Essen. . Gebäude der alten Gesamtschule Süd in Stadtwald wird 2019 Nebenstelle der Kästner-Gesamtschule Steele – trotz acht Kilometern Luftlinie.

In der Geschichte der Gesamtschule Süd an der Frankenstraße hat es viele unerwartete Wendungen gegeben, bis die Schule vor einem Jahr endgültig abgewickelt wurde. Wie eine faustdicke Überraschung wird vielen das neue Kapitel vorkommen, das jetzt aufgeschlagen werden soll: Das Gebäude soll ab dem Schuljahr 2019/20 dauerhaft als Zweigstelle der Steeler Erich Kästner-Gesamtschule dienen. Das geht aus einer Beschlussvorlage hervor, mit der sich der Schulausschuss in der kommenden Woche beschäftigen soll.

Zwischen der Kästner-Schule am Ostrand von Steele und der ehemaligen Gesamtschule Süd in Stadtwald, die seit 2012 keine neuen fünften Jahrgänge mehr aufnahm, liegen knapp acht Kilometer Luftlinie – das ist viel für zwei Standorte, die eigentlich eine gemeinsame Schule sein sollen. Doch der Beschluss, die Jahrgänge neun bis 13 künftig an der Frankenstraße zu unterrichten, sei in den zuständigen Gremien der Kästner-Gesamtschule „jeweils einstimmig bei nur einer Enthaltung gefallen“, berichtet Heike Brauckhoff-Zaum, die Leiterin der Erich Kästner-Gesamtschule (1156 Schüler, 108 Lehrer). Auch bei der Stadt geht man davon aus, eine „zukunftsorientierte Lösung“ gefunden zu haben.

Drei Fliegen sollen mit einer Klappe geschlagen werden – erstens: In Stadtwald steht ein ehemaliges Gesamtschul-Gebäude so gut wie leer, das von außen zwar nicht sonderlich einladend wirkt, innen jedoch einen weitgehend sehr guten Eindruck macht – inklusive top-sanierter Sporthalle. Es muss einer „schulischen Nutzung“ dienen, heißt es so schön, denn zuletzt ist es mit öffentlichem Geld aus Konjunkturpaketen saniert worden. Zweitens: Stadtweit fehlen hunderte Gesamtschul-Plätze, Tendenz stark steigend. Muchtar Al Ghusain, neuer Schuldezernent der Stadt, hatte bereits vor Monaten erkannt, dass bei Gesamtschulen „dringender Handlungsbedarf“ besteht. Drittens: Die Erich Kästner-Gesamtschule in Steele ist seit Jahren ausgesprochen unglücklich mit ihrer derzeitigen Zweigstelle in Kray: An der Brembergstraße werden seit Mitte der Neunziger Jahre die fünften und sechsten Jahrgänge in einem ehemaligen Hauptschulgebäude unterrichtet.

Standort Kray wird aufgegeben

„Wir haben immer gehofft, dass es saniert wird, nie ist etwas geschehen“, sagt Heike Brauckhoff-Zaum. Deshalb ersonn man zunächst den Plan, das Gebäude ersatzlos aufzugeben. Die Schulleiterin holte den aktuellen Fünfer-Jahrgang ans Kästner-Hauptgebäude am Pinxtenweg in Steele. „Doch wir platzen hier aus allen Nähten, uns fehlen vor allem Fachräume.“ So entstand die Idee, nicht nur Kray aufzugeben, sondern nach Stadtwald zu expandieren: „Wir waren mit dem gesamten Kollegium vor Ort, haben uns die Gebäude angeschaut, auch Fahrwege überprüft. Das ist machbar.“

Die Gesamtschule Süd schloss, weil sie viele Jahre lang zu wenige Anmeldungen verzeichnete. Doch für Quereinsteiger von Realschulen, die nach Klasse zehn doch noch das Abi machen wollten, war „Süd“ immer beliebt. Diesem Umstand trägt man jetzt Rechnung, indem man bewusst die älteren Jahrgänge in Stadtwald ansiedeln will: „Die Gesamtschule Süd bekam immer schon Schüler aus den umliegenden Stadtteilen, allerdings nur die älteren“, erklärt Heike Brauckhoff-Zaum. „Wir hoffen, für unsere Schule neue, gute Perspektiven entwickeln zu können.“