Essen-Rüttenscheid. Taubenkot, Kabelsalat und Stillstand beim Umbau: Ein Essener kritisiert die Situation am U-Bahnhof Rüttenscheider Stern. Das sagt die Ruhrbahn.
- Ein Essener beschwert sich über die Situation am U-Bahnhof Rüttenscheider Stern. Seine Kritik: Aus der Decke hängen Kabel, die Bauarbeiten gehen nicht weiter und die Taubenpopulation wächst.
- Die Ruhrbahn erklärt auf Anfrage, das Taubenproblem solle beseitigt sein, wenn die Rüttenscheider Station fertig umgebaut ist.
- Bis die Südstrecke in Rüttenscheid komplett barrierefrei umgebaut ist, wird es noch etwas dauern. Laut Ruhrbahn gab es aus verschiedenen Gründen Verzögerungen.
„Nicht einladend“, „sehr negatives Erscheinungsbild“: Wolfgang Müller hat für den U-Bahnhof Rüttenscheider Stern kaum positive Worte übrig. Seine Hauptkritikpunkte: Entfernte Verkleidungen offenbaren den Kabelsalat im Inneren der Decke, außerdem sei die Taubenpopulation ein wachsendes Problem. Der 70-Jährige aus Bredeney fährt fast jeden Tag mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Rüttenscheid. Umso mehr ärgert er sich über die Situation an der Station. Die Ruhrbahn hat er deshalb schon kontaktiert, doch er beklagt: „Es hat sich nichts getan.“
Tatsächlich: Schaut man sich an der U-Bahnstation um, dann fallen die aus der Decke hängenden Kabel sofort ins Auge. Und auch Tauben sitzen dort fast immer auf Deckenvorsprüngen oder staksen über den Boden. „Da diese Haltestelle eigentlich ein Entrée zur Gruga und zum Folkwang-Museum sein soll, sollte sie auch sauber und einladend sein. Aber es ist leider nicht so“, kritisiert Müller. „Taubenkot auf dem Boden, an den Wänden der Rolltreppen, verdreckte Handläufe. Man muss im U-Bahnhof vorsichtig sein, dass man selbst nicht von Taubenkot getroffen wird.“
Rüttenscheider Stern: Nach Umbau soll Taubenproblem beseitigt sein
Auf Anfrage erklärt Ruhrbahn-Sprecherin Sylvia Neumann, die Verunreinigungen durch Taubenkot lasse man mehrmals täglich entfernen. Endgültig Schluss mit der Taubenplage soll sein, wenn die sich gerade im Umbau befindliche Station fertiggestellt ist. „Bei den Umbauplänen ist vorgesehen, die Decken so zu erneuern, dass für die Tauben keine Aufenthaltsmöglichkeiten mehr entstehen“, so Neumann. Die Bahnhöfe Rüttenscheider Stern und Martinstraße befänden sich noch im Baustellenzustand. Daher rührten auch die sichtbaren Leitungen und Kabel. Die sind zwar nicht gefährlich, machen laut Müller aber keinen guten optischen Eindruck.
Die Ruhrbahn baut derzeit ihre Südstrecke – die Hauptverbindung zwischen der Innenstadt und den Subzentren Rüttenscheid und Bredeney sowie der Essener Messe – um. Nach dem Umbau sollen dort sogenannte Niederflurbahnen fahren, die einen barrierefreien Ein- und Ausstieg ermöglichen. Man muss dann keine Stufe mehr nehmen, um ihn die Bahn zu kommen. Die U-Bahnstationen Rüttenscheider Stern und Martinstraße gehören zu jenen, an denen Arbeiten noch nicht abgeschlossen sind. „Mittlerweile sind bei beiden Bahnhöfen die Bahnsteige abgesenkt und plattiert. Aber die Arbeiten gehen einfach nicht weiter“, bemängelt Wolfgang Müller. „Man sieht manchmal wochenlang keinen Arbeiter auf den Bahnhofbaustellen.“
U-Bahn-Umbau in Rüttenscheid: Materialmangel sorgte für Verzögerungen
Zum aktuellen Stand des Bauprojektes sagt Neumann, am Bahnhof Philharmonie seien die Arbeiten so gut wie abgeschlossen. „Der Gleisbereich muss noch abgeschottert werden – das passiert in einem Zuge mit den Bahnhöfen Rüttenscheider Stern und Martinstraße, Ende Mai bis Anfang August in diesem Jahr“, so die Ruhrbahn-Sprecherin. „Diese Arbeiten können nur durchgeführt werden, wenn der Fahrbetrieb unterbrochen wird.“ Der Bereich ab Philharmonie bis hinter den Bahnhof Martinstraße wird dann mit Staubschutzwänden eingehaust. Große Filteranlagen und Gebläse sollen den Staub ansaugen und die Luft filtern, während der Gleisschotter abgetragen wird.
Durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg habe es Verzögerungen gegeben, erklärt Neumann. Notwendige Materialien seien teils schwer zu bekommen: „Stahl, Kies, Fliesen – selbst die Beschaffung von vermeintlich simplen Dingen wie Fliesenkleber.“
Ruhrbahn: Umbau wird 1,3 Millionen Euro teuerer als geplant
Ebenfalls auf sich warten lässt der Einbau von Aufzügen am Bahnhof Florastraße. Hier könnte man theoretisch jetzt schon vom Bahnsteig in eine Niederflurbahn steigen, doch Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer kommen mangels Fahrstuhl gar nicht erst barrierefrei zum Gleis. Die Ausschreibung stehe an, sagt Neumann. Aber: „Wann wir mit den Einbauarbeiten beginnen können, ist heute für uns nicht abzusehen. Auch hier sind Lieferanten und Hersteller vom Materialmangel betroffen.“
2018 plante die Ruhrbahn für den barrierefreien Umbau der Südstrecke 3,7 Millionen ein. Nach jetzigem Stand erhöht sich die Investition laut Sprecherin Neumann auf 5 Millionen Euro. Der Grund dafür liege in der Erhöhung der Kosten für Material und der Aufwertung von Standards bei Umweltschutzaspekten.
Zu guter Letzt verzögert sich wegen Mängeln nun auch noch die Auslieferung neuer Niederflurbahnen an die Ruhrbahn um ein Jahr. Dem Vernehmen nach ist deshalb seitens des Herstellers eine Konventionalstrafe in Millionenhöhe fällig.