicole Ginter an der Essener Fachhochschule FOM das Fach Public Health im Masterstudiengang – ein Fachgebiet, das sich mit der Gesundheit der Bevölkerung, insbesondere mit der Vorbeugung von Krankheiten, Förderung der Gesundheit und Verlängerung des Lebens beschäftigt. Die gebürtige Polin, die im Alter von elf Jahren nach Deutschland kam, hat vorher ihren Bachelor in Biologie an der Uni Duisburg-Essen abgelegt, eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (MFA) sowie eine Weiterbildung zur hausärztlichen Diabetesmanagerin absolviert.

„Ich wollte aber noch tiefer in das Thema Gesundheitspolitik einsteigen und die Strukturen und Zusammenhänge verstehen“, so Ginter, die das Studium parallel zu ihrer Arbeit in den Gesundheitskiosken angeht. Im Gesundheitskiosk hilft sie unter anderem bei der Übersetzung von Arztbriefen oder informiert über präventive Gesundheitsmaßnahmen: „Ich habe bereits mehrere polnisch-sprachige Kundinnen und Kunden mit einer Diabetes-Diagnose beraten. Dabei ist es vielen wichtig, die Krankheit richtig zu verstehen, aber auch die damit einhergehende Lebensstilveränderung.“

Gesundheitskiosk als Schnittstelle zwischen Arzt und Zuhause

Mit Diagnosen zu leben sei für viele schwierig, wenn dann dazu noch eine Sprachbarriere vorhanden sei und die Personen mit Unterlagen wie Arztbriefen entlassen würden, welche sie nicht verstünden, sei es umso schwieriger. „Wir sind die Schnittstelle zwischen Haus-, beziehungsweise Facharzt und Zuhause, sowie zwischen Krankenhaus und Reha, dort fühlen sich viele Menschen verloren, weil sie nicht wissen, wie der weitere Weg ist. Wir fangen sie wieder ein“, so die 29-Jährige.

Der zweite Essener Gesundheitskiosk hat Anfang Dezember in Katernberg eröffnet.
Der zweite Essener Gesundheitskiosk hat Anfang Dezember in Katernberg eröffnet. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Datenschutz, Rechtsgrundlagen zwischen Patientinnen und Patienten und Ärzten oder Therapeuten sowie das Qualitätsmanagement seien Bereiche, in denen sie durch das Master-Studium Wissenslücken schließen könne. Für ihre Tätigkeit im Gesundheitskiosk helfe ihr dieses Hintergrundwissen im Umgang mit den Kundinnen und Kunden.

Gesundheitskiosk bietet ab sofort Hebammensprechstunde an

„Wir stellen keine Diagnosen. Wir dürfen beraten, aber nicht behandeln und sehen uns in der Rolle als Lotse im Gesundheitssystem und helfen unter anderem bei Terminvereinbarungen, der Arztsuche, vermitteln Gesundheitskompetenz und unterstützen bei der Antragsstellung für Pflege.“ Da sei es hilfreich, das Gesundheitssystem nicht nur aus medizinischer, sondern auch aus politisch, administrativer und systemischer Perspektive zu kennen.

Die Gespräche mit den Essenern hätten gezeigt, welche Bedarfe es noch gibt. Darauf will das Team im Gesundheitskiosk jetzt reagieren und bietet ab sofort jeden Freitag zwischen 11 und 13 Uhr eine offene Hebammensprechstunde an. Dies ist eine Kooperation mit der Hebammenzentrale in Essen. Hier können viele Fragen rund um das Thema Hebamme gestellt werden aber auch Hebammen vermittelt werden.

Öffnungszeiten

Der Gesundheitskiosk am Meybuschhof 43 in Katernberg und auch der an der Altenessener Straße 393 sind sind beide montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr geöffnet.

Weitere Infos sowie Terminvereinbarung unter 0201 319375-770 oder per E-Mail an info@gesundheitskiosk.ruhr

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