Essen. Die Aufstockung des Eick-Hauses am Eingang zur Essener Innenstadt polarisiert. Der Eigentümer will den Umbauplan umsetzen und erklärt, warum.

Der Eigentümer des Eick-Hauses will sich beim Umbau des historischen Gebäudes eng am Siegerentwurf des Architektenwettbewerbes orientieren. „Wir möchten diesen gerne realisieren“, betonte Kai Ladebeck, der die Akquisition bei der Hamburger DWI Gruppe verantwortet. Ziel sei es, ein Stadtbild prägendes Gebäude am Eingang zur Innenstadt zu schaffen. „Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst“, sagte er.

Vergangene Woche hatte die DWI zusammen mit der Stadtverwaltung den Entwurf des Essener Büros Brüning Rein präsentiert. Er sieht einen fünfstöckigen Glasaufbau vor, der zur Kettwiger Straße hin abgestuft ist. Er sei filigran, spannend, beinhalte intelligente Staffelungen und gewährleiste, dass der historische Bau die Dominanz behält“, meinte Ladebeck. Auch die anderen fünf Architektenbüros, die zum Wettbewerb eingeladen waren, hätten allesamt „massive Aufstockungen“ favorisiert.

Kritik an Umbauplänen für das Eick-Haus in Essen

Während es Lob aus der Fachwelt für die vorgestellten Pläne gibt, reißen auch die kritischen Stimmen nicht ab. Nach Auffassung vieler am Stadtumbau interessierter Bürger nimmt der gläserne Aufbau zu wenig das historische Gebäude auf. Mancher hätte sich gar einen Nachbau oder zumindest eine Orientierung am früheren Pagodendach gewünscht, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

So soll das Eick-Haus nach der Umgestaltung von der Kettwiger Straße aussehen. Aus dieser Perspektive wirkt der Glasaufbau weniger schroff als an der Kopfseite. Rechts die Kapuzinerqasse. 
So soll das Eick-Haus nach der Umgestaltung von der Kettwiger Straße aussehen. Aus dieser Perspektive wirkt der Glasaufbau weniger schroff als an der Kopfseite. Rechts die Kapuzinerqasse.  © loomn.de - Architekturkommunikation / DWI Gruppe, Architekturbüro Brüning Rein

Für die DWI kommt eine solche historische Rekonstruktion jedoch nicht in Frage, „bei allem Verständnis, Bewahrenswertes zu erhalten“, so Ladebeck. Es würde sich um eine reine Kulissenarchitektur à la Las Vegas handeln, die nicht stark genug wäre, heute als Tor zur Innenstadt aufzufallen. „Das wäre nicht der richtige Umgang mit der Historie“, ist Ladebeck überzeugt.

Schon beim Bau des Eick-Hauses 1915 war es Ziel des Architekten Georg Metzendorf, einen markanten Blickfang zu schaffen. Möglicherweise aber fand er die außergewöhnliche Dachform bald selbst schon nicht mehr zeitgemäß und entwarf einen mehrstöckigen Aufbau über das gesamte Gebäude, der jedoch nicht realisiert wurde.

Neugestaltung orientiert sich an Metzendorfs Weiterentwicklung

An diesen Ideen Metzensdorfs orientiert sich der geplante Glasaufbau, jedenfalls was die Höhe betrifft. Dabei schließt die DWI „weitere Ausformulierungen“ des „Brüning Rein“-Entwurfs nicht aus, wie Ladebeck meint. Unter anderem kann er sich vorstellen, dass man sich die Gestaltung des Übergangs von alt zu neu noch einmal ansieht. Mitentscheidend, wie das Gebäude final aussehen soll, werden auch die Gespräche mit dem Denkmalschutz sein, bei denen es um Themen wie Fenstergliederung oder eingesetzte Materialien gehen wird.

Bis der Umbau starten kann, wird daher noch etwas Zeit vergehen. Ladebeck rechnet mit einer Planungsphase von etwa zweieinhalb Jahren. Damit wäre der Baustart frühestens Anfang 2024.

Der Entwurf zum Eick-Haus vom Willy-Brandt-Platz aus gesehen.
Der Entwurf zum Eick-Haus vom Willy-Brandt-Platz aus gesehen. © DWI Gruppe, Architekturbüro Brüning Rein | DWI Gruppe, Architekturbüro Brüning Rein

Mit dem massiven Glasaufbau gewinnt das Gebäude unterdessen deutlich an Fläche, die sich gegenüber heute in etwa verdoppelt. Ladebeck macht kein Hehl daraus, dass es dabei auch um wirtschaftliche Überlegungen geht, wenn sich eine solche Investition rechnen soll. Gleichzeitig aber betont er: „Uns geht es nicht um Flächenmaximierung, sondern um eine wertige Entwicklung. Wichtig ist, dass hochwertige Flächen für gute Mieter entstehen, die der Innenstadt einen Schub geben.“

Gebäude soll Einzelhandel und Büros beherbergen

Das Nutzungskonzept sieht Einzelhandel im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss vor. Darüber werden Büros entstehen. Für Wohnen dagegen eigne sich die zentrale Lage an der Einkaufsstraße und gegenüber des Hauptbahnhofs nicht.

Zusammen mit dem Umbau des alten Kaufhof-Warenhauses zum Kaiserhof gleich nebenan und der Neugestaltung des heute von vielen als trist empfundenen Willy-Brandt-Platzes wird die gebeutelte Essen Innenstadt in den kommenden Jahren ein völlig neues Entree bekommen. „Wir glauben an die Innenstadt“, betonte Ladebeck.