Essen-Werden. Essen-Werden soll klimagerechter werden. Am 29. Oktober werden drei Parkplätze temporär umgewidmet. Das haben die Klimaaktivisten geplant.
Der kleinste Park der Stadt Essen wird in Werden an der Heckstraße entstehen und exakt so groß sein wie drei Pkw-Stellplätze. Dort wird am Samstag, 29. Oktober, ein roter Teppich für die Menschen ausgerollt. Eine Gruppe von Klimaaktivisten lädt von 10 bis 16 Uhr zu Begegnungen und Gesprächen ein, auch möchte sie zusätzliches Grün in den Straßenraum bringen.
Um alles rechtlich abzusichern, hat Martin Kaiser, Vorstandsmitglied der BUND-Kreisgruppe Essen und aktiv bei der Initiative „Gemeinsam für Stadtwandel Werden“, bei der Stadt eine Sondernutzung angemeldet. Ein Halteverbotsschild wird die Fläche freihalten. Kinder können spielen, es wird Musik geben. Geworben werden soll für einen „klimagerechten Innenstadtring Werden“ mit attraktiven Angeboten für Fußgänger, Radfahrer und ÖPNV-Nutzer.
Autos beanspruchen zu viel Platz im Stadtteil
Die drei Auto-Stellplätze liegen genau zwischen zwei Straßenbäumen. Denen gehe es offenkundig schlecht, so Stadtplaner Michael Happe: „Sie bräuchten Baumbeete von mindestens sechs Quadratmetern und darunter zwölf Kubikmeter Erde für ihr Wurzelwerk.“ Barbara Vlijt, ebenfalls bei der Initiative engagiert, bedauert: „Die Bäume bekommen nicht genügend Wasser. Und im Sommer wird es hier in der Heckstraße richtig heiß.“
Dass die westliche Hälfte der Altstadt hochwassergefährdet sei, wisse spätestens seit der Flut letzten Sommer jeder. Michael Happe hält eine Karte des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie hoch: „Wenn es oberhalb von Werden für längere Zeit extrem stark regnet, dann steht das Wasser in der Brückstraße und am Gymnasium über zwei Meter hoch.“ Spätestens da verliere die Forderung nach einer Wasser aufnehmenden „Schwammstadt“ ihren theoretischen Charakter. Asphaltierte Flächen müssten zugunsten einer besseren Versickerung geöffnet werden.
Es sei erschreckend, wie viel Platz in Werden von Autos besetzt werde. Stadtplaner Happe hält Zahlen parat: „56 Prozent des Altstadtkerns sind Verkehrsflächen. 36 Prozent sind für Pkws reserviert.“ Die Gruppe fordert die Bewirtschaftung eines reduzierten Parkraums. Nur Anwohnerparken und Kurzzeitparken solle zugelassen werden. Langzeitparker müssten etwas außerhalb parken oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommen.
Parkraum wegzunehmen, stößt vielfach auf Kritik
Dazu müsste aber der morgens, abends und am Wochenende stark ausgedünnte ÖPNV-Verkehr kräftig ausgebaut werden. Es gebe in Werden über 4000 Arbeitsplätze, da müsse man mit den Arbeitgebern reden über Lösungsmöglichkeiten. So sei mal ein Parkhaus für die beiden Krankenhäuser im Gespräch gewesen.
Anregungen und Mitarbeit erwünscht
Die Parkplatz-Aktion wird am Samstag, 29. Oktober, von 10 bis 16 Uhr vor den Häusern Heckstraße 27-29 stattfinden. Anregungen und Mitarbeit können unter stadtwandel.werden@gmail.com angemeldet werden.
Außerdem möchte sich die Gruppe am Mittwoch, 26. Oktober, um 18 Uhr noch einmal treffen im Foyer von Haus Fuhr, Heckstraße 16 (Seiteneingang).
Die Klimainitiative „Gemeinsam für Stadtwandel Werden“ entstand 2019 aus einem mehrteiligen Seminar des Wissenschaftlers Simon Wehden.
Kostenfreien Parkraum wegzunehmen, stößt gerade in den sozialen Medien immer wieder auf Widerspruch. Damit würden nur weitere Geschäftspleiten forciert. Peter Allmang ist Vorsitzender des Werdener Werberings: „Unsere Kaufmannschaft hat da keine Berührungsängste. Rund 90 Prozent unserer Geschäfte im Altstadtkern sind ohnehin nicht mit dem Auto bis direkt vor die Tür zu erreichen.“
Geschützte Verkehrsräume für Radfahrer schaffen
Ein Ausbau der Fahrrad- und Fußgängerinfrastruktur könne den Absatz des Handels um bis zu 30 Prozent steigern: Diese Erkenntnis zeige eine Erhebung aus London, führen die Werdener Aktivisten an. Forscher der Uni Toronto seien zu dem Fazit gekommen, dass der Effekt neuer Radwege auf die lokale Wirtschaft neutral bis positiv sei.
Radfahrer sollten geschützte Verkehrsräume erhalten, so die Meinung der Initiative. Wenn zum Beispiel Schüler des Gymnasiums mit dem Rad unterwegs wären, gebe es mehrere Gefahrenpunkte. Happe nennt die Joseph-Breuer-Straße: „Das ist eine gefährliche Stelle, dabei führt hier sogar der Ruhrtal-Radweg lang. Selbst bei rund 1,5 Meter breiten Fahrradstreifen bliebe aber in der Mitte mit 4,5 Metern genügend Platz, damit zwei Autos aneinander vorbei fahren können.“