Essen. Am Tag gegen Gewalt an Frauen erstrahlten in den Vorjahren Essener Gebäude von Aalto bis Zollverein in Orange. Warum das Licht diesmal ausbleibt.
Jahr für Jahr erstrahlen in Essen am 25. November öffentliche Gebäude und Landmarken von Aalto-Theater bis Zollverein in Orange. Nach dem Willen der Vereinten Nationen soll die Aktion „Orange the World“ am Tag gegen Gewalt an Frauen weltweit Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. In Zeiten steigender Energiekosten und umweltbedingter Einsparungen, bleibt in diesem Jahr das orangefarbige Licht aus. Die Essener Aktivistinnen haben sich ein neues Symbol für ihr Anliegen gewählt.
Traditionell setzen die Frauenserviceclubs Zonta I, Zonta II, Soroptimist International (SI) Club Essen, SI Club Essen-Süd, SI Club Essen Victoria und Lions Sententia am 25. November gemeinsam ein Zeichen – und konnten zuletzt immer mehr Partner gewinnen, die ihre Gebäude in Orange tauchten. Diesmal wird der Protest nicht so auffällig, dafür aber nachhaltiger ausfallen: Mit zunächst zwei orangefarbenen Bänken, die in den Werkstätten des Franz-Sales-Hauses gefertigt wurden.
Eine Bank mit Botschaft
Die eine hat Essens größte Wohnungsgesellschaft Allbau GmbH gestiftet und am Mittwoch (23. 11.) im Grugapark nahe der Orangerie platziert. Eine Bank mit Botschaft: „Kein Platz für Gewalt gegen Frauen“ ist in die Lehne gefräst. „Die Symbolwirkung ist uns genauso wichtig wie die Information über Hilfsangebote für Betroffene in Essen“, sagt Sabine Reimann von Soroptimist International Deutschland. Daher ist auf beiden Bänken auch eine Plakette mit einem QR-Code angebracht: Dieser führt auf die Webseite der Frauenberatungsstelle, wo in mehreren Sprachen über Hilfs- und Beratungsangebote informiert wird.
„Wir sind sehr gerne bei der Aktion dabei, da wir ein leuchtendes Zeichen für Gewaltlosigkeit und Gleichheit setzen möchten – gemeinsam mit vielen Partnern im Rahmen einer sehr erfolgreichen, emotionalen Kampagne“, sagt Allbau-Sozialmanagerin Annette Giesen. Die Initiatorinnen freuen sich, dass sie schon weitere Sponsoren gewonnen haben: Mindestens vier Bänke könne man im kommenden Jahr in Essen aufstellen.
Jeden dritten Tag stirbt hierzulande eine Frau an den Folgen häuslicher Gewalt
Die erste Bank haben die Frauenserviceclubs selbst finanziert: Sie steht jetzt am Westdeutschen Protonentherapiezentrum (WPE) der Universitätsmedizin Essen. „Das Thema Gewalt gegen Frauen muss mehr Aufmerksamkeit erhalten. Daher bin ich von der Arbeit des Netzwerks begeistert“, sagt die ärztliche Leiterin des WPE, Prof. Beate Timmermann.
Gewalt gegen Frauen sei auch hierzulande trauriger Alltag, betonen die Initiatorinnen. Sie komme in allen sozialen Schichten vor, Täter sei oft der Partner: „Jeden dritten Tag stirbt in Deutschland eine Frau an den Folgen häuslicher Gewalt.“