Essen-Werden. Ein altes Fachwerkhaus in Essen-Werden wird aus dem Dornröschenschlaf geweckt: Was der Nachhaltigkeits-Verein „Leben in Vielfalt“ dort plant.
Das kleine Fachwerkhaus in der Rittergasse mit der Nummer 25 soll nach vielen Monaten Leerstand endlich aus dem Dornröschenschlaf erwachen: Der Verein „Leben in Vielfalt“ hat es gemietet. Es gibt bereits zahlreiche Ideen, was unter seinem Dach alles passieren kann: Initiativen aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz sollen dort einen Anlaufpunkt haben, Familien könnten sich einbringen, Schulkinder praktische Ernährungserfahrungen sammeln. Doch zunächst einmal muss das „Haus Wunderbar“ renoviert werden.
110 Quadratmeter, die sich auf den Gastraum im Erdgeschoss, Küche und drei Zimmer im Obergeschoss verteilen. Zuletzt war das Mondcafé in diesen Räumen zu finden; es schloss Ende Mai 2022 nach nur zwei Jahren seine Pforten. Davor beherbergte das Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert eine Gastwirtschaft und einen Verlag. Um- und Anbauten über die Jahrzehnte haben eine etwas verwinkelte Architektur mit halben Treppen entstehen lassen, die dem Ganzen aber auch ein gewisses Etwas verleiht. „Für unsere Zwecke ist es ideal“, sagt Christiane Gregor, die den Trägerverein für das „Haus Wunderbar“ mitbegründet hat.
Eine „Lehrküche“ für Schulkinder ist geplant
Christiane Gregor ist Vorsitzende der Flüchtlingshilfe „Werden hilft“, gehört zum Kernteam Klima-Entscheid Essen, hat die Initiative „Gemeinsam für Stadtwandel Werden” im Stadtteil mit etabliert und ist als Leiterin des Gute-Klima-Festivals auch in Altenessen aktiv. Das Haus in der Rittergasse soll so etwas wie ein Ankerpunkt sein, um diesen Initiativen (gern stadtteilübergreifend) Raum für Treffen zu geben „und wo man ganz einfach auch mal Material wie Flyer lagern kann“, führt die 52-jährige Werdenerin aus.
Mit von der Partie ist auch Karin Schmidt vom Ernährungsrat Essen, die sich das „Haus Wunderbar“ gut als „Lehrküche“ für Schulkinder in Sachen gesunde Ernährung und nachhaltiges Kochen vorstellen kann. „Wir gehen bislang in die Schulen, aber ebenso gut könnten Klassen auch hierher kommen. Wir könnten auch Workshops für Familien anbieten“, sagt die 56-Jährige. „Das Haus soll für alle offen sein, in Anlehnung an das Fachgeschäft für Stadtwandel in Holsterhausen.“
Im Obergeschoss könnten Upcycling-Projekte und Co-Working-Plätze entstehen. Jegliche Ideen, Projekte, Mitmach- und Bildungsangebote rund um die Themen Klima, Umwelt, Nachhaltigkeit und Gesundheit seien gefragt, so Gregor. Außerdem gehe es um das soziale Miteinander. Karin Schmidt: „Bisher sind die Gruppen zwar aktiv, aber sehr für sich. In solch einer Hausgemeinschaft könnten wir uns gegenseitig Kraft geben.“
„Allein ist man stark. Gemeinsam wunderbar“, lautet denn auch das Motto des Vereins „Leben in Vielfalt“. Dessen Kraft soll explizit in andere Stadtteile ausstrahlen. So arbeite der Ernährungsrat schon eng mit der Initiative „Altenessen blüht“ zusammen, berichtet Karin Schmidt. Gegenseitige Besuche der Aktiven seien denkbar. Christiane Gregor bringt es auf den Punkt: „Wir öffnen hier die Türe, andere müssen hindurchgehen.“
Verein „Leben in Vielfalt“ hat schon 27 engagierte Mitglieder
Der Verein „Leben in Vielfalt“ hat bereits 27 Mitglieder. Weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter jeden Alters sind willkommen. „Sie können Ideen einbringen, was wir hier noch alles auf die Beine stellen könnten. Tatkräftige Hilfe beim Renovieren ist aber ebenso gerngesehen“, sagt Christiane Gregor.
Fürs Dachdecken, Holz- und Elektroarbeiten würden natürlich Profis engagiert. Eine Solaranlage soll installiert werden. „Die Ausgestaltung der Räume wird in Eigenleistung erfolgen.“ Bis zum Sommer soll die Renovierung abgeschlossen sein. Dann könnten Schlagworte wie Leih-Bar, Kost-Bar, Hör-Bar, Les-Bar und Probier-Bar mit Leben gefüllt werden. Ein Klavier soll für musikalische Unterhaltung sorgen, ein Café zum Verweilen einladen.
Kontakte zu anderen Vereinen knüpfen und fördern
Wobei Christiane Gregor betont: „Wir wollen keine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten sein. Vielmehr wollen wir uns mit solchen Initiativen stärker vernetzen.“ Erste Kontakte zu den Vereinen und Institutionen im Stadtteil würden in den nächsten Monaten geknüpft. Der Verein hoffe zudem, junge Menschen – die Folkwang-Uni ist quasi nebenan – nachhaltig zu begeistern und fürs Mitwirken zu motivieren.
Wer Interesse an der Entwicklung, einer Mitgliedschaft und der Eröffnung von „Haus Wunderbar” hat, kann die Aktiven über die E-Mail haus@hauswunderbar.de erreichen.