Essen-Altenessen. Die Natur in die Stadt- und das Gemüse vor die Haustür bringen: Essener Initiativen wollen mit ihren Ideen die Nachbarschaft im Norden stärken.

Wie lässt sich Essen in eine blühende und essbare Stadt verwandeln? Und wie bekommt man Themen rund um Biodiversität von einem abstrakten Level auf die Straße?

Diesen Fragen widmen sich die Stadtteilinitiative „Altenessen.blüht“ und der Ernährungsrat Essen, die die Stadt mit ihren Ideen in ein „blühendes“ Gemeinwesen verwandeln und damit einen Beitrag zur Artenvielfalt und zu gesunder Ernährung leisten wollen.

„Nachhaltigkeit aus dem Öko-Randbereich rausbringen“

„Nahrungskette reloaded – Was kann Natur in der Stadt?“ lautete entsprechend der Titel des zweiten Ideenaustauschs in der Reihe Stadtvisionen, zu der die Evangelische Kirche einmal im Monat in die Marktkirche, Markt2/Porschekanzel einlädt.

„Unser Ziel ist es, Themen zu gesunder Ernährung und Nachhaltigkeit für die Menschen in der Stadt präsent zu machen und aus dem Öko-Randbereich rauszubringen“, sagt Annika Wegener-Franzen vom Ernährungsrat Essen. „Es ist wichtig, den Menschen zu zeigen, dass man kein Gärtnerdiplom oder ein volles Konto braucht, um sich gesunde Ernährung leisten zu können.“

Nachbarschaft stärken durch Pflanz-Projekte

Mit Projekten wie der „Krautschau“, bei der es darum geht, essbare Kräuter direkt vor der Haustür zu finden, oder dem „Schlaraffenband Ruhr“, einer essbaren Fahrradstrecke durchs Ruhrgebiet, haben die Initiativen schon einiges umgesetzt, um die Natur im Alltag der Essenerinnen und Essener zu platzieren. Für Wegener-Franzen ist es wichtig, bereits den Jüngsten das Thema Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung näher zu bringen. Deshalb stellt der Ernährungsrat Kitas und Schulen Hochbeete zur Verfügung. „Die Kinder sollen direkt lernen, dass Kartoffelpüree nicht ursprünglich aus der Tüte kommt.“

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Auch wenn sich die Angebote an die Bewohnerinnen und Bewohner aller Stadtteile richtet, „liegt der Fokus unserer Arbeit auf dem Norden“, sagt Kristina Wendland von der Stadtteilinitiative Altenessen blüht. Denn gerade hier sei es wichtig, das Image der Stadtteile zu stärken. Häufig sei es jedoch schwierig, die Menschen zu aktivieren und vom Sofa herunterzuholen. Deshalb müssten die Projekte vor allem eines: „Spaß machen und die Nachbarschaft untereinander ins Gespräch bringen“, betont Wendland.

So könne ein blühendes Baumbeet in einer Wohngegend die Aufmerksamkeit der Nachbarn wecken und schon sei ein Gemeinschaftserlebnis geschaffen – ganz im Sinne der Initiativen, das Ökologische mit dem Sozialen zu verknüpfen.

Hochbeet-Bepflanzung: Von unterschiedlichen Nationalitäten lernen

Projekte, wie das Hochbeet am interkulturellen Begegnungszentrum KD11/13 in Altenessen finden von den Bürgerinnen und Bürgern bereits großen Anklang. Die Idee dazu kam Wendland durch eine Begegnung mit einem Syrer. „Wir standen vor dem Zentrum, er zeigte mir ein Foto einer blühenden Pflanze und fragte mich, wie die Pflanze denn heißt“, erinnert sich die Koordinatorin. Eine Antwort habe sie zwar nicht parat gehabt, erzählt Wendland, aber aus der Begegnung sei ihr der Gedanke gekommen, Heil- und Gewürzkräuter aus unterschiedlichen Kulturkreisen anzupflanzen und zu schauen, was auch hier in Deutschland davon wächst.

„Hier wohnen viele Nationalitäten, teilweise auf kleinem Raum zusammen“, sagt Wegener-Franzen vom Ernährungsrat. Da sei es schön, wenn der eine seine türkische Bratpaprika mitbringt, die andere eine besondere Tomatenart und der nächste ein bestimmtes Kraut, dass er aus seiner Heimat kennt.

Kristina Wendland von der Stadtteilinitiative „Altenessen blüht“ zeigt Samen der blühenden Wiesenpracht beim interkulturellen Begegnungszentrum KD11/13. (Archivfoto)
Kristina Wendland von der Stadtteilinitiative „Altenessen blüht“ zeigt Samen der blühenden Wiesenpracht beim interkulturellen Begegnungszentrum KD11/13. (Archivfoto) © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Die Menschen dabei zu erreichen, sei keine große Hürde, sagen die Initiativen. Allerdings würden Interessierte oft nicht so recht wissen, wo sie anfangen sollen. Mit einem kostenlosen Angebot will der Ernährungsrat Essen künftig noch mehr Hemmschwellen abbauen. Die Bildungsreihe „Pflanzenstarter*innen“ soll sowohl online als vor Ort in der Zeche Carl stattfinden und den Essenerinnen und Essenern Tipps und Tricks rund um den einfachen Umgang mit Pflanzen aufzeigen. Weitere Infos dazu möchte der Ernährungsrat in Kürze geben.

Damit sind die Initiativen noch lange nicht am Ende: Vor ihnen liegt eine lange Liste mit weiteren Ideen für eine blühende und essbare Stadt.

Interessierte, die sich für ihren Stadtteil engagieren möchten, können sich per Mail an .

Infos zu den Veranstaltungen der Evangelischen Marktkirche rund um soziale und ökologische Themen der Stadt finden Interessierte unter marktkirche-essen.de.