Essen-Werden. Luzie Micha ist die einzige Jazz-Trompeterin an der Folkwang Uni der Künste. Wie fühlt sie sich am Campus Essen-Werden? Die Stipendiatin erzählt.

Etwas Schöneres als ihr Studium an der Folkwang Universität der Künste kann sich Luzie Micha nicht vorstellen: In Essen lernt die 20-Jährige seit dem Wintersemester 2021 im Fachbereich „Jazz Performing Artist“ die Feinheiten des Trompetenspiels.

Als Sechsjährige entdeckte die gebürtige Mönchengladbacherin das Blechblasinstrument. „Meine ältere Schwester nahm Posaunenunterricht, sie war ein Vorbild“, erzählt die Musikerin bei einem Gespräch auf dem Campus in Werden. Daran nimmt auch Prof. Dr. Elke Winterhager teil, als Vertreterin der beiden Essener Zonta-Clubs. „Luzie Micha ist eine von derzeit sechs jungen Frauen, die über unsere Deutschland-Stipendien gefördert werden.“

Ein Jahr lang monatlich 300 Euro

Die Stiftung der weltweit aktiven Zonta-Vereinigung engagiert sich unter anderem für die Ausbildung von Frauen und Mädchen. Die beiden Essener Zonta-Clubs haben seit dem Start des Stipendiums vor neun Jahren bislang etwa 50 Folkwang-Studentinnen unterstützt. Nachwuchskünstlerinnen wie Luzie Micha erhalten ein Jahr lang monatlich 300 Euro. „Dieses Geld hilft mir, zusammen mit meinem Bafög die Wohnung zu finanzieren.“

Luzie Micha ist im dritten Semester. Doch bereits in der 12. Klasse am Gymnasium schrieb sie sich als „Junior-Studentin“ an der Folkwang-Uni ein, fuhr einmal in der Woche zum Studieren nach Essen. Der Direktor an der Schule glaubte an ihr Talent und gab ihr dafür frei. Auch bei nur vier Schultagen pro Woche schaffte Luzie Micha 2021 das Abitur – mit einem Traumdurchschnitt von 1,1.

Dr. Elke Winterhager erläutert, wie die beiden Essener Zonta-Clubs junge Frauen im Studium unterstützen.
Dr. Elke Winterhager erläutert, wie die beiden Essener Zonta-Clubs junge Frauen im Studium unterstützen. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Wie viel Freude der jungen Künstlerin das Studium bereitet, lässt sie beim Vorspiel in einem der Übungsräume deutlich hören. Einen Notenständer braucht die Studentin nicht. Frei präsentiert sie eine fröhliche Komposition, ganz ohne Begleitung. „Allein ist das schwieriger“, sagt sie. Am liebsten mache sie Musik in einer Band oder im Orchester.

Konzerterlös kommt den nächsten Studentinnen zugute

Eine längere Kostprobe ihres Könnens gibt sie am 16. Februar auf einem Benefiz-Konzert. Unter dem Motto „Bühne frei für die Stars von morgen“ haben die Essener Zonta-Clubs ein Programm auf die Beine gestellt, das allen entgegenkommt. „Die Stipendiatinnen können auftreten und zeigen, was sie gelernt haben. Zugleich tun sie ein gutes Werk für ihre Nachfolgerinnen. Denn der Erlös der Veranstaltung kommt den nächsten Studentinnen zugute, die wir fördern“, erläutert Elke Winterhager.

Luzie Micha findet: „Die alten Gebäude haben eine besondere Ausstrahlung, und der Stadtteil bietet alles, was man benötigt.“
Luzie Micha findet: „Die alten Gebäude haben eine besondere Ausstrahlung, und der Stadtteil bietet alles, was man benötigt.“ © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Auf dem Campus in Werden fühlt sich Luzie Micha zuhause. „Es ist hier alles eher klein und überschaubar. Die alten Gebäude haben eine besondere Ausstrahlung, und der Stadtteil bietet alles, was man benötigt.“ In die City fahre sie eher selten. Neben den Vorlesungen und Seminaren in Gehörbildung, Musikgeschichte und Notation spielt sie täglich etwas zwei bis fünf Stunden Trompete. „Dafür miete ich mir hier an der Uni Übungsräume.“

In ihrer Wohnung probt sie nicht, um die Nachbarn nicht zu stören. Doch auf dem Campus lieben alle Musik und haben Verständnis für bisweilen schräge Töne. Im Hauptgebäude üben Studierende von früh bis spät, Klavier, Geige oder klassischen Gesang. Aus dem Jazz-Gebäude am Wesselswerth 23 erklingen hingegen Saxofone, Posaunen, Schlagzeuge und E-Bässe.

Mit ihren Geschwistern hat sie eine Band gegründet

„Gesang gibt es bei uns im Fachbereich natürlich auch“, so die Studentin weiter. Sie singe gern, hauptsächlich Alt und nahm bereits in der Schulzeit Gesangsstunden. Ab und zu singt sie bei Band-Auftritten in Viersen oder Mönchengladbach, gemeinsam mit ihren älteren Geschwistern. „Mein Bruder studiert E-Gitarre in Essen, meine Schwester Posaune in Düsseldorf.“ Zusammen haben sie die Funk-Band „Fourfold“ gegründet.

Das Instrument im unlackierten Vintage-Stil hat Luzie Micha bei einem Trompetenbauer in den Niederlanden gekauft.
Das Instrument im unlackierten Vintage-Stil hat Luzie Micha bei einem Trompetenbauer in den Niederlanden gekauft. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Bei den Konzerten sammelt Luzie Micha Erfahrungen für ihr späteres Berufsleben. Am liebsten würde sie als Trompeterin durch die Welt touren. Das würde auch den Frauen der Zonta-Clubs gefallen. „Es gibt kaum bekannte Musikerinnen, die Trompete spielen“, weiß Elke Winterhager, die von 2013 bis 2021 die Zonta-Stipendiatinnen im Team mit Zonta-Kollegin Margret Schunk aus Werden betreute. Und Jazz-Trompeterinnen seien noch seltener.

Benefiz-Konzert der Essener Zonta-Clubs

Zonta ist ein weltweiter Zusammenschluss berufstätiger Frauen. Die Clubs unterstützen Frauen und Mädchen in finanzieller, politischer, rechtlicher und politischer Hinsicht. An talentierte Studentinnen werden Deutschland-Stipendien vergeben.

Weitere Infos bei den Zonta-Clubs auf den Homepages www.zonta-essen-1.de und www.zonta-essen-2.de.

Die beiden Clubs laden am Donnerstag, 16. Februar, um 19 Uhr zu einem Benefiz-Konzert an der Folkwang-Universität der Künste (Klemensborn 89a) in Werden ein. Einlass in der Neuen Aula ist ab 18.30 Uhr.

Karten gibt es im Vorverkauf per Mail an . Eintritt 30 Euro, Schüler und Studenten fünf Euro. Restkarten an der Abendkasse.

In ihrem Fachbereich in der Folkwang Uni ist Luzie Micha derzeit jedenfalls die einzige Frau. Am Jazz, der um 1900 in den Südstaaten der USA entstand, gefalle ihr die große Bandbreite. „Von Dixieland über Reggae, Swing und Funk bis zum Free Jazz ist alles dabei.“

Luzie Micha packt ihre Messing-Trompete wieder in den schwarzen Rucksackkoffer. Das Instrument im unlackierten Vintage-Stil hat sie bei einem Trompetenbauer in den Niederlanden gekauft. „Mit dieser Trompete bin ich sehr zufrieden, denn sie entspricht meiner klanglichen Vorstellung“, sagt sie.

Konzert bildet Querschnitt des Lehrbetriebs ab

Bei ihrem Auftritt in der Neuen Aula wird sie von einem Jazz-Pianisten begleitet. Nach dem Trompetenspiel singt sie „Seven Day to change your life“, ein Stück des britischen Singer-Songwriters Jamie Cullum. Auf das Benefiz-Konzert der Stipendiatinnen, ein jährliches Highlight, freuen sich die beiden Essener Zonta-Clubs. „Die jungen Künstlerinnen und die Folkwang-Universität sind uns in vielen Jahren sehr ans Herz gewachsen“, so Winterhager. Das Programm zeigt einen Querschnitt dessen, was an der Uni gelehrt wird und reicht von Klavier, Bratsche und Gesang bis zum „Physical Theatre“, einer Kombination aus Tanz und Pantomime.