Essen. Essener Gesamtschulen haben die Anmeldungen für das nächste Schuljahr angenommen. An beliebten Schulen in der Stadt muss gelost werden.

Die sieben Essener Gesamtschulen haben derzeit stadtweit rund 180 Plätze zu wenig, um alle angemeldeten, künftigen Fünftklässler aufzunehmen. Das geht aus den aktuellen Zahlen für das kommende Schuljahr hervor. Hat eine Schule mehr Anmeldungen als freie Plätze, entscheidet das Los. Mit Losglück zur Wunsch-Schule? Was bizarr klingt, ist seit vielen Jahren – nicht nur in Essen – die normale Prozedur und gilt offiziell sogar als fairste Methode.

Wie in den Vorjahren auch, wurde auch fürs künftige Schuljahr etwa jeder vierte Viertklässler auf einer Essener Gesamtschule angemeldet. Registriert wurden stadtweit 1258 Kinder – das sind genau 178 Jungen und Mädchen zu viel. Sie müssen jetzt von ihren Eltern an einer Haupt- oder Realschule oder an einem Gymnasium angemeldet werden. Diese Schulformen beginnen mit den Anmeldungen in der zweiten Februarwoche.

Gesamtschule in Essen: Mehr als die Hälfte der Kandidaten muss abgelehnt werden

Bemerkenswert sind die Unterschiede bei den eingegangenen Anmeldungen – während manche Schulen doppelt so viele Anmeldungen erhalten haben, wie freie Plätze überhaupt verfügbar sind, ist bei anderen Schulen noch deutlich Luft nach oben. Bei den Anmeldungen konnten Erst- und Zweitwünsche angegeben werden; die Nachmeldungen finden in den kommenden Tagen statt.

Der größte Gewinner mit 342 Anmeldungen ist die Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Schonnebeck. „Der Zuspruch stimmt uns zwar positiv“, sagt Schulleiter Lukas Rüenauver, „doch jetzt vielen Eltern eine Absage erteilen zu müssen, ist ausgesprochen unerfreulich.“ Die Schule ist sechszügig, das heißt, sie hat sechs Klassen pro Jahrgang – was bedeutet: 162 Plätze für die künftigen Fünftklässler. Also muss mehr als jedem zweiten Kandidaten eine Absage erteilt werden.

Behörden empfehlen ausdrücklich das Losverfahren

Besonders bitter: Wie seit Jahren üblich, entscheidet das Los, ob ein Kind seinen Wunschplatz erhält oder nicht. „Alles andere wäre unfair“, sagt Lukas Rüenauver. Der Sprecher der Essener Gesamtschulen, Frank Witzke – selbst Chef an der Gesamtschule Holsterhausen – betont: „Die Bezirksregierung empfiehlt ausdrücklich, zu losen und auf andere Kriterien der Auswahl zu verzichten, weil es sonst zu kompliziert wird.“

Gesamtschulen, die mehr Anmeldungen erhalten haben, als freie Plätze verfügbar sind, gehen jetzt so vor: Aus den Zeugnissen aller Kandidaten, die sich angemeldet haben, wird der Notenschnitt gebildet. Anschließend gibt es zwei Lostöpfe: einen aus Kindern mit besserem, einen anderen aus Kindern mit schlechterem Notenschnitt. Dann wird abwechselnd aus jedem Topf ein Name gezogen, bis alle Plätze vergeben sind. „So wird gewährleistet, dass die Leistung gerecht verteilt ist“, sagt Schulformsprecher Frank Witzke. Geschlecht, Wohnortnähe oder weitere Kriterien, die zum Beispiel noch bei der Aufnahme an Grundschulen eine Rolle spielen, fallen weg. Besonders bitter: Lose nehmen keine Rücksicht auf bestehende Freundschaften. Der Plan, mit befreundeten Kindern gemeinsam auf eine weiterführende Schule zu besuchen, geht vielerorts nicht auf.

342 Anmeldungen: Neuer Rekord für Gustav Heinemann

Mit 342 Anmeldungen hat die Gustav-Heinemann-Gesamtschule übrigens einen neuen Rekord erzielt, obwohl die Nachfrage vor Ort schon immer hoch war. „Das liegt sicherlich an unserem neuen Gebäude“, mutmaßt Rüenauver, „aber auch an einem stimmigen Schulkonzept.“ Die Gustav-Heinemann-Gesamtschule zog im Sommer 2021 in einen sehenswerten Neubau; das Bauprojekt gilt als Vorzeige-Einrichtung.

Traditionell stark nachgefragt sind außerdem die Frida-Levy-Gesamtschule in Stadtmitte (188 Anmeldungen), die Gesamtschule Borbeck (220 Anmeldungen) sowie die Gesamtschule Holsterhausen (187 Anmeldungen). Noch freie Kapazitäten haben dagegen die Gesamtschule Bockmühle (140 Anmeldungen), die Gesamtschule Nord (96 Anmeldungen) und – als Schlusslicht – die Erich Kästner-Gesamtschule mit 85 Anmeldungen.

Neue, alte Pläne für Abzweig der Erich Kästner-Gesamtschule

Dort, an der Erich Kästner-Gesamtschule, erhofft man sich einen neuen Schub, wenn das Zweitgebäude an der Brembergstraße (Kray) aufgegeben werden kann, wo derzeit die unteren Jahrgänge unterrichtet werden. Stattdessen soll die Schule eine neue Dependance erhalten – die ehemalige Gesamtschule Süd an der Frankenstraße in Stadtwald. Die Pläne, dorthin auszuweichen, sollten schon zum Beginn des Schuljahres 2019/20 umgesetzt werden, mussten damals aber kurzerhand verschoben werden, weil das Gebäude an der Frankenstraße stärkere Schäden aufwies als angenommen. Jetzt, das wurde vor wenigen Tagen seitens der Stadt verdeutlicht, nimmt man einen neuen Anlauf bei der Sanierung des leerstehenden Schulgebäudes und will in zwei Jahren fertig sein.

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