Essen. Plätze sind schön, wenn sie schönen Gebäuden drumherum Raum bieten. Deshalb ist der Willy-Brandt-Platz besser als sein Ruf. Ein Kommentar.
Seit der Willy-Brandt-Platz in den 1990er Jahren durch die Aufhebung einer Innenstadt-Zufahrtsstraße seine heutige Gestalt erhielt, wird das Ergebnis problematisiert. Denkmäler, Kunstwerke, viel Grün, Sitzbänke – vieles ist hier schon hin und her gewendet worden. Nun sind es drei reichlich überkandidelt wirkende Spielereien, die einer Aufwertung des Platzes dienen sollen. Aber worum geht es überhaupt bei einem Platz wie diesem?
Dem Willy-Brandt-Platz geben gleich vier bemerkenswerte Gebäude Statur - einmalig für Essen
Stadt-Plätze werden meist dann als schön empfunden, wenn sie ansehnlichen oder wenigstens charaktervollen Gebäuden drumherum Raum und damit eine Art Bühne bieten, damit die Architektur wirken kann. Das leistet der Willy-Brandt-Platz in seinem jetzigen Zustand auf vorbildliche Weise. Mit der Hauptpost, dem Handelshof, dem Eickhaus und dem künftigen Königshof gibt es gleich vier bemerkenswerte historische oder historisierende Großgebäude, die dem Platz Statur und ästhetische Qualität geben.
Für Essener Verhältnisse ist das wahrhaftig nicht wenig. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Essen nirgends so klassisch großstädtisch ist wie am Willy-Brandt-Platz. Das gilt vor allem, wenn man vom Hauptbahnhof in Richtung Kettwiger Straße blickt. Die damaligen Stadtplaner und die Architekten dieser Gebäude hatten das übrigens auch genau so vorgesehen, denn bis vor etwa 100 Jahren war der Haupteingang zur Innenstadt nur einige Meter breiter als die Kettwiger Straße jetzt.
An baulichen Banalisierungen auf Plätzen herrscht schon jetzt in Essen kein Mangel
Die Platzfläche selbst muss deshalb nicht vollkommen nackt bleiben. Vorstellen kann man sich mehr und bessere Außengastronomie, kleinere Grün-Elemente oder etwas anderes, das jetzt noch keiner auf der Agenda hat. Hüten sollte sich die städtischen Fachleute und die Essener Bürger aber vor irgendwelchen Mätzchen, die nur eine städtebauliche Banalisierung des Ortes befördern. Davon hat Essen schon mehr als genug